Vor dem Hintergrund der erneuten Forderungen nach längeren Arbeitszeiten hat Bundesfamilienministerin Lisa Paus das Recht auf Teilzeit mit klaren Worten verteidigt. „Ich stehe uneingeschränkt hinter dem Recht auf Teilzeitarbeit“, betonte die Politikerin der Grünen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Teilzeit ermöglicht es, „berufliche und familiäre Verpflichtungen entsprechend den Lebensphasen in Einklang zu bringen“, erläuterte Paus weiter. Für viele Menschen, insbesondere Frauen, könne eine Teilzeitbeschäftigung den Einstieg in den Beruf überhaupt erst ermöglichen, „besonders wenn sie selbst Kinder haben oder Angehörige betreuen“.
Die Ministerin reagierte damit auf Äußerungen des CDU-Ministerpräsidenten von Sachsen, Michael Kretschmer, der jüngst in einem Interview mit dem Handelsblatt das seit 2001 gesetzlich verankerte Recht auf Teilzeit infrage gestellt hatte. Kretschmer, der in dem Interview für eine „40-Stunden-Woche für alle“ warb, hatte zum Thema Teilzeit erklärt: „Es war ein Fehler, dass wir Möglichkeiten wie die Teilzeit von der Ausnahme zur rechtlich abgesicherten Regel erklärt haben. Teilzeit ist die Ausnahme, nicht die Regel.“
Dem widersprach Paus vehement. „Wer das Recht auf Teilzeit infrage stellt, ignoriert die Bedürfnisse von Familien in Deutschland.“ Um Erwerbspotenziale zu heben, brauche es keine starren Vorgaben, „sondern mehr Flexibilität in der Arbeitswelt und bessere Bedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf“.
Mit Blick auf das Erwerbspotenzial von Frauen betonte Paus, es sei wichtig, dass die Teilzeitarbeit für Mütter nicht zur „Teilzeitfalle“ werde. Die Möglichkeit zur Rückkehr in Vollzeit müsse gegeben sein.
Vom Mindestlohn zur Teilzeit: Im Bundestag wird viel diskutiert
Zuvor hatte sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an die Seite von Menschen gestellt, die in Teilzeit arbeiten oder sich eine kürzere Arbeitswoche wie die Vier-Tage-Woche wünschen. In einem am Montag erschienenen Interview mit dem Magazin Stern betonte der Kanzler, dass Tausende junge Männer und Frauen täglich verzweifelt versuchten, Familie und Arbeit miteinander in Einklang zu bringen.
„Es gibt eben nicht überall gleichermaßen Ganztagsbetreuung in der Kita oder der Grundschule. Andere kümmern sich noch um ältere Angehörige oder engagieren sich ehrenamtlich“, erklärte Scholz weiter. Das habe „nichts mit Faulheit zu tun“.
Die Themen Teilzeit und das Erwerbspotenzial in Deutschland könnten auch während der Regierungsbefragung am heutigen Mittwoch im Bundestag zur Sprache kommen. Bundesfamilienministerin Paus steht dort zusammen mit Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) den Abgeordneten Rede und Antwort.
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