Berlin hat echt viel zu bieten, aber zwei Sachen fehlen definitiv: ein Spaßbad und ein Freizeitpark. Gab’s ja alles mal, mit dem SEZ und dem Blub zum wilden Planschen sowie dem Spreepark im Plänterwald. Alle seit Ewigkeiten pleite, und niemand Neues hat sich gefunden, klassische Lost Places. Schade!
Also müssen wir nach Brandenburg fahren. Kurz hinter Spandau, ganz im Westen, liegt Karls Erdbeerhof. Vom Alexanderplatz aus braucht man mit dem Auto knapp 50 Minuten – wenn der Verkehr mitspielt; mit den Öffis eine Stunde, wenn nicht wieder irgendein Streik oder ein Notarzteinsatz oder Schneeregen ist.
West-Berliner sind natürlich schnell in Elstal, aber auch für alle anderen lohnt die weite Anfahrt, denn der Freizeitpark macht richtig Spaß. Wenn man gute Nerven und das nötige Kleingeld hat. Streng genommen heißt der Erdbeerhof auch gar nicht Erdbeerhof, sondern er ist ein Erlebnis-Dorf, Karls Erlebnis-Dorf. So muss es richtig heißen. Denn die Erdbeerhöfe sind eigentlich die Felder, auf denen man selbst pflücken kann.
Wer mit dem Auto anreist, muss – je nach Uhrzeit – vielleicht ein bisschen suchen, um einen Parkplatz zu finden. Grundsätzlich gibt es aber ausreichend unmittelbar vor dem Park. Vorsicht bei schlechtem Wetter: Teile des Parkplatzes sind unbefestigt, sodass sich riesige Pfützen und Matschberge bilden. Zudem sind einige Areale unbeleuchtet, weshalb man dann am Abend, auf dem Rückweg, mit dem Handy leuchten muss, um das Auto wiederzufinden. Merke: Gummistiefel und Taschenlampe sind sinnvoll!
Das Erdbeer-Erlebnisdorf ist verglichen mit dem Stammhaus in Rövershagen bei Rostock derzeit etwa gleich groß, wenngleich der Hof an der Küste älter ist. „Künftig wird Elstal aber in Punkto Größe auf Platz 1 sein“, teilt das Unternehmen mit. Denn Karls wächst weiter. 2025 soll nebenan ein „Bibi & Tina“-Park eröffnen. Hinzu kommen sollen Ferienhäuser und Hotels, was es in Rövershagen bereits gibt und gut genutzt wird.
Was kostet der Eintritt auf Karls Erlebnis-Dorf?
Wer Karls Erlebnis-Dorf besuchen möchte, kann das theoretisch vollkommen kostenneutral tun. Der Eintritt ist frei. Die Kinder können rutschen und klettern, drinnen wie draußen viel Spaß haben. Man kann beim Bonbon-Machen in der Halle zugucken, was spannend ist und selbst kleine Kinder fesselt. Hier sieht man, dass man bei Karls das Wort „Manufaktur“ ernst nimmt. Die Süßigkeiten sind tatsächlich handgemacht. Und es dauert, bis aus einem zähen Zuckerklumpen kleine Bonbons werden.
Natürlich darf man die Bonbons – ebenso wie an anderer Stelle die selbstgemachten Fruchtgummis und Schokoladen – probieren. Sie liegen einfach da und man darf zugreifen. Kaufen kann man das Naschzeug selbstverständlich auch, in unzähligen Sorten. Erdbeer–Sahne, Blaubeere, Erdbeer–Vanille, Sauermix, Maracuja und noch viele mehr. Für ein Glas (125 Gramm) zahlt man drei Euro.

Und so lauern die Versuchungen dann eben überall. Gleich am Eingang stehen ein Tassenkarussell und eine fliegende Kaffeetafel. Die Attraktionen kosten jeweils 2,50 Euro Eintritt. Da es für die zwei Fahrgeschäfte keine gesonderten Eingänge gibt, sondern nur einen, stehen kleine wie große Kinder an und warten mehr oder minder ungeduldig. Und weil man hier auch Tickets kaufen kann, bildet sich schnell eine lange Schlange.
Wer per App oder draußen bereits ein Tagesticket (15 beziehungsweise 20 Euro; online auch 20 Euro) gekauft hat, kann sich an einem Drehkreuz an der Schlange vorbei reinpiepsen, ebenso Jahreskarteninhaber (35 Euro).
Insgesamt gibt es in Elstal derzeit 17 kostenpflichtige Fahrgeschäfte, sowohl im Innen- als auch im Außenbereich. Würde man für jede Attraktion einzeln zahlen, kämen 61,50 Euro zusammen. So listet es das Unternehmen in einem Flyer auf. Insofern rechnen sich sowohl die Tageskarte als auch die Jahreskarte, vor allem angesichts der Tatsache, dass die Kinder ständig rufen: „Nochmaaaal!“
Wer nun aber wenig Geld hat oder ausgeben möchte, braucht umso stärkere Nerven, denn alles summt und brummt und glitzert und schreit förmlich danach, ausprobiert zu werden – es ist eine allgegenwärtige Verlockung, die durch das Gejuchze der vielen Kinder und Erwachsenen umso größer wird. Da ständig Nein sagen zu müssen und sich zu disziplinieren, macht keinen Spaß.
