Nach Tagen relativer Ruhe um die Plagiatsvorwürfe zur Doktorarbeit der Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner richten sich die Blicke verstärkt auf ihre eigene Partei, die CDU. Am Ende wird die stärkste Kraft im Berliner Abgeordnetenhaus entscheiden müssen, wie es mit der Politikerin weitergeht. Schreiner selbst sind bis auf Weiteres die Hände gebunden.
In dieser eher passiven Rolle sieht sich derzeit auch der gesamte schwarz-rote Senat, wie Sprecherin Christine Richter mitteilte. Sie gab die Devise vor: „Wir warten das Verfahren und das Ergebnis der Prüfung ab.“ Und: „Das wird sicher einige Zeit dauern.“ Genau das könnte für Manja Schreiner zu einem Problem werden.
Verkehrssenatorin Manja Schreiner: Ich werde den Titel nicht mehr führen
Am Sonntag hatte die Senatorin mitgeteilt, dass sie ihre Doktorarbeit überprüfen lassen wolle. Zeitgleich ließ Schreiner mitteilen, dass sie den Doktortitel bis zur Klärung der Vorwürfe nicht mehr führen werde.
Manja Schreiner hat von 1996 bis 2001 Rechtswissenschaften in Rostock studiert. Nach dem Referendariat schloss sie ein Masterstudium in internationalem und europäischem Wirtschaftsrecht an. Von 2005 bis 2007 promovierte sie. Thema ihrer Dissertation: „Arbeitnehmerberücksichtigung im Übernahmerecht".
Hab's noch nicht gelesen, aber das müsste dann ja wohl die ADAC-Motorwelt um 1980 sein, aus der sie abgeschrieben hätte. #Berlin https://t.co/nSvuOhuIY2
— Schmullma (@Schmullm) August 6, 2023
Gravierende Plagiate der berliner Senatorin für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt Dr. Manja Schreiner, CDU.
— VroniPlagWiki (@VroniPlagWiki) August 4, 2023
Meine Prognose:
„Der Doktorgrad und auch die Bezeichnung als Senatorin kommen demnächst weg!“
Wieviele Giffeys verträgt Berlin?https://t.co/ZkUpekx5Ki
Zum Zeitpunkt ihrer Doktorarbeit war sie 29 Jahre alt und arbeitete bei einem Kreuzfahrtunternehmen als Justiziarin. Kurz darauf zog sie nach Berlin. 2012 trat sie in die Pankower CDU ein, seit 2019 ist sie Landes-Vize. Vor dreieinhalb Monaten wurde sie zur Senatorin ernannt.
Wie sich jetzt herausstellt, erfolgte die Ernennung offenbar genau der Moment, in dem Plagiatsjäger auf Schreiner aufmerksam wurden. Wie es heißt, haben Ehrenamtliche auf dem Portal VroniPlag Wiki inzwischen ihre Arbeit analysiert und dabei nach eigenen Angaben mehrere Dutzend Textstellen gefunden, die zu beanstanden seien.
Berliner Grüne: Senatorin Schreiner muss selbst zur Aufklärung beitragen
Für Sebastian Walter, den Parlamentarischen Geschäftsführer der Grünen, „scheinen die Vorwürfe substanziell zu sein“. Es sei nicht mehr als „ein erster Schritt“, dass Schreiner für eine Überprüfung offen sei. „Sie muss aber selbst dazu beitragen, dass die Vorwürfe vollständig aufgeklärt werden.“
Doch wie soll das gehen? Nach Lage der Dinge war ihre Bitte um Überprüfung so ziemlich der letzte Schritt, den Manja Schreiner in der Angelegenheit selbst gehen konnte. Nun hat sie bis zur Verkündung des Ergebnisses kaum noch Gelegenheit, irgendetwas beizutragen. Und wann das sein wird, weiß niemand.
Vor allem diese Ungewissheit könnte Manja Schreiner gefährlich werden, heißt es aus dem Lager der Grünen: „Da darf jetzt nichts mehr kommen.“
In der Zwischenzeit dürfe sich Schreiner keine Fehler leisten. Schließlich müsse Kai Wegner am Ende mit ihrer „guten Arbeit“ begründen, dass er an ihr festhalte. Das werde umso schwerer, da Schreiner durch eine chaotische Kommunikation bei der Überprüfung neuer Radwegeprojekte wochenlang die gesamte Fahrradlobby Berlins gegen sich aufbrachte – und dann doch fast alles durchwinkte. Fazit der Grünen: Manja Schreiner schwächelt.
Freilich sind die Grünen Opposition. Was sagt eigentlich der Koalitionspartner SPD? Es gibt auf Nachfrage keine offizielle Stellungnahme. Nachdem man von der CDU informiert worden sei, warte man jetzt erst einmal ab. Die Personalie Manja Schreiner sei Sache der CDU.
Berliner Senat: Drei von zwölf haben ihren Doktortitel verloren
Und doch ist der Fall automatisch auch Sache des gesamten Senats – und dieser stellt sich zumindest beim sauberen wissenschaftlichen Arbeiten selbst kein gutes Zeugnis aus: Schließlich ist Manja Schreiner schon die Dritte am Kabinettstisch, deren Doktorarbeit beanstandet wurde. „So eine hohe Betrugsquote hat vermutlich keine andere Landesregierung“, sagt ein Grüner. Vor Schreiner mussten schon der heutige Chef der Senatskanzlei, Florian Graf (2012), sowie die heutige Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (2021) ihre Titel niederlegen.




