Es gibt wieder eine neue Umdrehung im Karussell der Waffenlieferungen für die Ukraine. Am Freitag bestätigte das Verteidigungsministerium die Lieferung von sieben Panzerhaubitzen 2000 an die Ukraine. Auch die Niederlande werden offenbar fünf derartige Panzerhaubitzen schicken. Die Panzerhaubitze 2000 ist das Standardgeschütz der Artilleriebataillone der Bundeswehr, die etwa 120 davon besitzt.
Die Schulung der ukrainischen Soldaten dafür soll vermutlich ab kommender Woche beginnen. Nach Angaben eines Sprechers des Bundesverteidigungsministeriums von Freitag wird sie an der Artillerieschule der Bundeswehr in Idar-Oberstein durchgeführt. Die Ausbildung dauert rund 40 Tage, hieß es weiter.
Weniger auskunftsfreudig ist das Ministerium, was den Zeitpunkt der Lieferung des Artilleriegeschützes betrifft. Sie sind aktuell noch gar nicht einsatzfähig. Wie der Ministeriumssprecher am Freitag bestätigte, befinden sie sich gerade zur Instandsetzung in der Heeresinstandsetzungslogistik (HIL). Wann sie geliefert werden können, ist laut Verteidigungsministerium unklar.
Das gilt auch für die etwa 50 Gepard-Panzer, die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) vor einer Woche in Ramstein zugesagt hat. Auf dem amerikanischen Luftwaffenstützpunkt in Rheinland-Pfalz waren auf Einladung des amerikanischen Verteidigungsministers Lloyd Austin Vertreter von etwa 40 Nationen zusammengekommen, um die weitere militärische Unterstützung der Ukraine zu beraten. Die Gepard-Panzer sollen von der Rüstungsfirma Krauss-Maffei Wegmann (KMW) bereitgestellt werden.
Die Firma hatte das bereits kurz nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine angeboten. Damals hieß es allerdings, dass es dafür keine Munition gebe. Die Munition für den Gepard wird in der Schweiz produziert, die jedoch nicht an Kriegsparteien liefert.
Geparden ohne Munition, Haubitzen ohne Lieferdatum
Rüstungsexperten zeigten sich nach der Bekanntgabe in Ramstein unter anderem deshalb überrascht, dass die Wahl nun doch auf den Gepard gefallen war. Munition dafür sollte auf dem Weltmarkt beschafft werden, etwa in Brasilien, wo der Gepard während des Papstbesuches 2013 und bei der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr danach Teil des Sicherheitskonzeptes war.
Das Nachrichtenportal Bloomberg Business Insider berichtete vergangene Woche, dass Brasilien plane, der Ukraine etwa 300.000 Schuss Munition zu verkaufen. Der Gepard feuert 1.100 Schuss pro Minute. Einer könnte mit der Munition also circa viereinhalb Stunden feuern, jeder der 50 Geparden etwas mehr als fünf Minuten. Eine Bestätigung für den Verkauf aus Brasilien gibt es aber sowieso noch nicht.
Die Bundeswehr ist offiziell nicht an dem Geschäft beteiligt, das von KMW abgewickelt wird. Der Gepard-Panzer ist neben dem Leopard eines der beliebtesten Waffensysteme im Heer. Er ist in erster Linie dazu da, Gefahren aus der Luft abzuwehren, um Bodentruppen zu sichern.
Panzerhaubitzen wären die ersten schweren deutschen Waffen für Kiew
Mit der Panzerhaubitze 2000 würde die Bundesregierung die Ukraine erstmals direkt mit sogenannten schweren Waffen versorgen. Die Vermutung liegt nahe, dass dieses Angebot gemacht wird, weil es nicht nur bei der Beschaffung der Munition hapert. Auch der angekündigte Ringtausch mit Slowenien stockt offenbar. Dabei sollen alte T-72-Kampfpanzer sowjetischer Bauart von Slowenien an die Ukraine geliefert werden. Deutschland werde dann die Bestände Sloweniens wieder auffüllen, hatte die Verteidigungsministerin am 21. April angekündigt und hinzugesetzt, dass dies sehr schnell gehen werde: „Es geht um die nächsten Tage.“
Doch auch hier ist nichts passiert. Der Spiegel schreibt, man sei im Besitz interner Unterlagen aus dem Verteidigungsministerium, aus denen hervorgeht, dass die Gespräche mit Slowenien stocken. Dort will man mit Leopard 2- und Puma-Panzern beliefert werden. Die Deutschen bieten dagegen den alten Schützenpanzer Marder und den noch älteren Transportpanzer Fuchs.
Marder-Panzer für die Ukraine: Der Antrag liegt seit zwei Wochen auf Eis
Eine andere Entscheidung wird ebenfalls weiter hinausgezögert. Wie die Welt berichtet, hat der Bundessicherheitsrat immer noch nicht über eine Bitte des Waffenherstellers Rheinmetall entschieden. Dabei geht es um die Genehmigung zum Export von 100 Marder-Panzern plus Munition an die Ukraine. Kiew will sie für etwa 153 Millionen Euro kaufen, so die Welt, wartet aber seit dem 21. April auf eine Freigabe des Geschäfts durch das Gremium, das unter dem Vorsitz von Bundeskanzler Olaf Scholz tagt. Von der Regierung heißt es lediglich, man werde über die Entscheidung informieren, wenn sie gefallen sei.



