Analyse

Debatte: Warum Menschen die AfD wählen

Die AfD ist stärkste Oppositionspartei. Sinnvolle Möglichkeiten, die Attraktivität der AfD zu reduzieren, gibt es kaum. Ein Gastbeitrag.

Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD, Tino Chrupalla (2.v.r), AfD-Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der AfD, und Alexander Gauland (r), Bundestagsabgeorneter der AfD, nehmen an der Gedenkstunde zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs im Bundestag teil.
Alice Weidel, Fraktionsvorsitzende der AfD, Tino Chrupalla (2.v.r), AfD-Bundesvorsitzender und Fraktionsvorsitzender der AfD, und Alexander Gauland (r), Bundestagsabgeorneter der AfD, nehmen an der Gedenkstunde zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs im Bundestag teil.Kay Nietfeld/dpa

Es war einmal ein Politiker, der versprach, die AfD-Wahlergebnisse halbieren zu wollen. Dieser Politiker ist jetzt Bundeskanzler; und die AfD-Fraktion im Bundestag ist nun fast doppelt so groß wie damals. Was also ist schiefgelaufen? Nichts Besonderes, unser neuer Bundeskanzler hat einfach das gemacht, was alle seine Kollegen tun, wenn man ihnen ein Mikrofon unter die Nase hält und fragt, wie man die AfD bekämpfen sollte. Praktisch jeder antwortet dann, man sollte das tun, was seiner politischen Agenda am ehesten entspricht – und die AfD werde schwächer, halbiert oder sogar ganz verschwinden.

Linke verlangen mehr linke Politik, Grüne verlangen mehr grüne Politik, Konservative fordern mehr konservative Politik – dann werde die AfD kleiner. Manchmal folgen dann noch Debatten darüber, ob man die AfD besser bekämpft, indem man sie mitregieren oder mitentscheiden lässt oder weiter isoliert, ob man ihr programmatisch entgegenkommt oder sich von ihr distanziert. Merz hat sich im Wahlkampf für den ersten Weg entschieden, damit wurde die CDU die größte Fraktion im Bundestag und die AfD die größte Oppositionsfraktion. So sieht also heutzutage also ein Phyrrus-Sieg aus. Da kann sich die AfD zurücklehnen und warten, bis sich die Verhältnisse umkehren und sie selbst die größte Bundestagsfraktion stellt. In einigen Länderparlamenten tut sie das ja schon.

Berliner Zeitung

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