Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Keine Berichte über Russland: Während Panzer auf Moskau zurollen, zeigen ARD und ZDF Kinderserien

Söldnerführer Prigoschin will Militärführung stürzen, Putin spricht zur Nation, Antiterrormaßnahmen in Kraft – aber bei ARD, ZDF und Phoenix wird das ignoriert.

Während sich in Russland Ungeheuerliches ereignet, zeigt das ZDF die Zeichentrickserie „Bibi und Tina“.
Während sich in Russland Ungeheuerliches ereignet, zeigt das ZDF die Zeichentrickserie „Bibi und Tina“.ZDF

Seit Freitagabend ist klar, in Russland gehen dramatische militärische Veränderungen vor sich. Der Anführer der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, stellt sich offen gegen die Militärführung, will auf Moskau marschieren, nennt die Gründe für den Ukraine-Krieg eine Lüge, Wladimir Putin spricht in einer kurzfristig anberaumten Fernsehansprache von „Hochverrat“ und einem „Dolchstoß“. Doch wer an diesem Samstagmorgen ARD oder ZDF einschaltet, kann davon nichts erfahren. Dort laufen seit Stunden Kinderserien.

Die ARD zeigt „Die Pfefferkörner“ (Folge 198), im ZDF läuft die Zeichentrickserie „Bibi und Tina“. „Tina, Alex und Freddy reiten aus und wollen am See im Steinbruch zelten. Doch das Rennpferd Maestro wurde gestohlen und ist dort versteckt.“ Spannend, aber vielleicht nicht ganz so spannend wie ein möglicher Militärputsch in der größten Nuklearmacht der Welt.

Selbst Phoenix, der Spartensender von ARD und ZDF für Politik, zeigt nur Natur- und Klimadokus. Dort lernen Zuschauer  über „Schmelzende Gletscher – Streit um Grönlands Zukunft“, aber leider nichts über massive Antiterrormaßnahmen in Moskau.

Ganz anders sieht es bei der internationalen Konkurrenz aus. Bei BBC oder CNN laufen seit der Nacht Sondersendungen mit Live-Analysen der Lage, unterfüttert mit Social-Media-Videos, Gesprächen mit Militärexperten und Schalten zu Korrespondenten in Russland.

Dabei ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland der teuerste der Welt. 8,4 Milliarden Euro müssen die Bürger jedes Jahr für ARD, ZDF Deutschlandfunk und Co entrichten. Ein Blick auf den Zehnjahresverlauf der Kosten für den ÖRR zeigt: Seit 2017 ist der Ertrag für die Öffentlich-Rechtlichen kontinuierlich gestiegen.

Schon zu Beginn des Ukraine-Krieges wurde den Sendern Versagen vorgeworfen. Über Monate befanden sich keine Reporter oder Korrespondenten in der Ukraine. Später berichteten sie dann aus dem verhältnismäßig sicheren Westen des Landes.