Russland

Revolte der Wagner-Söldner: Putin wusste laut US-Bericht wohl von Prigoschins Plänen

+++ Prigoschin stoppt seine Truppen wenige Hundert Kilometer vor Moskau +++ USA wussten seit Mitte Juni Bescheid +++ Sonntag werden weitere Details des Aufstands bekannt +++ Alle Infos im Newsblog +++

Jewgeni Prigoschin (r) sitzt in einem Militärfahrzeug und macht ein Selfie mit einem Zivilisten auf einer Straße in Rostow am Don, bevor seine Söldner und er aus der Stadt abziehen.
Jewgeni Prigoschin (r) sitzt in einem Militärfahrzeug und macht ein Selfie mit einem Zivilisten auf einer Straße in Rostow am Don, bevor seine Söldner und er aus der Stadt abziehen.dpa
Machtkampf zwischen Söldnerchef Prigoschin und Russlands Führung
  • Der Chef der Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat den Vormarsch seiner Söldner auf Moskau am Samstagabend gestoppt. Seine Kämpfer sollen bis auf 200 Kilometer an die Stadt herangerückt sein.
  • Die USA wussten seit Mitte Juni Bescheid. Auch Putin war wohl einen Tag zuvor informiert worden.
  • Ein Deal zwischen dem Wagner-Boss und dem Kreml sieht nun vor, dass Jewgeni Prigoschin und seine Söldner straffrei bleiben. Er selbst soll nach Belarus weiterziehen.
  • Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin hatte zuvor „Anti-Terror-Maßnahmen“ in Kraft gesetzt: Die Stadt rüstete sich zur Verteidigung.
  • Prigoschin hatte ursprünglich erklärt, er wolle seinen Kampf gegen den Machtapparat in Moskau fortsetzen.

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Sonntag, 25. Juni

Tausende tschetschenische Soldaten standen in Moskau bereit

Während des Aufstands der Wagner-Soldaten standen in Moskau tschetschenischen Medien zufolge 3000 Elite-Soldaten – unter anderem von Ramsan Kadyrow – zur Verteidigung bereit. Sie waren am Morgen in Moskau in Stellung gegangen. Die Kämpfer seien bereit gewesen, jeden Befehl von Präsident Wladimir Putin auszuführen, so der staatliche tschetschenische TV-Sender Grosny.

Wagner-Einmarsch abgewendet: Montag bleibt in Moskau arbeitsfrei

Auch nach dem abgewendeten blutigen Machtkampf bleibt der Montag wie angekündigt ein arbeitsfreier Tag in der russischen Hauptstadt. Eine Sprecherin von Bürgermeister Sergej Sobjanin bestätigte in der Nacht zum Sonntag auf Anfrage der Agentur Ria-Nowosti, dass die von ihm getroffene Entscheidung weiterhin Bestand habe.

In den ersten Stunden des Aufstands der Söldner der berüchtigten Privatarmee Wagner hatte Sobjanin am Samstagvormittag aus Sicherheitsgründen den Montag zum arbeitsfreien Tag in Moskau erklärt und die Bürger aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Später befahl Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin seinen Truppen den Rückzug in ihre Feldlager. Prigoschin selbst werde nach Belarus gehen, teilte der Kreml mit.

Putin wurde wohl einen Tag zuvor informiert

Der Washington Post zufolge gehen die US-Geheimdienstler davon aus, dass der russische Präsident Wladimir Putin selbst bereits mindestens einen Tag vor dem Beginn des Aufstands über die geplante Rebellion informiert war.

USA wussten von dem geplanten Wagner-Einmarsch

US-Geheimdienste hatten US-Medienberichten zufolge bereits im Vorfeld Hinweise auf Pläne des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin, einen Aufstand gegen die Militärführung in Moskau anzuzetteln. Geheimdienstvertreter hätten bereits einen Tag vor Beginn des Aufstands Vertreter des Weißen Hauses, des Verteidigungsministeriums und des Kongresses über die Möglichkeit von Unruhen in Russland informiert, berichteten die Washington Post und die New York Times am Samstagabend (Ortszeit).

Erste Hinweise auf ein geplantes Vorgehen Prigoschins und seiner Söldnergruppe Wagner gegen die Militärführung hatten die Geheimdienste der Washington Post zufolge bereits Mitte des Monats. Mitte der Woche hätten sich die Hinweise dann derart verdichtet, dass es in Washington eine Reihe von Geheimdienstbriefings gab, hieß es in der New York Times. Der Washington Post zufolge gehen die US-Geheimdienstler davon aus, dass der russische Präsident Wladimir Putin selbst bereits mindestens einen Tag vor dem Beginn des Aufstands über die geplante Rebellion informiert war.

Samstag, 24. Juni

Berichte: Wagner-Truppen beginnen Abzug aus Stellungen in Rostow

In der südrussischen Stadt Rostow am Don haben Angehörige der Söldner-Truppe Wagner Medienberichten zufolge mit einem schrittweisen Abzug begonnen. Nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass verließen mehrere Fahrzeuge mit Wagner-Kämpfern am Samstagabend das Hauptquartier des russischen Militärkommandos Süd. Allerdings blieben schwere Fahrzeuge und Kampfwagen an einigen Verkehrsknotenpunkten der Stadt zunächst weiter in Stellung.

Kreml: Wagner-Chef und seine Kämpfer werden nicht strafrechtlich verfolgt

Im Gegenzug für die Beendigung ihres Aufstands werden der Chef der russischen Söldner-Truppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, und seine Kämpfer nach Angaben des Kremls nicht strafrechtlich verfolgt. Nach dem von Minsk vermittelten Rückzug der Wagner-Kämpfer werde Prigoschin sich nach Belarus begeben und müsse kein Strafverfahren in Russland fürchten, teilte der Kreml am Samstagabend mit. Auch Prigoschins Söldner sollen angesichts ihrer Verdienste an der Front in der Ukraine straffrei bleiben.