Die größte Zerreißprobe wartet dann, wenn der Hunger sich meldet. Denn Essen mitbringen darf man explizit nicht, was einerseits eine Selbstverständlichkeit ist, andererseits aber von anderen Freizeitparks, darunter dem Hollandpark im Norden Berlins, toleriert wird.
Wenn man die Website von Karls aufruft, ploppt sofort ein Banner auf, das mit roten Großbuchstaben darauf hinweist, dass es verboten ist, Speisen und Getränke mitzubringen. Erlaubt sind einzig eine 0,5-Liter-Flasche, Babynahrung sowie Kekse und Reiswaffeln für Kinder.
Was gibt es bei Karls Erlebnis-Dorf zu essen?
Essen und trinken können Sie an mehreren Orten im Erlebnis-Dorf. Sehr viele Menschen steuern die Hofküche an, wo man sich an Theken – ähnlich einem Restaurantbüffet – selbst bedienen kann. Es gibt diverse Kartoffelvarianten, verschiedene Gemüse, ebenso Fleisch und Fisch, aber auch eine Kindertheke mit Nudeln und Tomatensoße sowie Nuggets und Pommes. An der Kasse wird schließlich gewogen und nach Gewicht bezahlt. Hier ist man für einen nicht allzu üppig gefüllten Teller schnell zehn Euro los.
Alternativ könnten Sie zum Beispiel zum Kartoffelchips-Restaurant gehen. Hier fährt auch die Achterbahn ab (siehe unten). Preismäßig gibt’s hier keine Überraschungen. Eine Portion der unfassbar köstlich duftenden Karls Chips mit Avocadocreme, Sour Cream und Tomaten kostet 7,90 Euro.
Unbedingt probieren sollten Sie eine Waffel draußen im Waffelhaus. Die kommt in Form einer Erdbeere, ist fluffig und ausgesprochen lecker. Man kann sie beispielsweise mit Erdbeergrütze und Vanillesoße (6,10 Euro) bestellen. Verhungern wird keiner: Es gibt ausreichend Stände und Möglichkeiten, sich eine Kleinigkeit zu kaufen. Im Sommer wird draußen sogar gegrillt.

Welche Fahrgeschäfte gibt’s bei Karls?
Das absolute Highlight im Erlebnis-Dorf dürfte die Achterbahn K2 sein, die herrlich rumpelt und rattert und schon beim Hinsehen mulmige Gefühle oder adrenalinhaltige Vorfreude auslöst – je nachdem, wie Sie so drauf sind.
Mit bis zu 60 Stundenkilometern sind die Loren der Berg-und-Tal-Bahn unterwegs, man legt 530 Meter Fahrt zurück, davon vier Meter in der Dunkelheit. Wie in jedem Freizeitpark gilt auch hier: Für die tollsten Fahrgeschäfte muss man am längsten anstehen. Und deshalb muss man eben auch geduldig sein, was vor allem für die Eltern gilt, die ihre Kinder allein zum Fahren schicken.
Wer mit der K2-Achterbahn fahren will, muss mindestens acht Jahre alt und größer als 130 Zentimeter sein. Kinder ab vier Jahren und einem Meter Körpergröße dürfen in Begleitung eines oder einer Erwachsenen mitfahren.
Praktisch: Karls hat einen Infozettel, auf dem übersichtlich und farblich unterlegt aufgelistet ist, wie alt und groß man sein muss, um eine der kostenpflichtigen Attraktionen zu nutzen. Auf der Rückseite stehen die jeweiligen Preise.
Für die bei so ziemlich allen Besuchenden beliebte Traktorbahn beispielsweise gilt: Kinder unter 90 Zentimetern fahren kostenlos mit, ab sechs Jahren dürfen Kinder allein fahren. Und das wollen sie auch, denn man kann selbst ein bisschen Gas geben. Und so zuckelt man dann durch einen Bauerngarten, der jahreszeitlich immer anders dekoriert ist. Im Oktober beispielsweise steht alles im Zeichen von Kürbissen und Halloween.
Im hinteren Teil des Parks hat gerade erst das Wetter-Areal eröffnet, wo sich unter anderem der Wolkenexpress, eine nicht ganz so wilde Achterbahn, befindet und auch ein Kettenkarussell. Für kleine Kinder ist der Erdbeerhüpfer geeignet. Man sitzt in Kabinen, die sich mäßig schnell drehen – und plötzlich hopsen die ein bisschen auf und ab.
Wenn nicht viel los ist, darf man sogar sitzen bleiben und muss sich nicht erneut durch das Labyrinth der Gänge quälen, um sich erneut anzustellen. Überhaupt ist das Team im Erlebnis-Dorf wahnsinnig nett, hilfsbereit und zugewandt. Insgesamt arbeiten rund 300 Personen hier. Trotz der Lautstärke und teils Ungeduld der Gäste bleiben sie immer gut gelaunt und höflich.
