In Europas Umgang mit dem Ukraine-Krieg bahnt sich eine mögliche Wende an. Nachdem die EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel einen neuen zinslosen Kredit über 90 Milliarden Euro für Kiew beschlossen haben, deutet Frankreichs Präsident Emmanuel Macron einen Kurswechsel an und bringt erstmals seit Jahren ein direktes Gespräch mit Russlands Präsident Wladimir Putin ins Spiel.
Macron sagte am Freitag, es sei „wieder sinnvoll“, mit Putin zu reden. Hintergrund ist die wachsende Sorge europäischer Regierungen, bei möglichen Friedensverhandlungen ins Hintertreffen zu geraten. Seit Wochen herrscht in Paris, Berlin und London Unmut darüber, dass die US-Regierung im Alleingang mit Moskau sondiert.
„Ich glaube, dass es in unserem Interesse als Europäer und Ukrainer liegt, den richtigen Rahmen zu finden, um diese Diskussion wieder aufzunehmen“, sagte Macron nun. Andernfalls liefen die Europäer Gefahr, sich intern abzustimmen, während einzelne Unterhändler allein mit den Russen sprächen – ein Vorgehen, das Macron als „nicht optimal“ kritisierte.
Seit Herbst 2025 hat die Regierung der USA ihren Kurs zur Ukraine noch einmal nachgeschärft. Angesichts innenpolitischer Budgetzwänge und einer neuen außenpolitischen Doktrin drängt Washington die Europäer, stärker Verantwortung für eine mögliche „Deeskalation“ zu übernehmen. Für Macron ist klar: Die EU muss nun Wege finden, „in den kommenden Wochen einen vollständigen, transparenten Dialog mit Russland wieder aufzunehmen“.
Der französische Präsident gilt seit Jahren als der westeuropäische Staatschef mit dem engsten Zugang zu Putin. Trotz der massiven Spannungen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sprachen beide zuletzt im September 2022 und im Juli 2025 miteinander – damals, um die Eskalation rund um das neue iranische Atomprogramm einzudämmen. Nun deutet Macron offen an, dass die EU selbst wieder an den Verhandlungstisch mit Russland zurückkehren könnte.