Es war zunächst nicht klar, ob Prigoschin neben der Straffreiheit noch weitere Zugeständnisse gemacht oder in Aussicht gestellt wurden, um den Vormarsch seiner Truppen auf Moskau zu stoppen. Zugleich betonte der Kreml, der Aufstand der Wagner-Truppe beeinträchtige „keinesfalls“ die russische Offensive in der Ukraine.

Bericht: Prigoschin soll Vorbereitungen für Aktion getroffen haben

US-Geheimdienste gehen einem Bericht zufolge davon aus, dass Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bereits seit einiger Zeit Vorbereitungen für eine Aktion gegen die russische Militärführung getroffen hat. Der Chef der Söldnertruppe soll Waffen und Munition in der Nähe der Grenze zu Russland angehäuft haben, wie der Sender CNN am Samstag unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen aus Geheimdienstkreisen berichtete.

Das Ziel dieser Planungen sei aber unklar gewesen. Anfang der Woche seien einige Kongressabgeordnete über die Beobachtungen informiert worden. Eine mit den Geheimdienstinformationen vertraute Person sagte dem US-Sender zufolge, dass „alles sehr schnell“ gegangen sei und es schwierig zu erkennen gewesen sei, was Prigoschin plane.

Die US-Regierung äußerte sich zunächst nicht inhaltlich zu den Vorgängen in Russland und erklärte lediglich, dass US-Präsident Joe Biden über die Entwicklungen fortlaufend informiert werde. CNN zufolge handelte es sich dabei um eine bewusste Strategie, da Kremlchef Wladimir Putin jede wahrgenommene Beteiligung als Waffe einsetzen könnte. Biden reiste am Samstag nach Camp David, dem Landsitz der US-Präsidenten im US-Bundesstaat Maryland.

Selenskyj fordert Russen zum Sturz von Kremlchef Putin auf

Angesichts des Aufbegehrens der russischen Söldnertruppe Wagner hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Sturz von Präsident Wladimir Putin aufgerufen. „Je länger dieser Mensch im Kreml ist, desto größer wird die Katastrophe“, sagte Selenskyj am Samstag in seiner täglichen Videobotschaft – diesmal aber auf Russisch und an die Russen gerichtet. Je länger die russischen Truppen in der Ukraine seien, desto mehr Verwüstung würden sie später nach Russland bringen. Der Sieg der Ukraine nach dem russischen Einmarsch vor 16 Monaten sei dabei „gewiss“, zeigte Selenskyj sich erneut zuversichtlich.

Gleichzeitig forderte Selenskyj den Westen auf, ohne Rücksicht auf Moskau der Ukraine jetzt F-16-Kampfjets und Raketen mit größerer Reichweite zu liefern. Sein Land schütze Europa vor dem „russischen Chaos“. Die Nato solle die Ukraine aufnehmen, forderte er. „Das Gipfeltreffen in Vilnius im Juli ist eine historische Chance für echte Lösungen, ohne auf Russland zu schauen“, unterstrich der ukrainische Staatschef.

Experte: Prigoschin wurde von Putin erschaffen

Der russische Präsident Wladimir Putin ist nach Einschätzung eines Experten selbst verantwortlich für die Eskalation um Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. „Es ist seine eigene Schuld. Prigoschin ist Putins Kreatur: Sein Aufstieg ist ausschließlich Putins Schirmherrschaft zu verdanken“, sagte der Russland-Analyst Nigel Gould-Davies von der Londoner Denkfabrik International Institute for Strategic Studies am Samstag.

Putin sei unentschlossen gewesen und habe damit den internen Konflikt zwischen Prigoschin sowie der regulären Militärführung um Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow noch angeheizt, sagte Gould-Davies. „Nach dem Beginn der Invasion in der Ukraine ist dies ein weiteres Beispiel für Putins schlechtes Urteilsvermögen.“ Der interne Konflikt ermutige die ukrainischen Truppen und demoralisiere die russischen.

Prigoschin habe mit der Meuterei direkt und öffentlich Putins Rechtfertigung für den Angriffskrieg gegen die Ukraine untergraben sowie die reguläre Armee lächerlich gemacht, sagte der Experte. Der Kremlchef sei schwer beschädigt worden. „Dies ist die größte Krise von Putins Präsidentschaft.“

Kreml beschließt angeblich Veränderungen in der Armeeführung

Russischen Staatsmedien zufolge wurden angeblich größere Veränderungen in der Führung des russischen Verteidigungsministeriums, einschließlich des derzeitigen Verteidigungsministers Sergej Schoigu und des Generalstabschefs der Armee, Waleri Gerassimow, vereinbart. Die Vereinbarungen sollen den Vormarsch der Söldnerarmee Wagner auf Moskau stoppen, heißt es. Die angeblichen Verhandlungen sollen auch die zugesicherte „Sicherheit der Wagner-Gruppe“ beinhaltet haben.

Prigoschin stoppt nach eigenen Angaben Vormarsch auf Moskau

Nun gibt es offizielle Aussagen zu einem Stopp der Wagner-Offensive: Der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat den Vormarsch seiner Einheiten auf die russische Hauptstadt Moskau nach eigenen Angaben gestoppt. „Unsere Kolonnen drehen um und gehen in die entgegengesetzte Richtung in die Feldlager zurück“, sagte er in einer von seinem Pressedienst am Samstag auf Telegram veröffentlichten Sprachnachricht. Bislang sei „nicht ein Tropfen Blut unserer Kämpfer“ vergossen worden, sagte Prigoschin. „Jetzt ist der Moment gekommen, wo Blut vergossen werden könnte.“ Deshalb sei es Zeit, die Kolonnen umdrehen zu lassen, begründete er den Rückzug.

Zuvor hatte der Pressedienst des belarussischen Machthabers, Alexander Lukaschenko, mitgeteilt, dass dieser Prigoschin überzeugt habe, aufzugeben. „Prigoschin hat den Vorschlag von Belarus' Präsident Alexander Lukaschenko zum Anhalten seiner Bewaffneten aus der Wagner-Truppe und weiteren Schritten zur Deeskalation angenommen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Präsidialamts der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge. Lukaschenko habe sich in Absprache mit Russlands Präsident Wladimir Putin als Vermittler eingeschaltet. Prigoschin erwähnte Lukaschenko in seiner Sprachnachricht nicht ausdrücklich.

