Mitten im Vorstellungsgespräch für eine Stelle im Büro eines EU-Beamten nimmt der EU-Mitarbeiter das Telefon ab. „Ja, Herr Abgeordneter, sie haben gleich eine Sitzung.“ Der Mann schaut etwas genervt und spricht weiter ins Telefon: „Haben Sie Ihre Hosen angezogen? Nein, das Auto vor Ihnen ist ein Uber, so heißen Taxis heutzutage, Sie können ruhig einsteigen ... Moment, sind Sie überhaupt in Brüssel, was sind das für Geräusche im Hintergrund?“ Kurz darauf geht es um Windeln für Erwachsene.
Das Gespräch findet auf einer Bühne statt, es ist „Die Schuman Show“, eine Art Live-Comedy-Theater in Brüssel, das einmal im Monat das Leben der EU-Mitarbeiter aufs Korn nimmt und ins Absurde übertreibt. Es ist so etwas wie die „heute show“ als Theaterstück für EU-Enthusiasten. Und deren Leben ist wirklich speziell. Rund 60.000 Menschen arbeiten in Brüssel für die EU, sie kommen aus allen Teilen Europas, sprechen miteinander Englisch, ausgerechnet die Sprache derjenigen Leute, die die EU verlassen haben.
„Darf man solche Witze schon machen?“
Die Show ist auch auf Englisch, und manche Witze erschließen sich auch wirklich nur den EU-Mitarbeitern. Es reicht aus, dass jemand auf der Bühne „Committee of the Regions“ ausspricht, und schon lachen alle im Saal. Der Name der Show bezieht sich auf den ehemaligen französischen Außenminister und EU-Geburtshelfer Robert Schuman, nach dem in Brüssel ein Platz, ein Gebäude und eben auch diese Show benannt sind. In der „Schuman Show“ werden ganz konkret Abgeordnete karikiert, aber manchmal auch nur nationale Klischees übertrieben, wie beim Bühnen-Interview mit „sexy“ Pedro Sánchez, der sich das Hemd bekleckert und sich auf offener Bühne unter Johlen des Publikums umziehen muss.
Nicht alle Witze zünden bei dieser Ausgabe der Schuman Show. Doch Menschen aus der EU-Bubble sagen, dass jede Aufführung seit Monaten ausverkauft sei. Mindestens drei der rund zehn Sketche seien genial und auch in dieser Show gibt es immer wieder Momente, in denen sich der gesamte Saal ausschüttet vor Lachen: „Berlusconi ist tot? – Gut für ihn, dann ist er zumindest immer steif.“ Direkt danach sagt der Comedian fast entschuldigen: „Darf man solche Witze schon machen?“
Der Höhepunkt dieser Show wiederum ist die Miss-Wahl der Beitrittskandidaten: Moldavien, Türkei und Albanien treten in absurden Wettbewerben gegeneinander an. Sie sollen in einem Tanz erklären, wie sie die Beitrittskriterien erfüllen werden. Die Türkei gewinnt. Dann sollen die Länder eine Position der EU zu China entwickeln. Moldavien schwurbelt, Albanien ebenfalls. Die Türkei sagt nur: „Kein Kommentar.“ Wieder gewinnt die Türkei. Nach allen Wettbewerben sagen die Moderatoren zur Beitrittsfrage: „Und gewonnen hat... (Trommelwirbel) die Ukraine!!!“




