Sarah Wedl-Wilson wird die neue Kultursenatorin in Berlin. Dies teilte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner am Montagmittag bei einer Pressekonferenz im Roten Rathaus mit. Wedl-Wilson übernimmt das Amt von Joe Chialo, der am Freitag zurückgetreten ist. Sie ist derzeit Staatssekretärin in der Kulturverwaltung.
Wegner hat eine gute Wahl getroffen, denn erst nächstes Jahr wird in Berlin gewählt und das Kulturessort so lange kopflos dastehen zu lassen, wäre nicht gut gewesen. Sarah Wedl-Wilson ist gut eingearbeitet, sie kennt das Haus und das Ressort. Häufig hat sie Chialo zu Terminen begleitet und etwa im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses die Detailfragen statt seiner beantwortet. CDU-Mitglied ist sie nicht. Ihm komme es bei dieser Besetzung nicht auf das Parteibuch, sondern auf Kompetenz an, sagte Kai Wegner. Man darf gespannt sein, wie die Neue nun mit den massiven Einsparungen in der Kultur umgehen wird.
Der am Freitag zurückgetretene Joe Chialo hatte in seiner Erklärung davon gesprochen, dass angesichts der Sparpläne die Schließung von Häusern nicht mehr ausgeschlossen sei. Dazu sagte Kai Wegner am Montag: „Klares Ziel des Senats ist es, keine Einrichtung zu schließen.“ Berlin sei eine „Kulturmetropole von Weltrang“, deren Qualität trotz herausfordernder Einsparungen zu erhalten sei.
Die 56-jährige Wedl-Wilson war vor ihrer Zeit als Staatssekretärin Rektorin der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler. Sie besitzt keinen deutschen Pass, sondern neben der britischen auch die österreichische Staatsbürgerschaft, die sie nach dem Brexit angenommen hat.
Sarah Wedl-Wilson hat in Cambridge studiert und war vor Berlin in Salzburg
Wedl-Wilson hat Sprachwissenschaften in Cambridge studiert, war Geschäftsführerin der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Bevor sie nach Berlin kam, arbeitete sie als Vizedirektorin des Mozarteums in Salzburg. 2019 kam der Ruf an die Hanns Eisler.
Joe Chialo (CDU) hatte am Freitag seinen Rücktritt angekündigt. Als Grund nannte er die weiteren Sparvorgaben, die seinem Etat in den kommenden Jahren bevorstehen. Diese könne er nicht mittragen. Zuvor hatte er im Zusammenhang mit den Einsparungen massiv in der Kritik gestanden: Er kämpfe nicht für sein Ressort, hieß es, seine Sparpläne seien ideenlos. Auch stieß vielen unangenehm auf, dass er in dieser dramatischen Situation den Kulturinstitutionen vorwarf, sie würden zu wenig ökonomische Eigenverantwortung übernehmen.
Die Berliner Kulturszene von den großen staatlichen Häusern bis zur freien Szene muss in diesem Jahr rund 130 Millionen Euro einsparen. In den kommenden Jahren wird es noch mehr: 2026 rund 149 Millionen Euro und 164 Millionen Euro im Jahr 2027.




