Das ging schnell. „Tusk verkündet neue Öffnung mit Deutschland“, meldeten am Mittwochabend deutsche und polnische Medien, eine türkische Nachrichtenagentur schrieb sogar von einem „Reset“ der bilateralen Beziehungen. Aber was ist da wirklich passiert? Nicht viel: Am ersten Tag nach seiner Wahl zum Bundeskanzler flogen Friedrich Merz und sein neuer Außenminister Johann Wadephul morgens nach Paris und am Nachmittag nach Warschau und trafen sich dort mit dem polnischen Premierminister Donald Tusk und Außenminister Radoslaw Sikorski und machten vor den Medien gute Miene zum bösen Spiel.
Und statt sich öffentlich über polnische Reparationsforderungen, Migration und Ukraine-Hilfe zu streiten – wie das in den acht Jahren der Regierungszeit der nationalradikalen Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PIS) der Fall gewesen war –, lächelte man in die Kameras, deklinierte Freundschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit durch sämtliche polnische und deutsche Fälle und ging elegant über die Interessen- und Meinungsunterschiede hinweg, über die man sich hinter verschlossenen Türen gestritten hatte.
Das ist nämlich der wichtigste Unterschied zwischen den Regierungen von Beata Szydlo und Mateusz Morawiecki (PiS) auf der einen und der von Donald Tusk (Bürgerplattform) auf der anderen Seite: erstere rupften ihre Hühnchen mit Deutschland in aller Öffentlichkeit, Türenschlagen, beleidigte Leberwurst-Spiele und antideutsche Medienkampagnen eingeschlossen. Donald Tusk und seine Mannschaft machen das diskret, mit einem sanften Lächeln und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das ist die gute Miene. Aber was ist das böse Spiel?

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