US-Präsident Donald Trump hat am Donnerstag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. Das bestätigten sowohl Trump über Truth Social als auch der Kreml. Dabei gratulierte Putin dem US-Präsidenten laut dem russischen Präsidialamt zum bevorstehenden Unabhängigkeitstag und erinnerte an die historische Rolle Russlands bei der Gründung der Vereinigten Staaten.
„Es wurde von unserer Seite betont, dass Russland eine wichtige Rolle bei der Entstehung der amerikanischen Staatlichkeit gespielt hat – sowohl im Unabhängigkeitskrieg vor 250 Jahren als auch im Bürgerkrieg vor 160 Jahren“, erklärte Kreml-Berater Juri Uschakow. Man habe zudem die „tiefen historischen Wurzeln“ der Beziehungen zwischen beiden Ländern hervorgehoben – über die Allianzen in den Weltkriegen hinaus.
Trump wiederum habe das Gespräch mit einem Verweis auf einen innenpolitischen Erfolg begonnen: Laut Kreml informierte er Putin über die erfolgreiche Verabschiedung seines „großen, schönen Gesetzes“ (One Big Beautiful Bill) im US-Kongress – ein zentrales Vorhaben seiner Regierung im Bereich Steuer- und Migrationsreform. Putin habe Trump dazu gratuliert und ihm viel Erfolg bei der Umsetzung gewünscht.
Kreml: Russland gibt Ziele in der Ukraine nicht auf
Im weiteren Verlauf des Gesprächs habe Putin laut Uschakow deutlich gemacht, dass Russland seine strategischen Ziele im Ukrainekrieg weiterverfolge. „Unser Präsident sagte, Russland werde die bekannten Ursachen der aktuellen Konfrontation beseitigen – und auf seine Ziele nicht verzichten“, erklärte der Kremlberater. Welche konkreten Punkte gemeint sind, ließ er offen.
Telefonate künftig jederzeit möglich
Laut Kreml wollen beide Präsidenten künftig in regelmäßigem Kontakt bleiben. Eine spontane Kontaktaufnahme sei „buchstäblich im Tagesverlauf“ möglich – auch kurzfristige Telefonate könnten über die jeweiligen Stäbe arrangiert werden. Die Frage, wer das Gespräch am Donnerstag beendet habe, kommentierte Uschakow mit einem Augenzwinkern: „Ich weiß nur, dass die Dolmetscher als Letzte aufgelegt haben.“
Putin will Trump von Importen russischer Waren überzeugen
Wie die Moscow Times zuvor berichtete, hatte der Kremlchef das Telefonat während eines Besuchs einer Ausstellungsmesse russischer Produkte angekündigt. Dort sagte er einem Verkäufer, er werde Trump „definitiv empfehlen“, russische Waren auf dem amerikanischen Markt zu bewerben.
Das heutige Telefonat erfolgt nur wenige Tage, nachdem Putin zum ersten Mal seit 2022 wieder mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron gesprochen hatte. Macron nutzte das Telefonat, um Putin zu drängen, „so bald wie möglich“ einem Waffenstillstand in der Ukraine zuzustimmen. Trump und Putin hatten zuletzt am 14. Juni telefoniert, als sie den Konflikt zwischen Israel und dem Iran sowie die Friedensverhandlungen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine besprachen.
Bericht: Trump will auch mit Selenskyj sprechen
Laut einem Bericht der Financial Times soll auch ein Telefonat zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vorbereitet werden. Es könnte demnach am Freitag stattfinden, dies hänge jedoch von den Terminplänen beider Präsidenten an. Dabei soll es um den überraschenden Stopp mehrerer US-Waffensysteme gehen, die bereits für die Ukraine zugesagt waren. Selenskyj will demnach zudem erneut um den Kauf von Patriot-Abwehrsystemen werben. Ein solcher Verkauf sei laut Trump prinzipiell denkbar, jedoch angesichts knapper Bestände aktuell schwierig.
Der Waffenstopp hat in Kiew für erhebliche Irritationen gesorgt. Die ukrainische Regierung bestellte am Mittwoch den ranghöchsten US-Diplomaten ein, um auf die Dringlichkeit weiterer Militärhilfe hinzuweisen. Außenminister Andrij Sybiha warnte, dass jede Verzögerung bei der Unterstützung „den Aggressor ermutige, den Krieg fortzusetzen“. Hintergrund ist die laufende russische Sommeroffensive, die zuletzt in einem der massivsten Luftangriffe des bisherigen Kriegs gipfelte.

Zwar erklärte das Pentagon, die Aussetzung sei Teil einer strategischen „Fähigkeitsprüfung“, doch auch in Washington regt sich Kritik. Mehrere Abgeordnete und ehemalige Diplomaten werfen dem Verteidigungsministerium vor, bereits zugesagte Lieferungen kurzfristig zurückzuhalten. Einige Systeme sollen sich derzeit in Polen befinden und nicht weitertransportiert werden.
Selenskyj: „Müssen den Schutz unseres Volkes sicherstellen“
Selenskyj erklärte am Mittwochabend, man analysiere gemeinsam mit Verteidigungs- und Außenministerium die aktuellen Entwicklungen im Verhältnis zu den USA. „Auf die eine oder andere Weise müssen wir den Schutz unseres Volkes sicherstellen“, sagte er.
Trump hatte bereits beim jüngsten Nato-Gipfel deutlich gemacht, dass er eine politische Neuorientierung in der Ukraine-Politik anstrebt – inklusive einer möglichen Wiederaufnahme direkter Gespräche zwischen Kiew und Moskau. Ein erstes Treffen zwischen ukrainischen und russischen Vertretern hatte es auf Druck der US-Regierung bereits im März gegeben, war aber wegen weitreichender russischer Forderungen gescheitert.
Inwiefern die Gespräche mit Putin und Selenskyj nun Teil einer koordinierten diplomatischen Strategie der US-Regierung sind, blieb zunächst offen. Weder das Weiße Haus noch die ukrainische Präsidentschaft äußerten sich bislang offiziell zum aktuellen Stand der Gespräche.


