Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger hat sich für einen Nato-Beitritt der Ukraine ausgesprochen. Der Zeitschrift The Economist sagte der 99-Jährige, dass die Haltung der Europäer, das Land wegen der Gefahr durch Russland nicht in der Nato haben zu wollen, es aber mit den modernsten Waffen auszurüsten, „wahnsinnig gefährlich“ sei. „Wir sollten den Krieg nicht auf die falsche Weise beenden“, sagte Kissinger.
Die Ukraine müsse nach dem russischen Angriffskrieg von Europa geschützt bleiben. Sie dürfe nicht zu einem einsamen Staat werden, der auf sich allein gestellt wäre. „Wir haben die Ukraine so aufgerüstet, dass sie das am besten bewaffnete Land mit der strategisch am wenigsten erfahrenen Führung in Europa sein wird“, sagte der frühere Politiker der Republikaner.
Kissinger geht davon aus, dass Russland viele seiner Kriegsgewinne wieder verlieren, aber die Stadt Sewastopol auf der völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim halten werde. Am Ende könnten beiden Staaten „unzufrieden“ sein. Der frühere US-Außenminister kann sich somit ein Kriegsende vorstellen, bei dem den Russen die Krim überlassen wird.
„Für die Sicherheit Europas ist es besser, die Ukraine in der Nato zu haben“, sagte Kissinger der Zeitschrift. „Dort kann sie keine nationalen Entscheidungen über territoriale Ansprüche treffen.“ Zugleich könne auch Russland von einem Beitritt der Ukrainer profitieren. „Ich würde Putin sagen, dass auch er sicherer ist, wenn die Ukraine in der Nato ist.“