Es war zunächst nicht klar, ob Prigoschin Zugeständnisse gemacht oder in Aussicht gestellt wurden, um den Vormarsch auf Moskau zu stoppen. Aus dem Kreml gab es zunächst keine Reaktion zum angekündigten Ende des Aufstands. Am Morgen noch hatte Putin seinen Ex-Vertrauten Prigoschin als „Verräter“ bezeichnet. Die Behörden ermitteln bereits seit Freitagabend gegen den mit Staatsaufträgen reich gewordenen Oligarchen und drohten ihm mit einer Haftstrafe von 12 bis 20 Jahren. Ob die Strafverfahren nach der Ankündigung Prigoschins, seine Truppen zurückzuziehen, eingestellt werden, ist bislang unklar.

Lukaschenko und Prigoschin halten angeblich Friedensgespräch ab

Der Machthaber von Belarus, Alexander Lukaschenko, soll sich vorerst unbestätigten Berichten zufolge in Gesprächen mit dem Chef der Wagner-Gruppe, Jewegeni Prigoschin, befinden. Prigoschin habe sich ihm gegenüber einverstanden erklärt, die Bewegung von Bewaffneten auf russischem Gebiet zu stoppen und weitere Schritte der Deeskalation zu unternehmen. Prigoschin hingegen soll in einer Sprachnachricht mitgeteilt haben, dass die Verhandlungen zwar stattgefunden hätten, aber nicht erfolgreich gewesen seien. Offizielle Bestätigungen stehen noch aus.

Verteidigungsministerium in Kiew reagiert mit Spott auf Wagner-Aufstand

Das ukrainische Verteidigungsministerium hat mit Spott auf den Aufstand der russischen Söldnertruppe Wagner gegen die Militärführung in Moskau reagiert. „Das Verteidigungsministerium der Ukraine fragt sich, warum die russischen Soldaten noch in ihren schlammigen Schützengräben sind, anstatt ihren Kameraden auf beiden Seiten des Konflikts zu Hilfe zu eilen“, hieß es am Samstag in einer Erklärung des Ministeriums im Onlinedienst Twitter. „Das wäre bei Weitem sicherer, als sich der ukrainischen Armee entgegenzustellen“, hieß es weiter.

Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar sprach mit Blick auf den Aufstand der Wagner-Söldner von einer „einmaligen Gelegenheit“ für Kiew. Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Walery Saluschny, versicherte, die ukrainische Gegenoffensive zum Zurückdrängen der russischen Armee laufe „nach Plan“.

Moskau warnt Westen vor Ausnutzen der Situation in Russland

Die russische Regierung hat den Westen davor gewarnt, aus der Lage in Russland infolge des Aufstandes der Wagner-Söldner Profit schlagen zu wollen. Alle Versuche der westlichen Länder, ihre „russlandfeindlichen Ziele zu erreichen“, wären „nichtig“, erklärte das russische Außenministerium am Samstag in Moskau. Es versicherte auch, dass „alle Ziele der militärischen Spezialoperation (in der Ukraine) erreicht werden“.

Ex-Präsident Medwedew: Aufständische planen Staatsumsturz

Die Aufständischen der Söldner-Truppe Wagner planen nach Angaben des Vizechefs des russischen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, einen Staatsumsturz. „Es ist offensichtlich, dass es sich um eine gut durchdachte und geplante Operation handelt, deren Ziel es ist, die Macht im Lande zu übernehmen“, sagte Medwedew am Samstag nach Angaben russischer Agenturen. Die Aktionen derer, die den Militäraufstand organisiert hätten, passten „voll und ganz in das Schema eines gut durchdachten und orchestrierten Staatsumsturzes“, so der frühere russische Staatschef.

Medwedew schloss nicht aus, dass am Aufstand auch frühere Mitglieder russischer Eliteeinheiten des Militärs beteiligt sein könnten – oder auch ausländische Spezialisten. Das zeige das hohe Niveau der Vorbereitung des Aufstandes und die gute Kontrolle der Truppenbewegungen. Den Chef der privaten Wagner-Armee, Jewgeni Prigoschin, nannte Medwedew nicht namentlich.

Lkw-Blockaden und Granatwerfer: Moskau bereitet Abwehr eines Wagner-Angriffs vor

Die russische Regierung bereitet offenbar die Verteidigung Moskaus vor. Der Grund ist ein rund 20 Kilometer langer Rebellen-Konvoi, der sich von Südrussland kommend auf die Hauptstadt zubewegt. Der Konvoi sei auf halben Weg nach Moskau, hieß es. „Den Einwohnern wird dringend geraten, ihre Häuser nicht zu verlassen und auf Fahrten mit Verkehrsmitteln zu verzichten“, schrieb der Gouverneur des Gebiets Lipezk, Igor Artamonow, am Samstag auf seinem Telegram-Kanal. 

Laut Bild-Zeitung wurden Lastwagen mit Tonnen von Sand gefüllt und südlich von Moskau zur Blockade der wichtigsten Autobahnen eingesetzt. Die Lkw würden sämtliche Spuren der nach Moskau führenden Straßen blockieren. Die russische Armee habe drei Autobahnen über den Fluss Oka, etwa 100 km von Moskau gelegen, abgeriegelt. Hier könne die erste Verteidigungslinie zum Schutz der Hauptstadt verlaufen, so die Bild. 

Die Armee habe sich an zahlreichen Positionen entlang der südlichen Ausfallstraßen Moskaus in Stellung gebracht, heißt es in dem Bericht. Es seien Gräben ausgehoben worden. Sandsäcke, Maschinengewehre und Granatwerfer würden an den Straßenrändern in Stellung gebracht.

In Moskau selbst fahren im Regierungsviertel, wie es hieß, immer mehr gepanzerte Fahrzeuge, Armee-Lkw und Panzer auf. Ein entsprechender Notfallplan „Plan Festung“ sei in Kraft gesetzt worden.

