Es war eine ungewöhnliche Beerdigung, nicht einmal im engsten Familienkreis, ohne Priester, ohne Trauergemeinde, ohne Sarg, was daran lag, dass die Tote ihr Ableben kalt lächelnd ignoriert hatte. Aber tot war sie natürlich trotzdem. Die Rede ist von der großen, ambitionierten EU-Reform, die das Europäische Parlament im November letzten Jahres mit knapper Mehrheit auf den Weg gebracht hatte. Damals diskutierte man in Berlin auch noch über den zeitlichen Ablauf: ob der Beitritt der Ukraine und der anderen Beitrittskandidaten vor oder nach der großen Reform erfolgen könne. Jetzt wissen wir es: Die EU-Erweiterung kann, wenn überhaupt, nur vor der großen Vertrags-Reform stattfinden. Es wird, um die Analogie zum Friedhof aufrechtzuerhalten, einen Leichenschmaus vor der Beerdigung geben.

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