Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?
Diese Woche bekümmert mich gleich ein ganzes Sortiment von Sorgenbärchen. Fangen wir an mit Harald Schmidt, den ich früher sehr verehrte. Nun ließ er sich allerdings vergangene Woche in Zürich auf dem Sommerfest des mindestens mal extrem konservativen Schweizer Magazins Weltwoche zusammen in entspannter Problemonkel-auf-der-Familienfeier-Atmosphäre mit zwei Menschen ablichten, deren plauderige Nähe ich persönlich zu keinem Zeitpunkt suchen würde, nämlich Ex-Verfassungschef Hans-Georg Maaßen und dem gerne mal rechts-polemischen Publizisten Matthias Matussek. Da fragte ich mich natürlich direkt: Welche vermutlich ebenfalls mindersympathische Person hat bei dem Dreikönigsbild wohl auf den Auslöser gedrückt? Kandidatinnen und Kandidaten gibt es einige, auch die AfD-Vorsitzende Alice Weidel spazierte dort herum. So eine Art von Fest war das.
Auch Michael Wendler könnte geknipst haben, denn wie man vergangene Woche hörte, liebäugelt er zumindest für die Zukunft mit Geschäftsverbindungen in die Schweiz.
Ja, und das ist auch gleich schon der nächste Kandidat, der mich vergangene Woche aufgeregt hat. Wir hatten hier ja vor ein paar Wochen schon sein sonderbares geplantes Fantreffen samt Konzert in Griechenland besprochen, das schließlich nach Protesten, auch von Schlagerkollegen, abgesagt wurde. Nun hat Wendler verkündet, sein Konzert-Comeback nächstes Jahr in der Schweiz feiern zu wollen, und zwar in den Räumlichkeiten eines bekannten Schweizer Impfgegners und Corona-Verharmlosers, der bei seinen öffentlichen Auftritten gerne rassistische Scherze und Vergewaltigungswitze macht. Womöglich werde er anschließend auch in Österreich und Italien auftreten, kündige Wendler auf Telegram an. Dass 2024 allerdings keine Konzerte in Deutschland geplant seien, habe nichts mit eventuellen Steuerschulden und möglichen Haftbefehlen zu tun: Er wolle, so Wendler, nur schlicht nicht nach Deutschland kommen, solange die aktuelle Regierung bestehe. Selten wünschte man ihr mehr Stabilität.

Der Musikerin Lizzo wurde vor ein paar Wochen von einigen ihrer Tänzerinnen übergriffiges und sexuell belästigendes Verhalten vorgeworfen. Nun wehrt sie sich wohl auch juristisch und will im Gegenzug die Anklägerinnen verklagen. Blicken Sie noch durch?
Es geht aktuell wohl vor allem um Fotos, die bei der After-Show-Party eines Nackt-Kabaretts aufgenommen wurden. Die Tänzerinnen hatten bislang ausgesagt, Lizzo habe sie zum Besuch gezwungen. Auf den Fotos könne man aber nun erkennen, dass sich die Tänzerinnen durchaus gut amüsiert hätten, argumentiert nun Lizzos Anwalt und spricht von „Fakten“, die die Vorwürfe eindeutig widerlegen würden. Dabei vergisst er freilich, dass ein Foto immer nur eine zeitlich extrem begrenzte Momentaufnahme darstellt, und dass an einem Abend durchaus auch widersprüchliche Dinge passieren können.
Das sind alles ja eher unerfreuliche Promi-News. Haben Sie noch was Versöhnliches zum Abschluss?
Na klar. Für solche Fälle ist Harry Styles ja ein verlässlicher Lieferant von Behaglichkeitsnachrichten. Er hat nun angekündigt, mit seiner Lifestyle-Marke „Pleasing“ eine Kollektion von erotischen Parfüms auf den Markt zu bringen. Und dafür offenbar einen Fachmann auf dem Gebiet von Untenrum-Geschnüffel engagiert: den ehemaligen Chefdesigner von Gwyneth Paltrows Lifestyle-Label „Goop“, das unter anderem ja auch schon eine Duftkerze herausbrachte, die Paltrows Genitalgeruch imitieren soll. Die Styles-Düfte werden derweil noch etwas abstrakter als olfaktorische Umsetzungen von „Haut-auf-Haut-Begegnungen“ beschrieben. Der Duft „Rivulets“ soll allerdings Erinnerungen an „eine erfreuliche Begegnung mit einem Fremden“ hervorrufen, und nachdem man „Rivulet“ am besten mit „Bächlein“ oder „Rinnsal“ übersetzen kann, finde ich das doch schon wieder hinreichend plastisch.
Was macht eigentlich Helene Fischer?
Ich hoffe, sie studiert sorgfältig die Gästeliste, bevor sie heiter auf irgendwelchen Sommerfesten einschwebt.
Die Fragen stellte Christian Seidl.




