Nach Plagiatsvorwürfen gegen die CDU-Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig sieht die Universität Potsdam einen Anfangsverdacht bei ihrer Doktorarbeit bestätigt. „Es wird zunächst geprüft, ob ein hinreichender Anfangsverdacht vorliegt. Das wurde bejaht“, sagte Universitätspräsident Oliver Günther der Deutschen Presse-Agentur. „Deswegen gehen jetzt die zuständigen Gremien an die Arbeit, außerdem wird Frau Ludwig die Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.“
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete am 20. Juli, der Journalist Jochen Zenthöfer habe bei der Prüfung von Ludwigs Dissertation zahlreiche ungekennzeichnete Textübernahmen festgestellt. Die Arbeit von 2007 an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni Potsdam enthalte auf den ersten 113 Seiten mindestens 86 nicht gekennzeichnete Übernahmen.
Plagiatsvorwürfe gegen Ludwig
Zenthöfer, auch freier Mitarbeiter der FAZ, prüfte demnach auf eigene Initiative. Der Plagiatssucher Stefan Weber habe nach einer Schnellanalyse beim Portal X geschrieben, es sei nicht lege artis (nach den Regeln der Kunst) zitiert worden. Die CDU-Abgeordnete habe zahlreiche Passagen aus anderen Veröffentlichungen übernommen, diese jedoch nicht ordnungsgemäß kenntlich gemacht. Laut Zenthöfer werden die Originalquellen zwar in Fußnoten genannt, allerdings oft erst an späterer Stelle – teils bezogen auf einen einzelnen Satz oder sogar nur ein Wort. Ludwig selbst weist die Vorwürfe zurück.
„Da werden die beantragten Textstellen nochmal überprüft, da werden die Zeitachsen überprüft, zu denen die Texte publiziert wurden, um so zu einem Gesamtbild zu kommen“, sagte der Uni-Präsident. „Die Informationen, die von außen an uns herangetragen wurden, auch von sogenannten Plagiatsjägern, werden einbezogen. Auch diese werden von uns noch einmal geprüft. Einige Monate kann so etwas schon dauern.“
Die Universität hatte nach eigenen Angaben eine Verdachtsanzeige wegen Ludwigs Doktorarbeit erhalten. Die Arbeit von 2007 trägt den Titel „Die Aufgabenauslagerung in Landesbetriebe im Bundesland Brandenburg und anderen ausgewählten Bundesländern“. Im ersten Schritt führt die Fakultät eine Vorprüfung durch. Eine Sprecherin Ludwigs hatte auf die Prüfung der Universität verwiesen, sich aber sonst nicht näher geäußert.
Ludwig ist scharfe Kritikerin von Brosius-Gersdorf
Die Potsdamer CDU-Politikerin gilt als eine der größten Kritikerinnen der SPD-Verfassungsrichterkandidatin Frauke Brosius-Gersdorf. Ludwig hatte beim Portal X gefordert, solange Plagiatsvorwürfe gegen die Juristin nicht restlos ausgeräumt seien, müsse sie ihr Amt am Lehrstuhl ruhen lassen. Sie hält Brosius-Gersdorf nicht für wählbar.



