Die Woche auf dem Boulevard

Anja Rützels Kolumne: Semisympathen und die Gesäßpuderparty

Britney Spears lässt sich scheiden, Verena Kerth leidet an Champagner-Allergie und Jennifer Klein lädt ein: Das war die Woche auf dem Boulevard.

Goodbye zu Nummer drei - Britney Spears und Sam Asghari gehen getrennte Wege. 
Goodbye zu Nummer drei - Britney Spears und Sam Asghari gehen getrennte Wege. Burt Harris/imago

Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?

Verena Kerth. Allerdings nicht, weil die Moderatorin, Marc-Terenzi-Verlobte und Dschungelcamp-Semisympathin irgendwas Fragwürdiges gemacht oder verlautbart hätte. Ich bin eher stellvertretend für sie wütend, und zwar auf das Schicksal, nämlich wegen eines Details, das en passant in einem ansonsten weniger spektakulären Artikel über sie zu lesen war: Demnach leide Verena Kerth an einer Champagner-Allergie, was für eine Schickeria-Fachkraft wie sie ja quasi einer ärztlich bescheinigten Arbeitsunfähigkeit gleichkäme. Ein normales Alltagsleben ist in ihren Kreisen damit ja kaum mehr möglich. Was sollen unsere Schönen, Eventuell-Reichen und Mittelprächtig-Berühmten denn noch erleiden?

Wie schwer es diese Menschen haben, ließ sich vergangene Woche auch wieder beim sogenannten „Day of Indulgence“, dem alljährlichen Verwöhnfest der Fernseh- und Filmproduzentin Jennifer Klein beobachten. Wären Sie auch gern geladen gewesen?

Zu einer Gesäßpuderparty sagt man ja nie nein, und tatsächlich verfolge ich seit Jahren die Berichterstattung um diesen eigenartigen Termin eventuell ein bisschen zu interessiert: Jennifer Klein lädt also Frauen aus dem Showbiz zu einem schwelgerischen Fest ein, bei dem die neuesten Schickimicki-Snacks, Gesichtsmasken, Sonnenbrillen, kapriziösen Morgenmäntel und so weiter getestet und verschenkt werden.

Bei der Aufzählung der vertretenen Marken in der Fachpresse frage ich mich wirklich, wie man das alles wegverdauen beziehungsweise nach Hause schleppen kann. Störend können bei einem solchen Event natürlich die anderen Menschen sein, die auch geladen sind, und mit denen man ja vorgeblich – den Mund voller pflanzenbasierter Schoko-Mini-Soufflees und knusprig-probiotischer Algenküchlein – auch noch networken soll, damit die ganze Sache einen etwas weniger dekadenten und zumindest minimal praktischen Anschein erweckt. Geladen waren Top-Prominente wie Sängerin Kelly Rowland, die Schauspielerinnen Kaley Cuoco und Christina Hendricks sowie die Topmodelunternehmerin Tyra Banks, die gleichzeitig ihre mir bislang unbekannte eigene Eiscreme-Marke Smize & Dream promotete.

Welche Geschmacksrichtungen hat sie denn im Programm?

Bei einer Tiefenrecherche ihres Sortiments sah das ganz vielversprechend aus, die Geschmackskombinationen zeigen auf jeden Fall eine deutliche Bereitschaft zur Feistigkeit. Banks Sorten heißen zum Beispiel „Strawberry BirthYAY! Cake“ (Erdbeereis mit Kuchenteigstückchen und bunten Streuseln) und „All Night Love“ (Vanilleeis mit Karamellstrudeln, Keksbröseln und Schokoherzchen) – an der Entwicklung von letzterer Komposition soll Lionel Richie persönlich mitgearbeitet und dabei ordentliche Mengen verschnabuliert haben.

Anja Rützel und Hund Juri
Anja Rützel und Hund JuriPrivat

Vielleicht könnte Tyra Banks ja ein paar Bottiche ihrer zuckrigsten Eiskreation zu Britney Spears und ihrem Noch-Ehemann Sam Asghari rüberschicken, damit die beiden klischeegerecht die Trauer über ihre zerbrochene Liebe weglöffeln können – sie werden sich scheiden lassen.

Ja, und das haben die beiden nun gerade mal 14 Monate nach ihrer Hochzeit wegen der klassischen „unüberbrückbaren Differenzen“ verkündet. Für Britney ist das schon die dritte gescheiterte Ehe. Sie ist für mich ja wirklich eine der mysteriösesten Menschen im Showgeschäft, und dazu eine, der ich von Herzen wünsche, einmal wirklich zur Ruhe zu kommen und ihren Frieden zu machen, so mit dem Leben generell. „Wir werden die Liebe und den Respekt, den wir füreinander haben, bewahren, und ich wünsche ihr immer das Beste“, schreibt ihr bald ehemaliger Modelmann auf Instagram, und ich hoffe sehr, dass die beiden das tatsächlich hinbekommen. Britney selbst hat sich noch nicht direkt zum Ehe-Aus geändert, aber zumindest ihre Instagram-Persona scheint guter Dinge: Sie postete dort ein Foto von sich auf einem Pferd, dazu den Text: „Ich kaufe mir bald ein Pferd!!! Es gibt so viele Optionen, dass es ziemlich schwierig ist!!!“

Was macht eigentlich Helene Fischer?

Wie so oft weiß man gerade nicht verbürgt, was die vielbeschäftigte Künstlerin gerade so treibt. Falls sie zur Zeit aber freie Kreativkapazitäten hat, würde ich ihr gerne ans Herz legen, vielleicht nach Banks-Vorbild auch einmal über eine eigene Eis-Kollektion nachzudenken. Die möglichen Sorten liegen ja quasi auf der Hand: Schokoeis „Atemlos“ mit mikrofein zerstoßenen, optisch kaum wahrnehmbaren, aber umso nachhaltiger die flüssige Atmung beeinträchtigenden superscharfen Chilischoten. Dann natürlich „Herzkleben“, ein Himbeereis mit extrem pappigem Sirupüberzug. Und die vornehm bleiche Kreation „Schmand in Schmand“, eine extrem sahnige Angelegenheit. Ich würde sofort bestellen.

Die Fragen stellte Christian Seidl.


Anja Rützel ist freie Autorin und schreibt vor allem über Fernsehen und Tiere. Für die Berliner Zeitung am Wochenende beobachtet sie die wunderliche Welt der Promis.