Politik

Trotz Wahlversprechen: Plante Merz die Schuldenbremse-Reform schon lange vor der Wahl?

Vor der Bundestagswahl versprach Merz die Einhaltung der Schuldenbremse – dann folgte die Kehrtwende. Einem neuen Buch zufolge soll er dies schon länger geplant haben.

Im Wahkampf versprach Friedrich Merz (CDU) noch die Einhaltung der Schuldenbremse.
Im Wahkampf versprach Friedrich Merz (CDU) noch die Einhaltung der Schuldenbremse.Kay Nietfeld/dpa

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) soll sich bereits vor der Bundestagswahl auf eine Reform der Schuldenbremse vorbereitet haben – obwohl er im Wahlkampf noch fest versprochen hatte, diese einzuhalten. Dies geht aus  einem am Mittwoch erschienenen Buch von Welt-Journalist Robin Alexander hervor, über das unter anderem n-tv berichtete. 

Merz soll eine Woche vor der Bundestagswahl im Februar ein Gutachten in Auftrag gegeben haben, das klären sollte, ob und wie der Bundestag nach der Wahl noch mit den alten Mehrheiten entscheiden konnte. Erstellt haben soll das Gutachten der frühere Verfassungsrichter Udo Di Fabio. Er sei zu dem Schluss gekommen, der alte Bundestag sei bis zum 25. März handlungsfähig.

Scharfe Kritik an Reform der Schuldenbremse

Im März einigten sich die CDU/CSU, SPD und Grüne noch mit der alten Sitzverteilung im Bundestag auf eine Reform der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse. Neben mehr Geld für Verteidigung gab es auch ein Sondervermögen für Klimaschutz und Infrastruktur. Darüber dass die Reform noch im alten Bundestag beschlossen wurde, gab es viele Diskussionen. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) versuchte, dagegen juristisch vorzugehen.

Merz soll sich bereits vor der Wahl auf eine Reform der Schuldenbremse eingestellt haben. „Die Schulden-Idee“ sei schon seit dem Spätherbst 2024 „im kleinen Kreis“ kursiert. Doch die Überlegungen zu einer Reform sollen noch weiter in die Vergangenheit reichen. Als das Bundesverfassungsgericht im November 2023 die Haushaltspläne der damaligen Ampel-Regierung kippte, soll der ehemalige Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) seinen Parteikollegen nahe gelgt haben, über eine Reform der Schuldenbremse nachzudenken.

Die scheinbar plötzliche Kehrtwende von Merz sorgte für Aufsehen in der Bundespolitik. Einer Umfrage des ZDF-Politbarometers von März waren 73 Prozent der Befragten– darunter auch 44 Prozent der Anhänger der Union, der Meinung, die Union und Merz hätten damit die Wähler getäuscht. 

Solche Vorwürfe bezüglich einer Wählertäuschung wurden am Mittwoch seitens der Opposition im Bundestag erneut laut. Anders als im Koalitionsvertrag festgelegt, soll die Stromsteuer nicht für alle Verbraucher sinken. Franziska Brantner, Co-Bundesvorsitzende der Grünen sprach von „Wahlbetrug“. Felix Banaszak, Parteikollege und Co-Vorsitzender sagte auf der Plattform X: „Es ist der helle Wahnsinn: Da serviert man Friedrich Merz und Lars Klingbeil das Geld zur Entlastung der Leute auf dem Silbertablett und dann kommt gefühlt alles, nur nicht die wortgewaltig angekündete Senkung der Stromsteuer für Alle. Der Wortbruch wird zur einzigen Konstante.“