Kolumne

Robert I. und die königliche Familienbande

Die Heizpolitik von Bundeswirtschaftsministers Habeck lässt bei unserem Kolumnisten den Puls steigen. Gegen den Verwandtenclub im Haus könne man dagegen gar nichts haben.

Gut behütet: Wirtschaftsminister Robert Habeck
Gut behütet: Wirtschaftsminister Robert Habeckdpa

Fast zwei von drei Deutschen haben laut einer Studie Angst vor der Arbeit. Die Quote wäre noch höher, fragte man, etwa in der Oberlausitz, nach Angst vor der Arbeit von Robert Habeck.

Millionen Bürgern jenseits des Regierungsviertels und der ihm mental verbundenen Quartiere bricht der Schweiß aus, wenn sie den Wirtschaftsminister nur „Transformation“ sagen hören. Bei gewissen Lohngruppen dürfte ein russischer Einmarsch kaum heftigeres Herzrasen auslösen als das Gebäudeenergiegesetz. Habeck wiederum macht gerade selbst nicht den Eindruck, als führe er gern ins Büro.

Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus, Baujahr 1904. Etagengasheizungen. Ich habe mich über Chancen und Grenzen der Heizrevolution informiert. Die Vorstellung, Habecks Direktiven anheimzufallen, verursacht, siehe oben, vegetative Symptome. Puls. Der Thermenklempner war leider kein Sedativum. Wärmepumpen seien super, sagte er. Aber an diesem Objekt Blödsinn.

Mieter müssten happige Modernisierungsumlagen zahlen, um bei niedrigerer Zimmertemperatur höhere Heizkosten zu haben, nur eben für Strom statt Gas. Obwohl, Letzteres wolle der Staat ja so lange verteuern, bis man darum bettelt, ein Vermögen für Wechselspannung ausgeben zu dürfen. Der Handwerker tippte sich an die Stirn. Dann erwähnte er die Geschichte mit Trittins Eiskugelkosten. Es gibt so viele regierungsgestützte Nichtregierungsorganisationen. Betreibt da wer ein Portal, wo ich Wärmewendenleugner melden kann?

Entspannter sehe ich die Sache mit Habecks Staatssekretär, dessen Trauzeugen und buckliger Verwandtschaft. Der Mann muss bleiben, Punkt. Ewig wurden die Grünen von Konservativen bezichtigt, an der Zerstörung des klassischen Familienbilds zu arbeiten. Jetzt zeigen sie, dass auch ihr Blut dicker als Wasser ist, und es ist wieder nicht recht. Im Bundeswirtschaftsministerium samt Wurmfortsätzen sind dem Vernehmen nach mehr Menschen miteinander versippt als im Hause Windsor. Hoffentlich ist das Haus Habeck die Keimzelle einer mächtigen Dynastie, gegen die Charles III. und seine Bagage alt aussehen. „Ich habe entschieden, dass Patrick Graichen wegen dieses Fehlers nicht gehen muss“, sprach Robert I. dieser Tage. Das atmete Gravitas, so reden Majestäten.

Negative Kräfte versuchen nun, Ihro Durchlaucht verächtlich zu machen. Doch die Ergebenheitsadressen vom Hofe genügen royalen Ansprüchen. Ein taz-Kolumnist fordert Massendemonstrationen zum Lob des Großen Steuermanns. Auf Twitter grassiert der Hashtag #DankeRobert. Der grüne Vize-Fraktionschef Andreas Audretsch schreibt: „Ich bin gottfroh, dass letzten Winter Habeck & Graichen in Verantwortung waren. Jede Wohnung war warm. Die Wirtschaft steht gut da.“

Welch hinreißende Huldigung. Fürwahr, die Wirtschaft steht da, jedenfalls, solange sie nicht gut weglaufen kann. „Gottfroh“ bedeutet, dass die gütige Herrschaft und ihre kühnen Visionen das Geschenk einer höheren Instanz sind. Wie so viele Plebejer neigte ich bislang zum Undank und nahm allen Komfort als selbstverständlich. Bevor Habeck und Graichen in Verantwortung waren, kam nach milden Wintern in meinen Kreisen niemand auf die Idee, beheizte vier Wände als Errungenschaft zu feiern. Das wird sich ändern. Als Bewohner der neuen, besseren Welt will ich gottfroh sein über jeden Morgen, an dem der Energieminister den Toaster anspringen lässt.