Wagner-Aufstand: Moskaus Bürgermeister erklärt Montag für arbeitsfrei

Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin hat den Montag in der russischen Hauptstadt aus Sicherheitsgründen zu einem arbeitsfreien Tag erklärt und die Bürger aufgefordert, zu Hause zu bleiben. „In Moskau ist der Anti-Terror-Notstand ausgerufen worden. Die Lage ist schwierig“, räumte Sobjanin am Samstag auf seinem Telegram-Kanal ein. Die Schließung der Betriebe und die Bitte an die Bürger, daheim zu bleiben, diene der „Minimierung der Risiken“. Es könne teilweise zu Straßensperrungen kommen.

Ausgenommen von der Feiertagsregelung sind demnach die Macht- und Sicherheitsorgane, Rüstungsbetriebe und kommunale Dienstleister. Die Regelung gilt wegen des Aufstands der Wagner-Truppe.

Melnyk sieht „bankrottes Putin-Regime“ vor Zusammenbruch

Nach Einschätzung des früheren ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrij Melnyk, ist die Entmachtung des russischen Präsidenten Wladimir Putin nur noch eine Frage der Zeit. „Mit dem Wagner-Putsch wurde der Rubikon überschritten und eine neue Ära von Machtverfall und Instabilität in Russland eingeläutet“, sagte Melnyk dem Nachrichtenportal t-online.

Zwar könne es Putin gelingen, den Aufstand blutig niederzuschlagen und „halbwegs Ordnung wieder herzustellen“, doch das werde den Kreml „nicht vor dem sich anbahnenden inneren Chaos bewahren“, so Melnyk.
„Der totale Zusammenbruch des bankrotten Putin-Regimes ist nur eine Frage der Zeit.“ Melnyk war mehrere Jahre Botschafter in Deutschland, zuletzt Vize-Außenminister der Ukraine und wurde jüngst zum Botschafter in Brasilien ernannt.

Biden spricht mit Scholz und Partnern über Entwicklung in Russland

US-Präsident Joe Biden hat sich mit Bundeskanzler Olaf Scholz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Rishi Sunak über die Situation in Russland ausgetauscht. In dem Gespräch hätten die Partner unter anderem ihre „unerschütterliche Unterstützung“ für die Ukraine bekräftigt, teilte das Weiße Haus am Samstagmittag (Ortszeit) mit. Biden sei am Morgen außerdem von seinem nationalen Sicherheitsteam über die Entwicklungen in Russland unterrichtet worden. Ebenfalls anwesend bei dem Briefing waren nach Angaben des Weißen Hauses unter anderem Vize-Präsidentin Kamala Harris, der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan sowie Verteidigungs- und Außenminister Lloyd Austin und Antony Blinken.

Krisenstab: So reagieren Bundesregierung und G7

Die Konfrontation in Russland zwischen der Führung des Landes und den Wagner-Söldnern hält Regierungen weltweit in ihrem Bann. In Berlin tagte am Samstag der Krisenstab der Bundesregierung. Kanzler Olaf Scholz (SPD) ließ sich „laufend“ über die Ereignisse informieren. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) beriet sich mit ihren G7-Kolleginnen und Kollegen. Das Auswärtige Amt rät nun auch von Aufenthalten im Moskauer Stadtzentrum ab.

„Die Entwicklungen in Russland beobachten wir seit gestern Abend sehr aufmerksam“, erklärte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im Kurzbotschaftendienst Twitter. Deutschland stehe „in engstem Austausch dazu mit unseren internationalen Partnern“. Ein Regierungssprecher betonte, die Lage vor Ort sei „recht dynamisch“. Deutschland koordiniere sich mit seinen engsten Verbündeten.

Rostow: Steht ein Kampf zwischen Wagner-Söldnern und Kadyrows Truppen bevor?

Ein Video, das auf Twitter kursiert, zeigt angeblich die aktuelle Lage in der Stadt Rostow. Die Gruppe Wagner mache sich dort bereit für den Kampf mit den Truppen des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow, heißt es in der Beschreibung des Videos. Zivilisten würden dazu aufgerufen, den Platz zu verlassen. Weitere Videos sollen zeigen, wie Kadyrows Truppen in die Stadt einfahren. Gesicherte Informationen liegen noch nicht vor.

Putin segnet Strafen für Verstöße gegen Kriegsrecht ab

Der russische Präsident Wladimir Putin hat ein Gesetz zur Bestrafung von Verstößen gegen das Kriegsrecht unterzeichnet. Demnach können solche Vergehen – sofern sie nicht strafrechtlich relevant sind – mit bis zu 30 Tagen Arrest und einem Bußgeld belegt werden, wie aus dem am Samstag veröffentlichten Gesetz hervorgeht. Offiziell wurde in Russland das Kriegsrecht aber noch nicht verhängt. Stattdessen haben die Behörden in verschiedenen Regionen einen Anti-Terror-Notstand erklärt.

Im Gesetzestext werden keine konkreten Verstöße aufgeführt. Aber es geht bei der Maßregelung offenbar nicht um Vergehen, die auch in Friedenszeiten strafbar wären. Gemeint sein dürften daher Verstöße gegen generelle Ausgangssperren, Sperrstunden oder die Verweigerung eines Arbeitsdienstes. Sollte die Person bei einer Zuwiderhandlung gegen das Kriegsrecht im Fahrzeug unterwegs sein, könnte dieses laut dem neuen Gesetz beschlagnahmt werden.

Golfemirat Katar „tief beunruhigt“ über Aufstand in Russland

Das Golfemirat Katar hat sich angesichts des bewaffneten Aufstands der Söldnertruppe Wagner in Russland „tief beunruhigt“ gezeigt. Das Außenministerium rief am Samstag zu „maximaler Zurückhaltung“ auf. Die Eskalation werde negative Auswirkungen auf den weltweiten Frieden, Sicherheit sowie Nahrungs- und Energielieferungen haben, warnte das Ministerium. Katars Mitteilung zu dem von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin angeführten Aufstand war die erste Reaktion eines arabischen Landes.