Lohnt sich ein Besuch bei Karls auch bei schlechtem Wetter und im Winter?
Der Indoorbereich des Elstaler Freizeitparks ist knapp 7000 Quadratmeter groß. „In dem Gebäudekomplex befindet sich auch unser kostenloses Tobeland“, so das Unternehmen. Hier können sich Kinder richtig auspowern.
Zudem sind drinnen vier verschiedene kostenpflichtige Fahrgeschäfte sowie die 1000 Quadratmeter große Eiswelt (siehe unten). Man kann sogar Keramik bemalen, was nicht nur Spaß macht, sondern zur Abwechslung mal eine ruhigere Beschäftigung ist. Und ein schönes Mitbringsel allemal. Eine rundbauchige Teekanne kostet 29 Euro, eine Tasse mit Schmetterlingsgriff 18 Euro, Tassen gibt’s ab 10 Euro.
Und natürlich können Sie in der riesigen Markthalle auch shoppen. Es gibt hier nichts, was es nicht gibt. Dinge, die man streng genommen nicht braucht, aber trotzdem gern haben will. Zum Beispiel: Kuscheltiere zum Selberbefüllen (ab 12,95 Euro), Schoko-Popcorn (70-Gramm-Tüte, 2,90 Euro), duftende Seifen (3,50 Euro pro Stück), die man mit Stempeln kostenlos bedrucken kann. Es gibt auch Erdbeer-Gin (500 Milliliter, 21,99 Euro) und Kinder-Hörbuch-CDs (5,99 Euro).

Im Außenbereich haben „die Fahrgeschäfte den ganzen Winter hindurch geöffnet“, so eine Unternehmenssprecherin. „Es gibt ganz wenige Wetterkonstellationen, die einen Betrieb unmöglich machen, beispielsweise ein halber Meter Neuschnee.“
Anders als in einigen anderen Freizeitparks wie beispielsweise dem Legoland in Bayern bleiben die Attraktionen auch bei Regen in Betrieb. Firmenchef Robert Dahl, Enkel des Gründers, sagt, dass die Fahrgeschäfte nur in sehr seltenen Fällen, etwa bei anhaltendem Starkregen, pausieren müssen. Die Traktorbahn hingegen sei immer in Betrieb – die Gefährte haben ja ein Dach.
Unabhängig davon wird in den Wintermonaten von montags bis freitags ein sogenannter Wechselbetrieb eingerichtet. „Das bedeutet, dass zum Beispiel von 11 Uhr bis 12 Uhr die Raupenbahn geöffnet hat, dann von 12 Uhr bis 13 Uhr der Fliegende Regenschirm, dann wieder von 13 Uhr bis 14 Uhr die Raupenbahn. So können alle Fahrgeschäfte bei einem Besuch auch benutzt werden“, so die Sprecherin. Am Wochenende sind die Fahrgeschäfte durchgängig nutzbar.
Die Eiswelt bei Karls: Eisskulpturen, Rutschpartie und Glühwein
Normalerweise war die bei Gästen sehr beliebte Eiswelt im November immer geschlossen, weil in dieser Zeit die alte Schau durch eine neue ersetzt wurde. Im letzten Jahr ist das Unternehmen jedoch dazu übergangen, das Jahreskonzept umzuwandeln.
Die Firmensprecherin erklärt: „Es ist nun so, dass monatlich einzelne Figuren aus der Ausstellung entfernt werden und live vor den Augen der Besucher neue Eisfiguren entstehen. Die Besucher können den Künstlerinnen über die Schulter schauen (...). Dadurch verwandelt sich die Ausstellung immer wieder, und gerade für Jahreskartenbesitzer ist es attraktiv, die Ausstellung mehrmals im Jahr zu besuchen.“ Das Live-Schnitzen findet in der Regel zwischen 14 und 15 Uhr statt.

Auf dem Weg in die Eiswelt, für die man sich einen dicken Poncho überstreifen muss, läuft man vorbei an einem riesigen sogenannten Eisblock-Brutkasten. Entweder sieht man in dieser hüfthohen Tiefkühltruhe dann Wasser oder Eis. Darüber geschrieben steht: „150 Liter Wasser gefrieren zu einem 130 Kilo Eisblock in 85 Stunden.“
Drinnen ist es eisig kalt trotz Überwurf. Die Figuren sind groß und prächtig, manchmal auch farbig. Mittendrin steht eine Bar, an der es unter anderem Erdbeer-Glühwein (3,50 Euro), Kinderpunsch (3 Euro) und Feuerzangenbowle (4 Euro) gibt. Kinder können auf einem handtuchähnlichen Teppich Eisrutschen hinunterrutschen.
Fazit: Lohnt sich ein Besuch bei Karls?
Wer das nötige Geld hat oder standhaft ist beim Sparen, wird sicher eine gute Zeit in Elstal haben. Mit Tagesticket oder Jahreskarte ist es um einiges unterhaltsamer. Allerdings ist man als vierköpfige Familie dann eben auch zwischen 60 (Tagesticket per App) und 140 Euro (Jahreskarten) los. Hinzu kommen teils happige Preise fürs Essen.






