Gefahrenlage

Löwin von der Polizei gejagt: „Wir suchen so lange, bis das Tier gefunden ist“

Rund um Kleinmachnow, Steglitz-Zehlendorf bis nach Neukölln wird vor einem entlaufenen Raubtier gewarnt. Es soll sich um eine Löwin handeln. Die Suche geht auch in der Nacht weiter.

Polizisten stehen am Eingang eines Waldgebiets in Berlin-Zehlendorf.
Polizisten stehen am Eingang eines Waldgebiets in Berlin-Zehlendorf.Annette Riedl/dpa

Polizisten aus Brandenburg und Berlin suchen weiterhin ein gefährliches Raubtier am südlichen Berliner Stadtrand. Der Einsatz läuft mit einem Großaufgebot – zeitweise war auch ein Hubschrauber beteiligt. Die Suche wird in der Nacht mit 70 Einsatzkräften der Berliner Polizei fortgesetzt. Die Brandenburger Polizei sowie Fachleute sind bei der Suche dabei. „Auf Anraten der Veterinäre wird der Wald in der Nacht nicht begangen. Das geschieht erst mit Tagesanbruch“, so Polizeisprecherin Beate Ostertag zur Berliner Zeitung. Die Warnung für die Bevölkerung gelte weiterhin.      

Wie Ostertag weiter sagte, wurde die mutmaßliche Löwin am Abend erneut gesichtet. Die Polizei hat das Tier in einem Waldstück bei Kleinmachnow an der Berliner Stadtgrenze gesehen und Joggern zugerufen, dass sie den Wald verlassen sollen. Auch verdächtiger Kot wurde gefunden, der untersucht wird. 

In der Nacht sollen Nachtsichtgeräte und eine Nachtsichtdrohne eingesetzt werden. „Wir werden so lange im Einsatz sein, bis das Tier gefunden ist“, sagte Polizeisprecherin Ostertag.

Aus Sicht des Veterinärmediziners Achim Gruber von der Freien Universität Berlin bleiben Zweifel, ob es sich bei dem gesuchten Raubtier wirklich um eine Löwin handelt. „Ich halte es für möglich, dass das eine Löwin ist, bin aber nicht davon überzeugt“, sagte Gruber am Donnerstagabend im RBB. Als Wissenschaftler sei er vorsichtig. Es gebe viele Argumente dafür, dass es eine Löwin sei. „Aber der letzte Beweis steht für mich noch aus“, so Gruber.

Kleinmachnow: Eine Anwohnerin und ihre Tochter sehen dem Treiben von Journalisten und Polizei zu.
Kleinmachnow: Eine Anwohnerin und ihre Tochter sehen dem Treiben von Journalisten und Polizei zu.Annette Riedl/dpa

In der Nacht zum Donnerstag war das Tier erstmals in Kleinmachnow gesichtet worden. Am Nachmittag twitterte die Polizei, dass sich die mutmaßliche Raubkatze in Berlin-Zehlendorf befinden könnte. Sämtliche Straßen wurden abgesperrt, das SEK rückte an. Menschen wurden angehalten, nicht ins Freie zu gehen. Doch das half am Ende nichts. „Eine Suche in Zehlendorf verlief ohne Erfolg. Wir beenden den Einsatz dort. Die Suche im Gebiet geht aber weiter“, so die Polizeisprecherin.  

Wie ein Sprecher der Brandenburger Polizei gegenüber der Berliner Zeitung sagte, handelt es sich bei der in der Nacht entlaufenen Raubkatze „höchstwahrscheinlich“ um eine Löwin. Das hätten die Auswertungen zweier Videoaufnahmen ergeben. Die geschilderte Situation werde als glaubwürdig angesehen, so die Polizei weiter. Am Nachmittag sprach die Brandenburger Polizei von mehreren Sichtungen.

Die Polizei in Berlin sucht Zeugen, die wissen, woher das Wildtier kommt und wo es ist. Wer einen Hinweis hat, soll entweder zu einer Polizeidienststelle gehen oder die 110 wählen. 

 Tierexperten und Polizeibeamte stehen in einem Waldgebiet in Zehlendorf.    
Tierexperten und Polizeibeamte stehen in einem Waldgebiet in Zehlendorf. Annette Riedl/dpa

Löwin bei Berlin? Gefahrenwarnung gilt bis zum Tempelhofer Feld

Eine Warnung gilt auch die Nacht zu Freitag über. Die offizielle Gefahreninformation des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe erstreckt sich bis nach Zehlendorf, Steglitz, und Marienfelde, hinein in den Bezirk Neukölln und bis ans Tempelhofer Feld.

Das Tier wurde am Donnerstagmorgen zuerst im Bereich Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf vermutet. Dabei durchkämmte die Polizei systematisch die angrenzenden Bereiche, „wo wir entsprechende Vermutungen haben“, so der Sprecher. Nach Informationen der Bild-Zeitung sind auch Panzerfahrzeuge vom Typ „Survivor“ in Stahnsdorf unterwegs, um das Raubtier einzufangen.

