Berlin hat rund 3,8 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern?
In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie lieber meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.
Diesmal hat der Schauspieler Mark Waschke unsere Fragen beantwortet. Der 51-Jährige lebt in Tiergarten und prägt seit 2015 das Berliner Ermittlerteam im „Tatort“. Seiner Figur des Robert Karow, zunächst an der Seite von Meret Becker und seit diesem Jahr im Zusammenspiel mit Corinna Harfouch, verleiht Waschke eine faszinierende Vielschichtigkeit. Lustvoll stiftet er zudem Verwirrung bezüglich klassischer Männerbilder.
Nun ist aber erstmal „Tatort“-Sommerpause, in der Fans des Schauspielers aber nicht auf ihn verzichten müssen. Mark Waschke ist nämlich in der ZDF-Sommerreihe „Shooting Stars – Junges Kino im Zweiten“ zu sehen, die ab August acht junge deutsche Filme zum Thema Heimat und Zugehörigkeit ins Fernsehen bringt. Im Familiendrama „Der menschliche Faktor“ spielt Waschke einen erfolgreichen Werber, der zusammen mit seiner Frau eine innovative Agentur leitet, dann aber ohne Rücksprache mit ihr den heiklen Auftrag einer politischen Partei annimmt. Die Dreharbeiten fanden in Hamburg und an der belgischen Küste statt. In unserem Fragebogen wendet sich Mark Waschke aber wieder ganz seiner Wahlheimat Berlin zu.
1. Herr Waschke, seit wann sind Sie schon in der Stadt?
Seit Mitte der 90er-Jahre. Ich bin hier zur Schauspielschule gegangen und dann geblieben.
2. Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?
Jeden Tag woanders: Der Supermarkt bei mir um die Ecke, die BSR-Recyclinghöfe und der Club, in dem ich gerade bin.
3. Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?
Ins Bett, in die Badewanne, in (fast) jede Sauna der Stadt. Eigentlich muss ich gar nicht woanders hin. In Berlin könnt ich mich, wenn ich wollte, über alles aufregen – ich könnte aber auch überall sofort einschlafen.
4. Welche Ecken der Stadt meiden Sie?
Ich meide die Stadtautobahn und die Ecken, wo die frische Hundekacke noch dampft.
5. Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?
Geheimtipps killt man, wenn man sie in der Zeitung ausspricht. Nur so viel: Es gibt sehr viel sehr gutes veganes Essen in der Stadt. Und dieser eine libanesische Imbiss in Neukölln ist der Hammer. Wie hieß der doch gleich …

Seit 2007 ist Waschke auch regelmäßig in Film- und Kinoproduktionen zu sehen, seine darstellerischen Leistungen wurden vielfach ausgezeichnet, etwa 2009 mit dem Bayerischen Filmpreis für „Habermann“ oder 2013 mit dem Deutschen Schauspielerpreis für „Der Brand“. Privat ist über den 51-Jährigen wenig bekannt. Er ist verheiratet, hat eine Tochter und outete sich im Februar 2021 im Rahmen der Initiative #actout im SZ-Magazin mit 184 anderen lesbischen, schwulen, bisexuellen, queeren, nicht-binären und trans* Schauspielern.
„Der menschliche Faktor“ (Foto) ist bereits in der Mediathek verfügbar und läuft am 9. August um 23.20 Uhr im ZDF.
6. Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?
Der Supermarkt bei mir um die Ecke, die BSR-Recyclinghöfe und der Club, in dem ich gerade bin. Was ist Shopping nochmal?
7. Der beste Stadtteil Berlins ist …
Ach Gottchen – „der beste, der größte, der schönste“ … Superlative machen mich immer skeptisch. Die Zeiten der sentimentalen Glorifizierung sind doch auch vorbei. Ich mag das immer noch Poröse, das Fließende; Orte, wo Dreck und Glamour aufeinandertreffen; Straßen, in denen einem die Klassengegensätze ins Gesicht springen. Die gibt’s in (fast) jedem Bezirk.
8. Das nervt mich am meisten an der Stadt:
Nix. Doch: Glasscherben auf dem Fuß- und Radweg. Leute – trinkt was und wo ihr wollt, aber schmeißt die Flaschen danach nicht auf die Straße.
9. Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?
Mieten deckeln, nicht wie früher landeseigene Immobilien verscherbeln, sondern den Volksentscheid zur Enteignung und Vergesellschaftung privater Wohnungsunternehmen endlich umsetzen, mehr BVG, weniger Autoverkehr, mehr Geschlechtsverkehr, mehr Radwege.
10. Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?
Es gibt keine Unentschlossenheit, nur Zögern oder Zaudern. Du weißt doch eigentlich, was du willst, oder? Dann tu’s einfach. Oder lass es bleiben. Ach, ich weiß nicht so recht.




