Tod durch Chemikalien vermutet

In türkischem Hotel eingesperrt: Retter gelangten nicht zu Hamburger Familie in Not

Eine Hamburger Familie starb in Istanbul mutmaßlich durch eine Vergiftung. Als der Vater den Notruf alarmierte, war offenbar die Tür des Hotels verschlossen.

Das Taksim-Krankenhaus in Istanbul: Hier wurde die Familie aus Hamburg behandelt.
Das Taksim-Krankenhaus in Istanbul: Hier wurde die Familie aus Hamburg behandelt.Mirjam Schmitt/dpa

Die türkische Staatsanwaltschaft hat mehreren Medienberichten zufolge weitere Erkenntnisse über den Tod einer Hamburger Familie während ihres Urlaubs in Istanbul veröffentlicht. Eine Überwachungskamera zeichnete demnach auf, wie die Familie am 13. November versuchte, die verschlossene Tür ihres Hotels zu öffnen, berichtet etwa die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

Die Aufnahmen zeigen, wie der Vater der Familie mehrere Minuten lang versuchte, die verschlossene Tür zu öffnen, während er sein Kind im Arm hält. Zudem soll zu sehen sein, wie ein Krankenwagen vor dem Hotel wartete und umstehende Menschen versuchten, bei der Öffnung der Tür zu helfen.

Familie starb mutmaßlich wegen hochtoxischer Chemikalie

Der Rezeptionist gab laut einem Bericht der Zeitung Habertürk an, er habe das Hotel verlassen, um in einem nahegelegenen Dönerladen zu essen. Er habe die Tür abgeschlossen, um Diebe abzuhalten. Die Telefonnummer und die Schlüssel sollen nach Aussage des Hotelmitarbeiters jedoch auf dem Tisch am Hoteleingang gelegen haben.

Am 12. November war eine vierköpfige Familie aus Hamburg während eines Urlaubs in der Türkei zunächst erkrankt. Die beiden Kinder – im Alter von fünf und drei Jahren – starben am darauffolgenden Tag. Die Mutter starb kurz nach ihnen am 14. November im Istanbuler Taksim-Krankenhaus und der Vater schließlich drei Tage später am 17. November.

Während zunächst eine Lebensmittelvergiftung als Ursache vermutet wurde, konzentrieren sich die Behörden nun auf die hochtoxische Chemikalie Aluminiumphosphid als wahrscheinliche Todesursache.

Vorläufige Erkenntnisse deuten darauf hin, dass eine zur Schädlingsbekämpfung verwendete Chemikalie, die Aluminiumphosphid enthält, möglicherweise durch ein Lüftungssystem im Badezimmer aus einem Nachbarzimmer, das zuvor behandelt worden war, in das Zimmer der Familie eingedrungen war. Türkische Medien sprachen von einem „Todeszimmer“.

Firma für Schädlingsbekämpfung hatte offenbar keine Lizenz

Es ist nicht der erste derartige Fall. Auch nach dem Tod der Studentin Marlene P. in der Türkei im vergangenen Jahr bestand einem Bericht der Zeitung Hürriyet zufolge zunächst der Verdacht auf eine Lebensmittelvergiftung. Allerdings soll nach neueren Erkenntnissen auch sie durch den Einsatz von Bettwanzen-Gift verstorben sein.

Weder die Firma für Schädlingsbekämpfung noch der Angestellte, der in dem Hotel der Hamburger Familie eingesetzt wurde, besaßen laut türkischen Medienberichten eine entsprechende Genehmigung für solche Arbeiten.

Im Rahmen einer Untersuchung der Istanbuler Generalstaatsanwaltschaft in dem Fall wurden zunächst insgesamt elf Personen festgenommen, darunter Hotelmitarbeiter und Angestellte des Unternehmens für Schädlingsbekämpfung. Von sieben Verdächtigen, die später dem Gericht vorgeführt wurden, wurden vier festgenommen.