Lettland verschärft Grenzsicherung und setzt Einreise für Russen aus

Angesichts des Aufstands der Wagner-Söldner in Russland hat Lettland die Sicherheit an seinen Grenzen verschärft. Lettland verfolge die Situation in Russland aufmerksam, erklärte der designierte Präsident Edgars Rinkevics am Samstag im Onlinedienst Twitter. „Die Grenzsicherung wurde verstärkt“, fuhr Rinkevics fort, der derzeit auch lettischer Außenminister ist. Zudem sei die Ausstellung von „humanitären oder anderen Arten von Visa“ und die Einreise von Russen aus Russland in das baltische Land wegen der derzeitigen Situation ausgesetzt. Unklar blieb zunächst, ob die bisher ausgestellten Visa für die Einreise gültig bleiben würden.

Im benachbarten Estland erklärte indes auch Regierungschefin Kaja Kallas, dass die Grenzsicherheit verstärkt worden sei. Sie forderte ihre Landsleute auf, nicht nach Russland zu reisen.

Gouverneur: Wagner-Gruppe erreicht Region Lipezk südlich von Moskau

Aufständische Söldner der Wagner-Truppe sind nach Angaben des Regionalgouverneurs am Samstag bis in die russische Region Lipezk rund 400 Kilometer südlich von Moskau vorgedrungen. Wagner-Söldner seien dabei, „sich auf dem Gebiet der Region Lipezk zu bewegen“, teilte Regionalgouverneur Igor Artamonow im Online-Dienst Telegram mit. Die Erklärung zeigt das Vorrücken der Wagner-Truppen in Richtung der russischen Hauptstadt Moskau.

Am Samstag ergriffen auch die Behörden der südlich von Moskau gelegenen Region Kaluga Sicherheitsmaßnahmen. „Bitte sehen Sie von Reisen mit privaten Fahrzeugen auf diesen Straßen ab, wenn sie nicht absolut notwendig sind“, rief Gouverneur Wladislaw Schapscha die Bürger mit Blick auf Verbindungsstraßen in andere russische Regionen und die Ukraine auf. Die Einschränkungen gelten demnach für Gegenden an der Grenze zu den Kaluga-Nachbarregionen Tula, Brijansk, Orlow und Smolensk. Die gleichnamige Hauptstadt Kaluga ist rund 180 Kilometer von Moskau entfernt.

Kreml: Erdogan sagt Putin in Telefonat Unterstützung zu

Russlands Präsident Wladimir Putin hat mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan über die Lage in Russland nach dem Aufstand des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin gesprochen. Erdogan habe in dem Telefonat seine „volle Unterstützung der von der russischen Führung unternommenen Schritte“ erklärt, teilte der Kreml am Samstag der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit. Das Telefonat sei auf Initiative der Türkei zustande gekommen.

Gouverneur: Brand in Treibstofflager in südrussischem Woronesch

In der russischen Region Woronesch im Süden des Landes ist nach Angaben der lokalen Regierung ein Treibstofflager in Flammen aufgegangen. „In Woronesch wird ein brennendes Treibstofflager gelöscht“, teilte der Gouverneur von Woronesch, Alexander Gusew, am Samstag auf Telegram mit und fügte hinzu, dass „über 100 Feuerwehrleute und mehr als 30 Fahrzeuge“ vor Ort seien. „Ersten Berichten zufolge gibt es keine Opfer“, teilte Gusew weiter mit.

Zur Ursache des Brands gab es zunächst keine Informationen. Einige Medien veröffentlichten jedoch ein Video, in welchem ein Militärhubschrauber in der Region vor einer Explosion zu sehen ist.

In der russischen Region Woronesch rund 600 Kilometer südlich von Moskau meldete die russische Armee wegen des Aufstands der Söldner-Truppe Wagner am Samstag „Kampfhandlungen“. Woronesch liegt etwa auf halbem Weg zwischen Moskau und der südlichen Stadt Rostow, wo Wagner-Söldner nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin am Morgen die Kontrolle über die dortigen Militäreinrichtungen übernommen haben.

Kreml: Putin hat sich nicht aus Moskau abgesetzt

Der Kreml hat Spekulationen zurückgewiesen, wonach Russlands Präsident Wladimir Putin angesichts des gewaltsamen Aufstands der Söldnerarmee Wagner Moskau verlassen haben soll. „Putin arbeitet im Kreml“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Zuvor gab es Gerüchte, Putin könnte in Richtung St. Petersburg aufgebrochen sein. Auch Ministerpräsident Michail Mischustin befand sich nach offiziellen Angaben an seinem Arbeitsplatz in Moskau.

Wagner-Chef: Armee-Hauptquartier in Rostow „ohne einen Schuss“ eingenommen

Die russische Söldnertruppe Wagner hat das Armee-Hauptquartier in der südrussischen Stadt Rostow nach Angaben ihres Chefs „ohne einen einzigen Schuss“ eingenommen. „Wir sind nach Rostow reingekommen und, ohne einen einzigen Schuss abzufeuern, haben wir das Gebäude des Hauptquartiers übernommen“, sagte Jewgeni Prigoschin am Samstag im Online-Dienst Telegram. Es sei kein einziger Mensch getötet worden. „Warum unterstützt uns das Land? Weil wir einen Marsch für die Gerechtigkeit gehen“, sagte er. Auch die Bevölkerung in Rostow unterstütze ihn.

Tschetschenen-Führer Kadyrow schickt wohl Truppen nach Rostow

Tschetschenen-Führer Ramsan Kadyrow schickt nach eigenen Angaben seine Truppen in die „Spannungsgebiete“ in Russland. Tschetschenische Kämpfer des Verteidigungsministeriums und der Nationalgarde seien bereits auf dem Weg, gab Kadyrow, ein enger Verbündeter von Kreml-Chef Waldimir Putin, am Samstag im Online-Dienst Telegram bekannt. Er fügte hinzu: „Der Aufstand muss niedergeschlagen werden und wenn harte Maßnahmen nötig sind, sind wir bereit dazu!“

Kadyrow bezeichnete Prigoschins bewaffneten Aufstand als „ein Messer in den Rücken“ und sagte, er unterstütze jedes Wort Wladimir Putins. „Ich appelliere an die Kämpfer – die Patrioten unseres Vaterlandes. Geben Sie den Provokationen nicht nach“, schrieb er am Samstag auf Telegram. „Welche Ziele Ihnen auch immer gesetzt werden, welche Versprechen Ihnen auch gemacht werden, die Sicherheit unseres Staates und der Zusammenhalt der russischen Gesellschaft sind im Moment das Wichtigste“, so Kadyrow weiter.

