Nach schweren Kämpfen in der russischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine bleibt die Lage angespannt. Die russischen Behörden gaben zwar zwischenzeitlich Entwarnung, bestätigten später aber eine Drohnen-Attacke. Dabei sei allerdings nur ein Auto beschädigt worden. Zur Kontrolle über die weitgehend zerstörte ukrainische Stadt Bachmut gibt es unterdessen weiter widersprüchliche Angaben beider Seiten.
Die Behörden der Region Belgorod haben den unter Verweis auf die Kämpfe verhängten Alarmzustand inzwischen wieder aufgehoben. Der rechtliche Zustand einer „Anti-Terror-Operation“ sei beendet, teilte Gebietsgouverneur Wjatscheslaw Gladkow via Telegram mit.
Moskau: Mehr als 70 Ukrainer bei Belgorod getötet
Später bestätigte Gladkow Berichte über eine Explosion in Belgorod gestern Abend. Nach seiner Darstellung wurde von einer Drohne ein Sprengsatz auf die Fahrbahn abgeworfen. Dabei sei ein Auto beschädigt worden, schrieb der Gouverneur und veröffentlichte ein Foto von einem Fahrzeug mit Dellen und Rissen in der Frontscheibe. Nach vorläufigen Angaben sei niemand verletzt worden.
Nach russischer Darstellung wurde im Gebiet Belgorod seit Montag gegen Dutzende „Vertreter ukrainischer Militärverbände“ gekämpft. Die Ukraine wies zurück, etwas mit Angriffen zu tun zu haben. In Kiew wurde darauf hingewiesen, dass sich aus russischen Staatsbürgern bestehende Freiwilligenkorps zu den Angriffen bekannt hätten. Demnach seien die „Legion Freiheit für Russland“ und das „Russische Freiwilligenkorps“ für die Kämpfe verantwortlich.
Nach russischer Darstellung wurden in Belgorod bislang mehr als 70 ukrainische „Terroristen“ getötet sowie vier gepanzerte Fahrzeuge und fünf Geländewagen zerstört. Diese Angaben sind nicht zu überprüfen. Die russischen Behörden sprachen auch von 13 verletzten Einwohnern. Ein Mann sei getötet worden.
EU-Militärhilfe für Ukraine: 220.000 Geschosse geliefert
Die ukrainischen Streitkräfte haben über die neue EU-Initiative für Munitionslieferungen bereits etwa 220.000 Artilleriegeschosse und Mörsergranaten erhalten. Das teilte eine Sprecherin des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell nach einem Treffen der Verteidigungsminister in Brüssel mit. Zudem wurden ihren Angaben zufolge rund 1300 Raketen geliefert, darunter Panzerabwehrraketen, Seezielflugkörper und Flugabwehrraketen.
Die EU-Staaten hatten der Ukraine im März versprochen, innerhalb von zwölf Monaten insgesamt eine Million neue Artilleriegeschosse und Raketen für den Abwehrkrieg gegen Russland bereitzustellen. Sie sollen aus den Beständen der Mitgliedstaaten, künftig aber auch über neue gemeinsame Beschaffungsprojekte organisiert werden.
Nach Frontbesuch: Selenskyj will Marineinfanterie stärken
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will die Marineinfanterie seines Landes ausbauen. Mit der Bildung eines Marieninfanterie-Corps sollen zu bestehenden Einheiten neue Brigaden hinzukommen, sagte Selenskyj am Dienstag in seiner allabendlichen Videoansprache. „Und wir werden sie mit modernen Waffen und Ausrüstung ausstatten“, ergänzte er. Selenskyj hatte zuvor ukrainische Marineinfanteristen an der Front besucht.
Offiziellen Angaben zufolge war Selenskyj gestern beim Frontbesuch in der Region zwischen den Ortschaften Wuhledar und Marjinka unterwegs. Beide Orte gelten als Brennpunkte des Kriegs und sind schwer umkämpft. Die Ukraine wehrt sich seit 15 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg.
Kiew: Bachmut nicht komplett von Russland eingenommen
„Unsere Truppen kontrollieren den südwestlichen Stadtrand im Stadtteil ‚Flugzeug‘, erklärte die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar gestern in Bezug auf die seit Monaten schwer umkämpfte Stadt Bachmut. Kämpfe gebe es weiter in den Vororten. Dort seien die russischen Truppen inzwischen teils zur Verteidigung übergegangen.
Die Ukrainer hätten dabei nördlich und südlich von Bachmut „unbedeutende“ Geländegewinne erzielt. Moskau hatte am Wochenende entgegen ukrainischer Angaben die Einnahme der inzwischen völlig zerstörten Stadt verkündet.
Moskau: US-Bomber nähern sich russischem Luftraum
Russland berichtete gestern zudem von einem Zwischenfall, bei dem ein Militärjet zum Abfangen zweier US-Bomber für den Fall eines Grenzübertritts losgeschickt worden sei. Das Pentagon sprach von einer seit langem geplanten Übung in Europa. Die Interaktion mit der Besatzung des russischen Flugzeugs sei „sicher und professionell“ gewesen, sagte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums.
Der russische Abfangjäger des Typs Su-27 startete nach Militärangaben, nachdem sich zwei ausländische Flugzeuge dem russischen Flugraum über dem Baltikum genähert hätten, wie die Nachrichtenagenturen Itar-Tass und Interfax berichteten. Sie seien als US-amerikanische Überschall-Bomber des Typs B-1B identifiziert worden. Die Maschinen hätten sich anschließend wieder vom russischen Luftraum entfernt.
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