Die Polizei setzt zur Suche auch Drohnen und Wärmebildkameras ein, denn der Schutz der Einsatzkräfte habe oberste Priorität, so der Sprecher. Die Polizisten gingen deshalb auch nicht – wie es bei der Suche nach Menschen oft zu sehen ist – in Reihe durch den Wald, sagte der Sprecher. Bei der Suche sollen zunächst keine Fallen eingesetzt werden, sagte Kleinmachnows Bürgermeister Grubert am Nachmittag. „Fallen aufstellen ist eine Maßnahme, die in den nächsten ein, zwei Tagen nicht zielführend sein wird.“

In der Nacht waren bereits 30 Streifenwagen im Einsatz, es wurde ebenfalls mit Hubschraubern nach der mutmaßlichen Löwin gesucht. 


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Viele Fragen sind noch offen. Woher genau die Raubkatze stammt, weiß die Polizei nicht. Es habe sich bislang kein Eigentümer gemeldet, hieß es. Es seien Zoos, Tierparks, Zirkusse und Tierschutzeinrichtungen überprüft worden. „Es wird keine Löwin vermisst.“ Es könne jedoch ausgeschlossen werden, dass es sich um ein wild lebendes Tier handelt.

Zirkus vermutet: Raubtier könnte ein Kaukasischer Bärenhund sein

Ein lokaler Zirkus hat derweil Zweifel daran geäußert, ob das gesichtete Tier tatsächlich eine Löwin ist. Roman Rogall vom Circus Rogall sagte gegenüber der Märkischen Allgemeinen Zeitung: „Wir hatten im letzten Jahr einen ähnlichen Fall. Am Ende stellte sich heraus, dass es sich gar nicht um einen Löwen handelte, sondern um einen Kaukasischen Bärenhund.“ Der Kaukasische Bärenhund sei ähnlich groß wie eine Löwin. „Es ist ein Schutztier und nicht verboten“, so Rogall weiter.

Laut Rogall gibt es in Deutschland überhaupt keine Löwen mehr in Zirkussen, aber Tiger. Anfang des Jahres sorgte ein ausgeliehenes Tigerbaby auf einer Clan-Hochzeit in Neukölln für Ärger.

Kleinmachnow: Video soll Löwin beim Fressen eines Wildschweins zeigen

Nach eigenen Angaben hat die Polizei Brandenburg gegen Mitternacht von dem Wildtier durch Zeugen erfahren. Diese hätten im Richard-Strauss-Weg in Kleinmachnow Videos aufgenommen, wie die Raubkatze ein Wildschwein gejagt und erlegt habe. Die Polizei konnte jedoch bis zum Nachmittag kein totes oder verletztes Wildschwein entdecken. „Es gab eine Spurenlage, aber ein Wildschwein haben wir nicht gefunden“, sagte ein Sprecher der brandenburgischen Polizeidirektion West.

Sollte die mutmaßliche Löwin entdeckt werden, hofft die Polizei, sie mithilfe der Veterinär-Ärzte zu betäuben und unverletzt zu einer Auffangstelle bringen zu können. Sollte das nicht möglich sein, sei die Polizei auch auf andere Maßnahmen vorbereitet.

Gefahrenwarnung rund um Kleinmachnow: Häuser nicht verlassen

Für Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf wurde bereits in der Nacht zu Donnerstag wegen des entlaufenen Raubtiers eine Gefahrenmeldung, unter anderem per Warnapp, herausgegeben. Auch mit Lautsprecherdurchsagen warnte die Polizei vor der mutmaßlichen Löwin. Bürgerinnen und Bürger sollen möglichst nicht das Haus für lange verlassen und ihre Haustiere in Sicherheit bringen. Insbesondere vom Betreten des Düppeler Forstes rät die Polizei ab. „Wir sind mit massiven Kräften vor Ort zum Schutz der Bevölkerung“, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion West.

Die Kitas waren am Donnerstag geöffnet, die Kinder dürften aber nicht raus in den Garten, sagte eine Sprecherin der Gemeinde Kleinmachnow am Donnerstagmorgen. Auch das Rathaus bleibe offen. Den Händlern am Markt sei empfohlen worden, keine Stände aufzubauen. „Es sind kaum Leute da“, sagte die Sprecherin. „Das gibt es nicht alle Tage“, kommentierte die Sprecherin die Warnmeldung weiter. Auch der Bürgermeister von Kleinmachnow rief die Menschen vor Ort zur Vorsicht auf. Die Bürgerinnen und Bürger sollten laut Grubert ihre Aktivitäten außerhalb des Hauses zurückfahren.

Froh zeigte er sich, dass derzeit in Berlin und Brandenburg Schulferien sind. „Dadurch hatten wir das Problem von Kindern auf dem Weg zur Schule ab 7 Uhr nicht“, so Michael Grubert am Donnerstag bei der Pressekonferenz.


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