Die Technoparade Rave the Planet ist zu Ende. Kurz nach 22 Uhr machten die DJs auf den Trucks die Musik aus. Hunderttausende Raver feierten auf der Straße des 17. Juni zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor zu wummernden Bässen. Bei strahlendem Sonnenschein und mehr als 30 Grad zeigten viele Menschen nackte Haut.
Bis zuletzt hatte die zweite Auflage der Technoparade auf der Kippe gestanden. Kurz vor dem Start gaben Feuerwehr und Polizei dann aber doch ihr Okay. Die Polizei begleitete die Veranstaltung mit rund 1000 Beamtinnen und Beamten. Die Stimmung war ausgelassen und friedlich. Neben Loveparade-Gründer Dr. Motte legten noch weitere 200 DJs auf.
Laut Schätzungen der Berliner Polizei nahmen mindestens 200.000 Feiernde an dem Umzug teil. „Es herrschte ein stetiges Kommen und Gehen“, sagte ein Polizeisprecher. Deshalb sei es schwierig, eine konkrete Besucherzahl zu bestimmen. Es habe aus polizeilicher Sicht keine nennenswerten Vorkommnisse gegeben. Rettungskräfte mussten allerdings zahlreiche Raver medizinisch versorgen. Eine Raverein stürzte von einer Laterne und musste behandelt werden.
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Ein Sprecher der Berliner Feuerwehr sprach kurz vor Ende der Veranstaltung von knapp 120 Menschen, die behandelt werden mussten. Zudem kamen 27 Personen für weitere Behandlungen in Krankenhäuser. „Für die Anzahl der Menschen hier und die vielen Substanzen, die im Umlauf sind, ist das noch im Rahmen“, sagte der Sprecher. Die Situation war deutlich ruhiger als erwartet. Insgesamt waren rund 400 Sanitäter im Einsatz.
Die Hitze sorgte dafür, dass sich viele Besucher Schattenplätze im oder am Tiergarten suchten. Deshalb herrschte auf der Straße des 17. Juni nicht allzu viel Gedränge. Bei Temperaturen über 30 Grad wurde es einigen Teilnehmern zu heiß und sie machten sich zum Teil fast komplett „nackig“. Die Berliner Polizei forderte die Raver auf, ihre Kleidung anzulassen. Bei Twitter hieß es: „Eine Bitte, von der wir auch nicht dachten, dass wir sie mal absetzen müssen: Bitte entkleiden Sie sich nicht.“ Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich beschwert.
Unsere #mobilewache am #Bundestag hatte einen Alcomaten dabei - für alle, die wissen wollten, ob sie nach #ravetheplanet noch mit 🚘🛵🛴 oder besser 🚋🚍👣 nach Hause kommen.
— Polizei Berlin Einsatz (@PolizeiBerlin_E) July 8, 2023
Da schaute glatt ein ganzer Junggesellenabschied vorbei, um zu pusten.
Spitzenwert bisher: 1,95 ‰#b0807 pic.twitter.com/nVTg5harMs
Die Wasserrettung DLRG berichtete zudem, am Bundestag seien bei laufendem Schiffsverkehr mehrere Personen in die Spree gesprungen. Helfer seien vor Ort und würden die Menschen aus dem Wasser geleiten.
Ein Truck muss wegen Verstößen den Umzug verlassen
Einer der Musik-Wagen („Float“) musste den Umzug auf Anweisung des Veranstalters verlassen. Den Leuten auf dem Truck, die größtenteils eigens aus Großbritannien angereist waren, wurde unter anderem vorgeworfen, Alkohol verkauft zu haben. Ein Raver auf dem Wagen sagte der Berliner Morgenpost, sie hätten nur Wasser an Freunde verteilt. Die Engländer sind empört: „Mit uns hat der Veranstalter überhaupt nicht erst geredet, sondern direkt der Polizei die Anweisung gegeben, unseren Truck zu entfernen.“
Dr. Motte fragt nach Spenden – Berlins Kultursenator tanzt auf Paradewagen
Kurz vor Beginn der Technoparade erklärte Initiator und Szene-Urgestein Dr. Motte in seiner Auftaktrede: „Wir haben das Unmögliche möglich gemacht. Wir demonstrieren heute tanzend als Techno-Familie für eine bessere Welt“. Es folgte tosender Applaus. Dann nutzte Dr. Motte die Gelegenheit, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Veranstalter auf Spenden angewiesen seien. Er bat die Besucher darum, über die QR-Codes vor Ort einen Geldbetrag zur Refinanzierung der Parade zu hinterlassen. „Ich glaube, wir kriegen das hin, wir als Techno-Familie schaffen das zusammen.“
Für Berlins Kultursenator Joe Chialo kommt mit der Technoparade ein Stück Berlin nach Hause. „Ich feiere die Musik“, sagte der CDU-Politiker am Samstag zum Auftakt der Veranstaltung. Wenig später stand er in einem blauen Blumenhemd tanzend auf dem Paradewagen der Veranstalter – und knüpfte damit an frühere Erlebnisse an. „Ich bin jemand, der schon in den 90er-Jahren bei den Loveparades hier in Berlin mit dabei war. Ich kann also aus eigenem Erleben sagen, wie geil das ist und warum das auch so richtig toll ist“, sagte Chialo der Deutschen Presse-Agentur.
Mit Rave the Planet werde eine Tradition fortgesetzt, die die Hauptstadt geprägt habe. Die Loveparade sei ein „urberlinerisches Ereignis“, betonte der Senator bei seiner Rede zum Auftakt der Parade. Zugleich sagte er: „Berlin ist eine Stadt der Vielfalt, nicht der Einfalt. Wir haben hier keinen Platz für Antisemitismus, Rassismus und Homophobie.“






















