Fragebogen Berlin

Lisa Furtwängler über Berlin: „Der Kudamm ist nichts für mich“

Unser Berlin-Fragebogen, diesmal mit der Musikerin Lisa Furtwängler alias Kerfor, die den Bewohnern ihrer Wahlheimat manchmal eine längere Zündschnur verpassen möchte.

Lebt in Kreuzberg und bummelt dort bedeutend lieber als in Charlottenburg: Kerfor 
Lebt in Kreuzberg und bummelt dort bedeutend lieber als in Charlottenburg: Kerfor Laura Kaczmarek

Berlin hat rund 3,8 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern?

In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie lieber meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.

Diesmal hat die Rapperin, Produzentin und Songwriterin Elisabeth „Lisa“ Furtwängler unsere Fragen beantwortet, die unter dem Künstlernamen Kerfor Musik macht – abgeleitet vom Englischen „to care for“ soll das ausdrücken, dass sie nur über Themen rappt, die ihr wirklich am Herzen liegen. Gerade hat die 31 Jahre alte Tochter der Schauspielerin Maria Furtwängler und des Verlegers Hubert Burda ihren neuen, selbst geschriebenen und produzierten Song „Es tut mir leid“ herausgebracht, der irgendwo zwischen Pop, Rap und jenseits jeglicher Aggro-HipHop-Klischees zu verorten ist.

Zuletzt machte die Sängerin vor ein paar Monaten Schlagzeilen, als das amerikanische Magazin Forbes sie als jüngste Milliardärin Deutschlands bezeichnete. Ihr Vater hatte den Kindern 2017 die Kapitalmehrheit an seinem Unternehmen überschrieben, Lisa Furtwängler sitzt zudem gemeinsam mit ihrem Bruder Jacob im Verwaltungsrat des Burda-Konzerns.

Operativ ins Unternehmen einsteigen will sie aber nicht, lieber weiter im Musikbusiness Fuß fassen und in ihrer Wahlheimat Berlin auftreten – wie vor kurzem bei der Fête de la Musique, wo sie am Neptunbrunnen gesungen hat.

1.      Frau Furtwängler, seit wann sind Sie schon in der Stadt?

Ich lebe seit 2019 in Berlin. Davor war ich immer wieder in der Stadt zum Arbeiten und Freunde besuchen, aber seit vier Jahren ist Berlin mein Wohnort.

2.      Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

Ich liebe die Natur in und um Berlin herum. Ich mag das Tempelhofer Feld sehr. Mitten in der Stadt eine riesige, offene Fläche, die so vielseitig genutzt wird. Picknick, Barbecue, Kitelandboarden, Konzerte oder Dance Groups, es fühlt sich an wie bei einem Festival im Sommer.

3.      Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?

Wenn ich entspannen will, geht es raus Richtung Grunewald, oder, wenn ich mehr Zeit habe, in die Uckermark. Ich komme aus Bayern und dachte, dass ich die Berge sehr vermissen werde. Aber die Landschaft um Berlin herum hat es mir echt angetan.

4.      Welche Ecken der Stadt meiden Sie?

Der Kurfürstendamm ist nichts für mich. Zu viele Leute, zu viele Geschäfte, da will ich immer schnell weg.

5.      Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?

Es gibt in Berlin viele tolle vegetarische und vegane Restaurants, von Sternegastronomie bis zu Imbissen. Die Auswahl ist riesig, vor allem Kuchi mag ich sehr. Die haben eine Sushi-Pizza, die sehr lecker ist.

6.      Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?

Ich mag viele Läden in der Oranienstraße in Kreuzberg, gehe aber nicht so gerne shoppen. Deshalb mag ich es dort, weil man herumschlendern kann und nicht von Schaufenstern erschlagen wird, sondern immer wieder fast zufällig in ein cooles, kleines Geschäft hineinstolpert.

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Monika Skolimowska/dpa
Zur Person
Elisabeth Furtwängler kam 1992 in München zur Welt. Ihre Mutter ist die „Tatort“-Schauspielerin Maria Furtwängler, ihr Vater der Verleger Hubert Burda. Außerdem ist sie die Großnichte des berühmten Dirigenten Wilhelm Furtwängler. Bereits als Kind schrieb sie eigene Lieder und spielte Gitarre, Schlagzeug sowie Bass. Nach dem Abitur reiste sie durch Kambodscha und die Philippinen, studierte dann Kunstgeschichte in Cambridge und später Musik in Los Angeles.

2016 veröffentlichte sie ihr erstes Musikvideo, 2021 erschien ihr Debütalbum „Ferociolicious Part I“ und im Jahr darauf ihre erste Single „Never Ready, Go!“. Ihr neuer Song ist zum Beispiel bei Spotify und YouTube abrufbar.

Zusammen mit ihrer Mutter gründete Furtwängler die MaLisa Stiftung, deren Ziel eine freie Gesellschaft mit Gleichberechtigung ist. Auf den Philippinen gründeten Mutter und Tochter einen Zufluchtsort für Mädchen, die Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution wurden. Lisa Furtwängler setzt sich zudem für Chancengleichheit in der Musikbranche ein.

7.      Der beste Stadtteil Berlins ist …

Für mich ist das immer noch Kreuzberg 36 und auch 61. Ein toller Mix an Menschen, Kulturen, Musik-Venues, Restaurants und besonderen Orten. Ich hoffe, das bleibt weiter so.

8.       Das nervt mich am meisten an der Stadt:

Manchmal tue ich mich schwer damit, wie eilig es alle Leute haben und wie kurz die Zündschnur mancher ist. Wenn man mal nicht schnell reagiert, wird man gleich angehupt.

9.       Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?

Ich finde autofreie Straßen und Kieze sehr angenehm und wichtig. Davon mehr fände ich super. Insgesamt sind natürlich weniger Verbrenner-Autos wichtig, damit die Luft besser wird!

10.      Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?

Ich kann nur dazu raten, nach Berlin zu ziehen. Es ist eine tolle, verrückte Stadt. Die man aber auch immer wieder mal verlassen muss, damit man sie vermissen kann.

11.      Cooler als Berlin ist nur noch …

Ich liebe Los Angeles. Ist zwar was ganz anderes, aber das Meer und die Berge in Kalifornien sind schon unschlagbar.