Wahl zum Abgeordnetenhaus

Wahlsieg in Mitte: Der einzige Genosse, der für die SPD in der Innenstadt gewann

Die SPD gewann die Wahl in Berlin in den Außenbezirken. Im Zentrum siegte sie gegen die Grünen nur in einem Wahlkreis - dem des 29-jährigen Max Landero.

Max Landero hat für die SPD in Mitte das einzige Direktmandat gewonnen.
Max Landero hat für die SPD in Mitte das einzige Direktmandat gewonnen.Milena Zara

Berlin-Die Berliner Innenstadt ist grün. Das Gebiet, das innerhalb des S-Bahn-Rings liegt. Das fällt ins Auge, wenn man die Karte betrachtet, die anzeigt, wer die Direktmandate für das neue Abgeordnetenhaus gewonnen hat. Und ein einzelner, roter Fleck, in der Mitte von Mitte. Wie ist der dort hingekommen? Und wieso ist fast alles um ihn herum grün?

Der rote Fleck ist der Wahlkreis Mitte 2. Max Landero hat hier das Direktmandat für die SPD geholt. Landero stand nicht auf der Liste seiner Partei, er hatte keine andere Chance, wenn er ins Abgeordnetenhaus wollte. Also war er von morgens bis abends in seinem Wahlkreis unterwegs, lud Bürger zu Kiezspaziergängen ein, klingelte an Wohnungstüren, machte sich bekannt zwischen den Hochhäusern der Fischerinsel und dem Scheunenviertel. Man fragt sich, wie er das geschafft hat, als Vater von fünf Kindern, mit einem Vollzeitjob in der Verwaltung eines Kitabetriebs. Aber Max Landero ist erst 29 Jahre alt, er hat Energie.

Mit dieser Energie hat er es in Mitte 2 geschafft, der Linkspartei das Direktmandat abspenstig zu machen, das sie hier seit der Wiedervereinigung stets gewonnen hatte. Vor allem aber hat Landero sich einen Sieg gegen den großen Trend des Wahlsonntags in Berlin erkämpft - den zur durch und durch grün wählenden Innenstadt.

Nebenan im Wahlkreis Pankow 9 ist das noch seinem SPD-Genossen Tino Schopf gelungen, von dem sich Landero die Wahlkampftaktik abgeguckt hat, die ausgiebigen Kiezspaziergänge etwa. Aber Pankow 9 umfasst neben dem Bötzowviertel in Prenzlauer Berg auch Teile von Weißensee. 

Am Stadtrand gewannen CDU oder SPD

„Franziska Giffey hat im Wahlkampf auf die Außenbezirke gesetzt, wo die meisten Berliner wohnen, und das ist auch aufgegangen“, sagt Max Landero am Montag. Trotzdem wirkt er fast ein bisschen verstört darüber, dass er es als fast einziger Genosse aus dem Zentrum der Stadt direkt ins Abgeordnetenhaus geschafft hat.

Tolle Kandidatinnen und Kandidaten seien gescheitert in den anderen Wahlkreisen von Mitte, darunter Maja Lasic, die als Bildungspolitikerin in der Stadt bekannt ist. Sie verlor im Wahlkreis, in dem unter anderem das Brunnenviertel liegt, „dort war Willy Brandt bis zuletzt Mitglied“, sagt Landero. Auch dort holten die Grünen das Direktmandat fürs Abgeordnetenhaus.

Es gibt 78 Wahlkreise in Berlin. Auf der Karte mit dem grünen Zentrum sind die Ränder entweder dunkelbau, in Steglitz-Zehlendorf etwa, dort hat die CDU gewonnen. Oder rot, dort gingen die Mandate an die SPD. Ausnahmen sind zwei AfD-Direktmandate am Rand von Marzahn-Hellersdorf und sechs Direktmandate für die Linke, eins davon in Friedrichshain, gleich neben Landeros Wahlkreis. Monika Herrmann war dort für die Grünen angetreten, die bisherige Bezirksbürgermeisterin. Und hat gegen den Trend verloren.

Mitte sei inzwischen „relativ durchgentrifiziert“, sagt Landero, zumindest in den Altbaukiezen bis nach Tiergarten hinein. Dort leben Studenten, Akademiker und Beamte, die wie in anderen deutschen Großstädten die Grünen wählen. Um Namen auf dem Wahlzettel scheine es dabei nicht unbedingt zu gehen und auch nicht darum, ob man der Kandidatin schon mal auf der Straße begegnet ist. In anderen Teilen des Bezirks Mitte wohnen zwar viele Arbeiter, aber die haben oft keinen deutschen Pass und damit kein Wahlrecht. 

Max Landero ist in Berlin geboren, in der Leipziger Straße in Mitte aufgewachsen. Er sagt von sich selbst, dass er doppelten Migrationshintergrund habe: seine Mutter kommt aus der DDR, sein Vater aus Chile.

In der neuen SPD-Fraktion wird er nun zwischen vielen Genossen aus Treptow-Köpenick, Spandau, vom Pankower Stadtrand sitzen. Und versuchen, für die Anliegen der Berliner aus der Innenstadt zu werben. Auch für Themen wie Klimaschutz und sichere Fahrradwege, die eigentlich als grüne Themen gelten. Die SPD erhebe schließlich den Anspruch, „die Berlin-Partei“ zu sein, sagt Max Landero. „Wir werden auf lange Sicht nicht erfolgreich sein, wenn wir nicht auch in der Innenstadt erfolgreich sind.“ Wenn jemand die Innen- und die Außenstadt versöhnen könne, dann die SPD, glaubt Landero. An ihm soll es nicht scheitern.