Ukraine-Krieg

Wollte der Wagner-Chef die russische Armee verraten? Jetzt äußert sich Prigoschin

Schwere Vorwürfe gegen den Söldner-Chef Prigoschin: Er soll Kiew angeboten haben, Stellungen russischer Truppen zu verraten. Drohen ihm nun drakonische Strafen?

Jewgeni Prigoschin, Chef der russischen Privatarmee Wagner.
Jewgeni Prigoschin, Chef der russischen Privatarmee Wagner.AP

Seit mehreren Monaten kämpfen im ostukrainischen Bachmut Jewgeni Prigoschins Wagner-Söldner an vorderster Front. Der Angriffskrieg auf die Ukraine läuft für Moskau nicht wie geplant.

Der Zwist zwischen Prigoschin und dem russischen Verteidigungsministerium könnte nun in eine neue Runde gehen. Der Wagner-Chef soll nämlich der Ukraine ein außergewöhnliches Angebot gemacht haben.

Wie die Washington Post exklusiv berichtet, habe Prigoschin Kiew angeboten, Informationen über russische Truppenpositionen weiterzugeben. Dafür sollte die ukrainische Armee ihre Soldaten aus der Gegend um Bachmut abziehen. Laut der amerikanischen Tageszeitung soll das kuriose Angebot vom Januar 2023 stammen, die Washington Post beruft sich auf Geheimdienstinformationen der USA, die im April auf der Plattform Discord geleakt wurden.

Demnach habe Prigoschin seinen Vorschlag bekannten Kontakten im militärischen Geheimdienst der Ukraine vermittelt. Laut des Berichts, bestätigten zwei ukrainische Geheimdienstler, dass Prigoschin den Kontakt zu Kiew aktiv gesucht habe. Ein Beamter sagte, Prigoschin habe das Angebot bezüglich Bachmut mehr als einmal verlängert. In Kiew habe man jedoch das Angebot des Söldnerführers abgelehnt, da sie Prigoschin nicht vertrauen würden.

Prigoschin bestätigt Gespräche mit Kiew

In seinem eigenen Telegram-Kanal bestätigt Prigoschin Gespräche mit dem ukrainischen Geheimdienst. „Ja, natürlich kann ich diese Information bestätigen“, sagte Prigoschin, „wir haben vor ausländischen Geheimdiensten nichts zu verbergen“.

Später hat Prigoschin die Vorwürfe vehement zurückgewiesen. Das sei „Unsinn“, erklärte er in einer Audiobotschaft in seinem Telegram-Kanal. Die Gerüchte eines Telefongesprächs mit Kyrylo Budanow – Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes – nannte Prigoschin lächerlich. Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow nannte die Geschichte eine „Zeitungsente“.

Jewgeni Prigoschin hat sich zuletzt immer öfter in der Öffentlichkeit mit russischen Militärkommandeuren gestritten, denen er vorwirft, seine Söldnertruppe mangelhaft auszurüsten und zu versorgen. In einem Video griff Prigoschin den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu und den Generalstabschef Waleri Gerassimow scharf an. „Schoigu, Gerassimow, wo, verdammte Scheiße, ist die Munition?“, sagte er in einem Video, das viral ging.

Russische und ukrainische Truppen kämpfen seit Monaten um die ostukrainische Stadt Bachmut. Auf russischer Seite führen die Wagner-Söldner den Kampf an. Angesichts der Dauer der Kämpfe und der hohen Verluste hat der Ort für beide Seiten inzwischen hohe symbolische Bedeutung. Ein Teil der russischen Truppen soll in den vergangenen Tagen, Stellungen an der südlichen Flanke der Stadt verlassen haben. Das hat der britische Geheimdienst am Sonntag berichtet.