Krisenstab der Bundesregierung tagt zu Lage in Russland

Angesichts der Lage in Russland ist der Krisenstab der Bundesregierung im Auswärtigen Amt zusammengekommen. Das Gremium tage „zur Stunde“ unter Leitung von Außen-Staatssekretär Andreas Michaelis, teilte das Ministerium am Samstagnachmittag mit. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) habe zudem „gerade mit den Außenministerinnen und Außenministern der G7 über die Lage beraten“. Über das G7-Gespräch berichtete auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

Das Außenministerium bekräftigte, die Bundesregierung beobachte „die Entwicklungen in Russland aufmerksam“. Es verwies darauf, dass am Vormittag bereits die Reise- und Sicherheitshinweise für Russland angepasst worden seien. Darin heißt es insbesondere, „bis auf Weiteres“ solle auch das Stadtzentrum in Moskau gemieden werden.

Russische Armee feuert auf Söldner-Konvoi

Russische Militärhubschrauber feuerten am Samstagnachmittag auf einen Söldner-Konvoi, der sich bereits mehr als auf halber Strecke in Richtung Moskau befand. Einem Reuters-Bericht zufolge, eröffneten Armeehubschrauber das Feuer auf eine bewaffnete Wagner-Kolonne, die mit Truppentransportern und mindestens einem Panzer auf einem Tieflader an der Stadt Woronesch vorbei vorrückte.

Zuvor wurden in der Region Woronesch durch einen Regionalgouverneur Kampfhandlungen sowie ein Brand in einem Treibstofflager gemeldet. Im Rahmen der „Antiterror-Vorkehrungen“ „führen die Streitkräfte der Russischen Föderation die notwendigen operativen Einsätze und Kampfhandlungen aus“, erklärte Regionalgouverneur Alexander Gussew auf Telegram.

Selenskyj: Die Schwäche Russlands ist offensichtlich

Angesichts des Aufstandes der russischen Söldnertruppe Wagner gegen die russische Führung hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die politische Instabilität in Russland hervorgehoben. „Die Schwäche Russlands ist offensichtlich. Vollständige Schwäche“, erklärte Selenskyj in den Online-Medien. Und je länger Russland seine Truppen auf ukrainischem Boden lasse, „umso mehr Chaos, Leid und Probleme wird es selbst später haben“.

Die Ukraine schütze den Rest Europas vor der „Ausbreitung des russischen Bösen und Chaos“, fügte Selenskyj hinzu. Mit Blick auf Kreml-Chef Wladimir Putin fügte er hinzu, wer „den Weg des Bösen wählt, vernichtet sich selbst“. Der Kreml-Chef habe hunderttausende Menschen an die Front in der Ukraine geschickt, nur „um sich am Ende in der Region Moskau zu verbarrikadieren, um sich vor denen zu schützen, die er selbst bewaffnet hat“.

Bericht: Explosion in der Nähe des Militärhauptquartiers in Rostow

Laut dem russischen Staatssender RT ist es zu einer Explosion in der Nähe des Militärhauptquartiers in Rostow am Don gekommen. Videoaufnahmen in den sozialen Netzwerken zeigen chaotische Szenen. Neben dem sendereigenen Korrespondenten, Roman Kosarev, ist zu sehen, wie mehrere Menschen auf der Straße rennen. Augenscheinlich fliehen sie vor etwas. Laut dem Reporter gab es außerdem einen lauten Knall. Passanten berichten in dem Video: „Wir haben Angst“. Das Gebäude beziehungsweise Örtlichkeiten drumherum wurden laut weiteren Berichten von der Wagner-Söldnertruppe eingenommen. 

Kampfhandlungen der russischen Armee in Woronesch

In der russischen Region Woronesch rund 600 Kilometer südlich von Moskau hat die russische Armee wegen des Aufstands der Söldner-Truppe Wagner am Samstag Kampfeinsätze ausgeführt. Im Rahmen der Antiterrormaßnahmen „führen die Streitkräfte der Russischen Föderation die notwendigen operativen Einsätze und Kampfhandlungen aus“, erklärte Regionalgouverneur Alexander Gussew auf Telegram.

Woronesch liegt etwa auf halbem Weg zwischen Moskau und der südlichen Stadt Rostow, wo die Wagner-Söldner nach Angaben ihres Chefs Jewgeni Prigoschin am Morgen die Kontrolle über die dortigen Militäreinrichtungen übernommen haben.

Jewgeni Prigoschin widerspricht Putin: „Wir sind Patrioten“

Der Chef der russischen Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat Präsident Wladimir Putin eine Fehleinschätzung der Lage um den bewaffneten Aufstand seiner Söldner vorgeworfen. „Der Präsident irrt sich schwer“, sagte Prigoschin am Samstag in einer Sprachnachricht auf seinem Telegram-Kanal. „Wir sind Patrioten unserer Heimat.“ Putin hatte die Aufständischen um seinen Ex-Vertrauten Prigoschin als „Verräter“ bezeichnet.

Auswärtiges Amt rät von Besuchen im Moskauer Stadtzentrum ab

Angesichts des Machtkampfes mit den Wagner-Söldnern in Russland hat das Auswärtige Amt seine Reisehinweise für das Land aktualisiert. „Auf Grund aktueller Ereignisse“ sollten schon bisher von einer Teilreisewarnung betroffene „Verwaltungsgebiete und insbesondere die Stadt Rostow sowie das Umland gemieden werden“, teilte das Ministerium am Samstag mit. „In Moskau sollten staatliche, insbesondere militärische Einrichtungen weiträumig umgangen werden. Das Stadtzentrum sollte bis auf Weiteres gemieden werden.“

Für Russland gilt vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges schon länger eine Teilreisewarnung des Auswärtigen Amtes. Diese umfasste die an die Ukraine grenzenden Verwaltungsgebiete Belgorod, Kursk, Brjansk, Woronesch, Krasnodar und auch Rostow, wo die Wagner-Söldner in der gleichnamigen Hauptstadt nach eigenen Angaben die Kontrolle über Militäreinrichtungen übernommen haben.

