Verkehr

Marode Brücke auf der A100: Ringbahn bleibt auf unabsehbare Zeit gesperrt

Erst kollabierte die Autobahn am Dreieck Funkturm, jetzt ist auch die S-Bahn betroffen. Noch immer ist nicht klar, wie lange die Gleise unterbrochen bleiben.

Ein Blick auf die gesperrte Autobahn A100, im Hintergrund fährt eine S-Bahn - jetzt nicht mehr.
Ein Blick auf die gesperrte Autobahn A100, im Hintergrund fährt eine S-Bahn - jetzt nicht mehr.Jens Kalaene/dpa

Keine gute Nachricht: Die Ringbahn in Charlottenburg bleibt wegen Bauschäden an einer Autobahnbrücke am Dreieck Funkturm bis auf Weiteres gesperrt. Wie lange genau Fahrgäste auf den Schienenersatzverkehr (SEV) oder andere Strecken ausweichen müssen, kann wohl erst in der kommenden Woche gesagt werden. Fachleute prüfen, wie weiter vorgegangen werden soll, teilte Dirk Brandenburger, Technischer Geschäftsführer der Autobahn GmbH, am Freitagmittag mit. Ziel sei es, dass sie Mitte nächster Woche eine Lösung präsentieren. „Sicherheit geht vor Schnelligkeit“, sagte der Ingenieur.

Weil ein Riss im Spannbeton immer größer geworden ist, ließ die Autobahn GmbH auf der Brücke der A100 über die Ringbahn am 6. März zwei der drei Fahrstreifen sperren. Seit dem Abend des 19. März ist die Fahrbahn in Richtung Norden auf diesem Teil des Stadtrings komplett dicht. Am Donnerstagabend musste dann auch noch der Zugverkehr auf der Ringbahn im Westen Berlins unterbrochen werden.

„Notunterstützung oder Abbruch - die schnellste Variante wird gewählt“

Nu ergab ein Fachgutachten, dass unter dem 240 Meter langen Bauwerk von 1963 kein Zugbetrieb mehr möglich ist. Es bestünde die Gefahr, dass sich der Riss erneut ausbreiten könnte, so Brandenburger. Das könnte zu weiteren Kraftumlagerungen innerhalb der Brücke führen. Darum habe der Gutachter eine Unterstützung empfohlen.

Derzeit werde sowohl der Bau eines Pfeilers als auch der Abbruch des gesamten Bauwerks vorbereitet. Von den derzeit laufenden Prüfungen erhofft sich die Autobahn GmbH Aufschluss darüber, ob es sinnvoll wäre, das Bauwerk erst einmal zu stützen - oder ob gleich der Abriss eingeleitet werden soll, erklärte der Technik-Chef.

„Notunterstützung oder Abbruch - die schnellste Variante wird gewählt“, so Dirk  Brandenburger. Doch solange das Konzept nicht feststünde, ließe sich nicht sagen, wie lange die Ringbahn unterbrochen bleiben muss. Während des Pressetermins auf der einstigen Rampe von ICC-Parkhaus auf die Ringbahnbrücke versuchten Journalisten, Brandenburger weitere Einzelheiten zu entlocken - aber er nannte keinen Zeitraum. Auch die Westendbrücke, die am 19. März vorsorglich ebenfalls vom Netz genommen werden musste, wird in die Planungen einbezogen, so der Geschäftsführer.

Die Deutsche Bahn hatte schon etwas geahnt

„Wir hatten schon etwa geahnt“, sagte Peter Buchner, Geschäftsführer der S-Bahn Berlin. Wie berichtet hatte die Bahn schon kurz nach der Teilsperrung am 6. März entschieden, das auch für diesen Abschnitt vorliegende Betriebskonzept für den Fall einer Sperrung vorsorglich weiter auszuarbeiten. So konnten die S-Bahn und der Infrastrukturbetreiber DB InfraGo schnell reagieren, als am Donnerstagabend die Gleissperrung angeordnet wurde. 14 Busse sind im SEV unterwegs.

Allerdings hatte es am Donnerstag zunächst ein großes Hin und Her sowie gravierende Unklarheiten gegeben. Am Nachmittag hieß es, dass der Ring gesperrt wird. Es folgte eine Entwarnung, dann eine Rolle rückwärts. Ein „bisschen mehr Vorlauf“ von Seiten der Autobahn GmbH hätte geholfen, sagte Buchner. Wenn Einschränkungen kurzfristig angeordnet werden, könnten Kunden nicht rechtzeitig informiert werden.

Auch der Fernverkehr der Bahn ist von der Sperrung betroffen

Betroffen sind nicht nur die Linien S41, S42 und S46. Auf der Ringbahn sind auch ICE und andere Fernverkehrszüge unterwegs, die leer zur Abstellanlage Grunewald fahren. Güterzüge verkehren dort ebenfalls. Bei Störungen und in anderen Fällen, in denen der Regionalzugverkehr umgeleitet werden muss, ist der Ring ebenfalls wichtig.

Seit Donnerstag, 22 Uhr, endet die Ringlinie S42 im S-Bahnhof Westend. Die S41 fährt vom Südring kommend über die Halenseekurve nach Charlottenburg. Weil die Verbindung nur noch ein Gleis besitzt, ist auf dem letzten Abschnitt nur ein 20-Minuten-Takt möglich. Die S46 aus Königs Wusterhausen, die normalerweise in Westend endet, kehrt nun am Bundesplatz um. Zwischen Halensee und Westend wurde nach bereits vorbereiteten Plänen ein Schienenersatzverkehr (SEV) eingerichtet.

Allerdings stehen auch die Busse im Stau. Weil viele Fahrgäste kalt erwischt wurden und keine Umfahrungen nutzten, war der SEV am Freitagmorgen überfüllt.

Senat räumt Baustellen weg - aber: Die Stadtautobahn lässt sich nicht ersetzen

Berlins Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) bedankte sich am Freitag bei der Autobahn GmbH und den anderen Beteiligten, dass sie schnell reagiert haben. Während eines Spitzengesprächs unter anderem mit dem Bundesverkehrsminister, dem Fernstraßen-Bundesamt, der Autobahn GmbH, der Feuerwehr, Polizei und der BVG habe der Senat einen Lenkungskreis ins Leben gerufen, der Entscheidungen trifft und die Umsetzung kontrolliert. „Wir bedauern es sehr, dass so viele Berliner betroffen sind“, sagte Bonde. Aber Sicherheit geht vor, so die Landespolitikerin. „Die Maßnahmen, die jetzt getroffen werden mussten, waren erforderlich.“

Währenddessen staute sich unweit der gesperrte Rampe weiter der Verkehr auf der Halenseestraße. Der SEV, aber auch der reguläre Busverkehr hat es schwer, voranzukommen. Die am stärksten befahrene Autobahn Deutschlands ließe sich nicht ersetzen, sagte Christian Haegele, Chef des Verkehrsmanagements in der Senatsverwaltung. „Was in unserer Macht steht, tun wird.“ So werde in der Königin-Elisabeth-Straße die Baustelleneinrichtung über dem Tunnel der U-Bahn-Linie U2 so verändert, dass es mehr Platz für den fließenden Verkehr gebe. Weitere Verbesserungen seien vorgesehen. Trotzdem werde es nicht möglich sein, den Kapazitätsausfall auf der A100 im Berliner Stadtstraßennetz zu kompensieren, sagte Haegele.