Seit Donnerstagmorgen sind Menschen rund um den Bereich Kleinmachnow am südlichen Rande Berlins in Aufruhr. Zusammen mit Veterinären und Jägern ist die Polizei auf der Suche nach einer Löwin.
Zumindest gilt diese Einschätzung als höchstwahrscheinlich, laut Polizeisprecher. In den sozialen Medien kursiert ein kurzes Video, in dem ein großes Wildtier mit Scheinwerfern beleuchtet wird. In der Nacht wurde mit Hubschraubern und Wärmebildkameras nach dem Tier gesucht. Derzeit durchkämmt die Polizei die angrenzenden Bereiche. Anwohnern wird empfohlen, nicht ins Freie zu gehen.
Hier sind die wichtigsten Fragen beantwortet:
1. Ist es überhaupt ein Löwe?
Der Polizeisprecher Daniel Keip erklärt, dass sich gegen Mitternacht Sichtzeugen bei der Polizei meldeten. Die beiden Männer schilderten, wie ein Tier einem anderen nachrannte, und nahmen es mit dem Handy auf. Das Video zeige eine Raubkatze, vermutlich eine Löwin, die ein Wildschwein jage und anschließend fresse, meint Keip. Derzeit ist in einem Twitter-Video zu sehen, wie die Raubkatze hinter dem Waldrand in Kleinmachnow verschwindet.
2. Wie verhält man sich, wenn man einem Löwen begegnet?
Die BUND-Wildtierexpertin und Zoologin Friederike Scholz erklärt der Berliner Zeitung, dass man bei einem Zusammentreffen mit einem Löwen auf jeden Fall Ruhe bewahren sollte. „Auf keinen Fall wegrennen, das weckt den Jagdinstinkt“, sagt Scholz. „Stattdessen sollte man das Tier im Auge behalten und sich langsam zurückziehen.“ Der gestressten Wildkatze in die Augen zu starren, könnte von ihr als Provokation aufgefasst werden. Was tatsächlich helfe, sei, einen Stock oder einen anderen Gegenstand über den Kopf zu heben und sich damit groß zu machen. Dabei sei wichtig, das Tier nicht zu provozieren oder anzugreifen. Wer das Tier sichte, solle zunächst Schutz in Haus oder Auto suchen, sich bei der Polizei über die Notrufnummer 110 melden und anschließend seiner Wege gehen.
#löwe in #kleinmachnow @polizeiberlin sucht aber findet nicht pic.twitter.com/hZmIcNZK7j
— deer BSC (@lqzze1) July 20, 2023
3. Unter welchen Umständen greifen Löwen Menschen an?
Wenn es sich wirklich um einen Löwen handelt, dann wird dieser sicherlich gestresst sein: Menschen, Autos, Großstadt – das überfordert jedes Tier. Deswegen müsse man vorsichtig sein, erklärt Scholz. Zudem habe der Löwe bestimmt Hunger. Jedoch ist er wahrscheinlich nicht jagderprobt und wird eher nach einem ruhigen Ort suchen, fern von dem Trubel. Die Zoologin rät dazu, nicht in Panik zu geraten, aber gleichzeitig das Risiko nicht zu verharmlosen. Auf keinen Fall solle man auf eigene Faust das Tier suchen oder Fotos, gar Selfies, mit dem Tier schießen.
4. Wo kommt der Löwe her?
Bis jetzt weiß niemand genau, woher die Raubkatze stammt. Sie wird bisher nicht vermisst. Kein Zoo, Tierpark, Zirkus und auch keine Tierschutzeinrichtung im Umkreis von Kleinmachnow hat etwas gemeldet. Alle wurden überprüft. Es kann allerdings ausgeschlossen werden, dass es sich um ein wild lebendes Tier handelt.
5. Was kostet ein Löwe für den Privatzoo?
In neun von 16 Bundesländern ist es für Privatpersonen in Deutschland möglich, Löwen privat zu halten, wenn diese aus der Zucht und nicht aus der Wildnis stammen. Die Mindestanforderungen zur Haltung von Großkatzen ist deutschlandweit gleich und festgelegt im Säugetiergutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Jedoch haben neun Bundesländer eine Gefahrtierverordnung, darunter Berlin, aber nicht Brandenburg, die die Haltung von gefährlichen Tieren verbietet. Im Gegensatz zu Berlin kann man in Brandenburg einen Löwen halten. Laut der Tierschutzorganisation Peta bewegen sich die Preise für eine Großkatze zwischen 5000 und 15.000 Euro.
6. Wo hält der Löwe sich augenblicklich auf und kann er nach Berlin kommen?
Die Warnung wurde nach Angaben der Berliner Polizei inzwischen auch auf den Süden Berlins ausgeweitet. Die offizielle Gefahreninformation des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe erstreckt sich bis nach Zehlendorf, Steglitz, Marienfelde, in den Bezirk Neukölln und Tempelhof. Die Zoologin Scholz denkt, die Wildkatze werde sich eher von dem Großstadttrubel fernhalten und nach einem ruhigen Ort und Nahrung suchen, vielleicht nach einem Müllcontainer oder einem Hühnerstall. Dennoch können Löwen größere Distanzen zurücklegen, und sie würde sich an die offiziellen Warnradien der Polizei und Experten halten.