Für Moskau wurde keine Reisewarnung ausgesprochen. Schon bisher wurde aber generell durch das Auswärtige Amt von Reisen in die Russische Föderation abgeraten. „Den Anweisungen russischer Sicherheitsbehörden sollte unbedingt Folge geleistet werden“, hieß es in den Reisehinweisen weiter.

Dort wird weiter betont, dass in der Russischen Förderation „auch für deutsche Staatsangehörige und deutsch-russische Doppelstaater die Gefahr willkürlicher Festnahmen“ bestehe. Zudem wird auf Drohnenangriffe verwiesen, die auch bereits in Moskau stattfanden. „Diese können auch für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden“, steht in den Reisehinweisen. „Gleiches gilt für mögliche Angriffe auf das öffentliche Verkehrsnetz, insbesondere den Zugverkehr.“

Das Weiße Haus beobachtet die Situation, Biden informiert

Das Weiße Haus verfolge die Lage in Russland, nachdem der Chef der Wagner-Söldnergruppe zu einem „bewaffneten Aufstand“ gegen die russische Armeeführung aufgerufen hatte, sagte ein Sprecher und fügte hinzu, Präsident Joe Biden sei darüber informiert worden.

„Wir beobachten die Situation und werden uns mit Verbündeten und Partnern über diese Entwicklungen beraten“, sagte Adam Hodge, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats.

„Alle 25.000 von uns sind bereit zu sterben“ – Prigoschin

In einer am Samstagmorgen auf Telegram veröffentlichen Nachricht sagte Jewgeni Prigoschin, dass alle Mitglieder seiner Wagner-Söldnergruppe bei seinem Vorgehen gegen das russische Militär „bereit seien zu sterben“. „Wir alle sind bereit zu sterben. Alle 25.000 und dann noch einmal 25.000“, sagte er in seiner Audiobotschaft und fügte hinzu, die Maßnahme werde „für das russische Volk“ ergriffen.

Bundesregierung beobachtet Ereignisse in Russland „aufmerksam“

Die Bundesregierung beobachtet die Ereignisse in Russland um die Konfrontation mit den Wagner-Söldnern „aufmerksam“. Dies teilte ein Sprecher der Regierung am Samstag auf Anfrage mit. Vize-Regierungssprecherin Christiane Hoffmann schrieb im Kurzbotschaftendienst Twitter, es sei „sehr interessant“, dass Russlands Präsident Wladimir Putin in einer Ansprache die Lage „mit 1917“ verglichen habe, am „Vorabend der Revolution“ in Russland.

London: Prigoschins Ziel, Moskau zu erreichen

Der Aufstand der Söldnertruppe Wagner ist nach Ansicht britischer Geheimdienste für den russischen Staat die „größte Herausforderung“ der jüngeren Zeit. „In den kommenden Stunden wird die Loyalität der russischen Sicherheitskräfte und insbesondere der russischen Nationalgarde entscheidend für den Verlauf der Krise sein“, betonte das Verteidigungsministerium in London am Samstag. Es gebe bisher nur „sehr begrenzte Beweise“ für Kämpfe zwischen Wagner und Sicherheitskräften. 

Einheiten der Wagner-Gruppe hätten an mindestens zwei Stellen aus der Ukraine die russische Grenze überschritten, hieß es in der Mitteilung weiter. In der südrussischen Stadt Rostow habe Wagner „mit ziemlicher Sicherheit wichtige Sicherheitseinrichtungen besetzt, darunter das Hauptquartier, das die russischen Militäroperationen in der Ukraine leitet“. Nun würden Wagner-Einheiten das südwestrussische Gebiet Richtung Norden durchziehen. „Mit ziemlicher Sicherheit“ sei ihr Ziel, die Hauptstadt Moskau zu erreichen.

Russlands Präsident Wladimir Putin: Wagner-Aufstand „Dolchstoß in den Rücken“

In seiner Ansprache am Samstagmorgen sagte Präsident Wladimir Putin, einige Russen seien „in ein kriminelles Abenteuer verwickelt“ worden. Ohne den Wagner-Gruppenchef Jewgeni Prigoschin ausdrücklich zu erwähnen, sagte Putin, die hohen „Ambitionen“ einiger hätten zum „Hochverrat“ geführt. Das Vorgehen bezeichnete er als „Dolchstoß in den Rücken“. Der Aufstand der Söldner-Truppen sei eine „tödliche Bedrohung“ für Russland. Putin rief zur „Einigkeit“ auf und betonte, er werde einen Bürgerkrieg in Russland nicht zulassen.

Wer Waffen erhebe und bewaffneten Aufstand organisiere, werde bestraft, sagte der russische Präsident in seiner Rede. Er forderte die Wagner-Kämpfer auf, ihre Teilnahme an kriminellen Handlungen umgehend zu beenden. 

Selenskyjs Berater Michailo Podoljak: „In Russland fängt alles gerade erst an“

Michailo Podoljak, ein hochrangiger Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bezeichnete am Samstag die Aktionen des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin als „Operation zur Terrorismusbekämpfung“. Außerdem schrieb er auf Twitter, dass „in Russland alles erst am Anfang steht“.

„Bitte seien Sie vernünftig“: Verteidigungsministerium ruft Wagner-Söldner zum Aufgeben auf

Russlands Verteidigungsministerium hat die Söldner der Privatarmee Wagner zur Beendigung ihres bewaffneten Aufstands aufgefordert. Sie seien von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in ein „kriminelles Abenteuer“ und die Teilnahme an einem bewaffneten Aufstand reingezogen worden, teilte das Ministerium am Samstag in Moskau mit. „Viele Ihrer Kameraden aus mehreren Einheiten haben ihren Fehler bereits erkannt, indem sie um Hilfe gebeten haben, damit sie sicher an ihre Einsatzorte zurückkehren können“, hieß es. Den Kämpfern und Kommandeuren sei Unterstützung gegeben worden.

