Der russische Botschafter Sergej Netschajew hat am Freitag im sächsischen Torgau an den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Aufeinandertreffens US-amerikanischer und sowjetischer Soldaten am 25. April 1945 teilgenommen. Netschajew erklärte dabei auf Deutsch: „Heute müssen wir erinnern an die gefallenen Soldaten“, so der russische Diplomat umringt von Journalisten und Bürgern. „Der Tag ist deswegen sehr wichtig für uns.“
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) fand beim Weltkriegsgedenken in Torgau deutliche Worte zum Krieg in der Ukraine: „Es war Russland, das einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine begonnen hat. Nicht 2021, sondern schon 2014. Und es liegt an Russland, nur an Russland, diesen Krieg zu beenden“, sagte Kretschmer in Richtung des russischen Botschafters. Dafür erhielt Kretschmer einige Buhrufe aus dem Publikum.
Es sei auch eine „geschichtliche Realität, dass es viele Menschen der Roten Armee waren, zwölf Millionen Soldatinnen und Soldaten der Roten Armee, die in diesem Zweiten Weltkrieg ihr Leben gelassen haben“, sagte Kretschmer. Darunter seien sehr viele Russen gewesen, aber auch Ukrainer, Belarussen oder Georgier. „Es wäre schöner, angemessener, wenn auch Vertreter der Ukraine, Georgiens oder Belarus bei uns wären“, so der CDU-Politiker. „Dass sie nicht kommen, hat vermutlich mit der Anwesenheit des russischen Kollegen zu tun.“
Über die Teilnahme des russischen Botschafters an der Gedenkveranstaltung war in den vergangenen Tagen ein heftiger Streit entbrannt. Hintergrund ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev hatte noch kurz vorher gefordert, die angekündigte Teilnahme des Russen zu unterbinden.
Gedenkveranstaltung: Netschajew spricht in Torgau mit Bürgern
Netschajew sagte auf die Frage, was er dazu sage, dass er nicht willkommen sei: „Ich spüre das nicht. Ich fühle mich wohl.“ Dazu, dass er kein Rederecht bekommen hat, sagte er: „Wir haben die Möglichkeit, unsere Position zur Kenntnis zu bringen.“ Der Botschafter sprach am Ort auch mit Bürgern.


