Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?
Oliver Pocher. Kurz nachdem Medien darüber berichtet hatten, dass der heute 60-jährige Rammstein-Sänger Till Lindemann 2011 ein intimes Verhältnis mit einem fünfzehnjährigen Mädchen gehabt haben soll, zeigte Pocher nämlich, wie wenig ihn dieser Umstand und die vorausgegangenen Vorwürfe gegen Lindemann scheren.
Er postete bei Instagram demonstrativ Storys von seinem Rammstein-Konzertbesuch, die er mit einem Foto seines „Family and Friends“-Backstagepasses abschloss. „Bin heute morgen hiermit aufgewacht … Für Presseanfragen bitte melden“, schrieb er dazu, eine zynische Anspielung auf die Aussagen von jungen Frauen, die Medien berichteten, wie sie nach einem Treffen mit Lindemann plötzlich aus Benommen- oder Bewusstlosigkeit wieder zu sich kamen. So etwas wie Empathie erwarte ich von Pocher längst nicht mehr, aber diese kalkulierte, demonstrative Grobheit finde ich extrem abstoßend.
Andere Prominente positionieren sich dafür umso deutlicher. Schlagersänger Ross Antony etwa sagte eine Konzertreise nach Griechenland ab, weil auch der Schwurbelsänger Michael Wendler mit von der Partie gewesen wäre.
Sehr stabil von Ross! Ich fand es wirklich gut, dass er nicht lange zauderte, nachdem die Teilnahme von Wendler bekannt und die Kritik daran laut wurden, sondern direkt auf Instagram klarstellte: Mit einem Menschen, der den Holocaust verharmlost und auch anderweitig bewusste Verschwörungslügen in die Welt trötet, will er sich nicht die Bühne teilen. Auch andere geplante Mitwirkende zogen daraufhin zurück, weswegen „Schlager unter Palmen“ nun komplett abgesagt wurde.
Wendlers Reaktion auf – natürlich! – Telegram zeigte einmal mehr, dass seine schmierenkomödiantisch gemimte Reue nur Kalkül ist, um seine brachliegende Sangeskarriere wiederzubeleben: Er fühle sich von Antony und den anderen Absagen diskriminiert, mimimimmerte er und kündigte einen baldigen Ersatztermin an. Angeblich plant er eine eigene Tournee, veranstaltet ebenfalls vom „Schlager unter Palmen“-Organisator. Ich setzte fünf Euro darauf, dass Pocher beizeiten einen entsprechenden Backstagepass posten wird.

Der Oscarpreisträger Russell Crowe war gerade kurz zu Besuch in Deutschland und twitterte zum Abschluss eine Kürzest-Rezension seiner Reiseerfahrung. Stimmen Sie seinen Top 5 der dollsten Deutschland-Dinge zu?
Mal sehen. „Was ich an Deutschland liebe“, schrieb Crowe also und beginnt mit einem echten Klassiker: „1. Die Autobahn“. Originalitätspunkte gewinnt er bei mit damit nicht unbedingt, aber wenn er Spaß an Brummbrumm hat, meinetwegen. „2. Viel Lächeln, viele Englischsprachige“ – aus meiner subjektiven Empfindung, gesendet mitten aus Berlin, also Muffel-Central, würde ich Ersteres anzweifeln und bei Zweiterem zustimmen. „3. Die Landschaft zwischen den Städten, die sanften Hügel“. Okay, das kann ich so hinnehmen, gegen Landschaft lässt sich schwer argumentieren.
„4. Überall architektonische Überraschungen“. Dem stimme ich absolut zu, bin mir aber nicht sicher, ob ich diese „Überraschungen“ (hübsch formuliert) mehrheitlich als erfreulich bewerten würde. Und schließlich „5. Die Bierhallen sind voller Deutscher und nicht nur Touristen“. Sachlich ebenfalls richtig und ein bisschen putzig, dass er sich über sowas freut. Außerdem postete er bei seinem Hofbräuhausbesuch Selfies mit ein paar Volksmusikern und hoffte, dass die Fotos die Abgebildeten auf diesem Wege erreichen würden: „Sie waren gerade mitten im Oompa und ich wollte sie nicht stören.“ Tatsächlich meldete sich unter dem Tweet Helmut Schranner von den Holledauer Musikanten, und für diese Niedlichkeit schenke ich Crowe meinetwegen auch seinen Punkt 1.
Beyoncé hat kurzerhand den Fahrplan der U-Bahn in Washington angepasst, damit die Menschen nach ihrem verspäteten Konzert noch nach Hause kommen. Fan-Service der Woche, oder?
Ja, das ist tatsächlich eine fürsorgliche Geste, die sich andere Musiker und Musikerinnen gerne abschauen können. Regen und Gewitter verzögerten ihr Konzert in einem Stadion in der Nähe von Washington um zwei Stunden, worauf sie dem Nahverkehrsnetzwerk 100.000 Dollar zahlte, um die Bahnen eine Stunde länger fahren zu lassen als üblich.
Was macht eigentlich Helene Fischer?
Wie so oft weiß man das nicht ganz genau, aber aus gewöhnlich mittelmäßig verlässlicher Quelle habe ich gehört, dass sie nach den Beyoncé-News schon mal angefangen hat, Sanifair-Bons zu sammeln. Denn man kann ja nie wissen: Falls bei einem ihrer Konzerte irgendwann mal die Snackversorgung ausfallen sollte, könnte sie ihren Fans als kleine Entschädigung für die Heimreise zumindest einen Autobahnraststätten-Snackgutschein in die Hand drücken.
Die Fragen stellte Christian Seidl.