„Bitte seien Sie vernünftig und nehmen Sie schnellstmöglich Kontakt mit Vertretern des russischen Verteidigungsministeriums oder den Ordnungsorganen auf. Wir garantieren die Sicherheit aller“, hieß es in der Mitteilung. Der Kreml kündigte eine Rede von Präsident Wladimir Putin an. Prigoschin, der bisher als Vertrauter Putins galt, hat mit seiner Privatarmee Wagner nach eigenen Angaben wichtige militärische Objekte in Rostow am Don im Süden Russlands besetzt.

Video zeigt Prigoschin mit hochrangigen russischen Militärs

Ein in den letzten Stunden aufgetauchtes Video zeigt ein Treffen zwischen Jewgeni Prigoschin und dem stellvertretenden russischen Verteidigungsminister Yunus-Bek Jewkurow. Es ist unklar, wann die Aufnahmen gemacht wurden. Es soll zeigen wie Prigoschin mit Jewkurow und Wladimir Stepanowitsch Alekseew, dem stellvertretenden Chef des russischen Militärgeheimdienstes, zusammensitzt.

Prigoschin hat ein Treffen mit dem russischen Generalstabschef Waleri Gerassimow und dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu gefordert.

Moskau ruft Anti-Terror-Notstand aus

Angesichts des bewaffneten Aufstands des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin haben die Behörden in Moskau und Umgebung den Anti-Terror-Notstand ausgerufen. „Um mögliche Terroranschläge in der Stadt und dem Gebiet Moskau zu verhindern, ist ein Regime für Operationen zur Terrorbekämpfung eingeführt worden“, teilte das nationale Anti-Terror-Komitee am Samstag mit. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft.

Kreml kündigt Rede von Präsident Putin an

Nach dem bewaffneten Aufstand des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin hat der Kreml in Moskau eine Rede von Präsident Wladimir Putin angekündigt. Der Staatschef werde sich in Kürze an die Öffentlichkeit wenden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge am Samstag. Details nannte er zunächst nicht. Prigoschin, der bisher als Vertrauter Putins gilt, hat mit seiner Privatarmee Wagner nach eigenen Angaben wichtige militärische Objekte in Rostow am Don im Süden Russlands besetzt. Eine Stellungnahme des russischen Verteidigungsministeriums gab es nicht dazu.

Prigoschin: Wagner-Söldner haben Kontrolle über Militäreinrichtungen

Der Chef der Söldnertruppe Wagner hat erklärt, dass er sich im Armeehauptquartier in südrussischen Rostow befindet und dass seine Söldner die Kontrolle über die dortigen Militäreinrichtungen übernommen haben. „Wir befinden uns im Hauptquartier (der Armee), es ist 7.30 Uhr (06.30 MESZ)“, sagte Prigoschin in einem am Samstag auf Telegram veröffentlichten Video. „Militärische Einrichtungen in Rostow, darunter ein Flugplatz, sind unter Kontrolle“, fügte er hinzu.

Rostows Gouverneur Wassili Golubew rief die Einwohner auf, Ruhe zu bewahren und ihre Häuser nicht zu verlassen. „Im Zusammenhang mit der aktuellen Situation bitte ich Sie, von Reisen in die Innenstadt abzusehen“, schrieb Golubew auf seinem Telegram-Kanal.

Bürgermeister: „Anti-Terror-Maßnahmen“ in Moskau in Kraft

Angesichts eines sich zuspitzenden Konflikts zwischen der russischen Armee und der Söldnertruppe Wagner hat in der Hauptstadt Moskau Bürgermeister Sergej Sobjanin „Anti-Terror-Maßnahmen“ in Kraft gesetzt. Es seien etwa bereits verstärkte Verkehrskontrollen auf den Straßen eingeführt worden, schrieb er am Samstagmorgen auf seinem Telegram-Kanal. Außerdem seien Einschränkungen von Massenveranstaltungen möglich. „Infolge der eingehenden Informationen werden in Moskau Anti-Terror-Maßnahmen zur Stärkung der Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt“, schrieb Sobjanin. Er bat die mehr als 13 Millionen Einwohner der Metropole um Verständnis.

Auch der Gouverneur der Region um Moskau, Andrej Worobjow, schrieb auf Telegram von hochgefahrenen Sicherheitsvorkehrungen. Worobjow rief die Menschen zudem auf, wenn möglich auf private Autofahrten in Richtung Südrussland zu verzichten, wo die Situation derzeit besonders angespannt ist.

Wagner-Chef ruft Russen zu Widerstand gegen Militärführung auf

Am Freitagabend hatte der Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, die russische Militärführung beschuldigt, ein Lager seiner Söldnertruppen mit Artillerie, Hubschraubern und Raketen angegriffen und dabei viele seiner Männer getötet zu haben. Er drohte daraufhin, in der russischen Militärführung aufzuräumen und meinte, er habe 25 000 Männer unter Befehl, die nun aufklären würden, warum solch eine Willkür im Land herrsche.

Nach Angaben des Kremls war der russische Präsident Wladimir Putin über Prigoschins Äußerungen informiert. „Die notwendigen Maßnahmen werden ergriffen“, erklärte Kreml-Sprecher Dmitry Peskow russischen Nachrichtenagenturen zufolge.

Russlands Inlandsgeheimdienst FSB leitete wegen der Äußerungen des Wagner-Chefs strafrechtliche Ermittlungen wegen des Aufrufs zu einem „bewaffneten Aufstand“ ein. „Im Zusammenhang mit diesen Äußerungen hat Russlands FSB ein Strafverfahren eingeleitet“, erklärte das Nationale Komitee zur Bekämpfung des Terrorismus laut russischen Nachrichtenagenturen.