Nach Explosionen in Doha hat Israel einen Angriff auf ranghohe Vertreter der radikal-islamischen Hamas gemeldet. Die israelischen Streitkräfte und der Inlandsgeheimdienst „haben einen präzisen Schlag gegen die Führungsspitze der Terrororganisation Hamas ausgeführt“, erklärte die israelische Armee am Dienstag, ohne nähere Informationen über den Ort des Angriffs zu nennen. Die politische Vertretung der Hamas befindet sich in der katarischen Hauptstadt Doha.
Israelische Beamte sagten gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass der Angriff auf führende Hamas-Funktionäre abzielte, darunter Khalil al-Hayya, den obersten Unterhändler der Hamas. Der katarische Sender Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf einen hochrangigen Hamas-Vertreter, dass es sich bei den getroffenen Hamas-Mitgliedern um Angehörige der „Hamas-Verhandlungsdelegation während ihres Treffens in Doha“ gehandelt habe.
Der Sender berichtete später ebenfalls unter Berufung auf ein ranghohes Hamas-Mitglied, die Hamas-Vertreter unter der Führung von Khalil al-Hayya hätten den Angriff überlebt, jedoch sei sein Sohn bei dem Angriff getötet worden. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge erklärte die Hamas, bei dem israelischen Angriff in Doha seien fünf ihrer Mitglieder getötet worden.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, sagte dazu, US-Präsident Donald Trump betrachte Katar „als einen starken Verbündeten und Freund der Vereinigten Staaten“ und sei „über den Ort dieses Angriffs sehr bestürzt“. Bombardierungen in Katar würden weder Israel noch die USA ihren Zielen näher bringen, hieß es. „Die Beseitigung der Hamas, die vom Elend der Menschen in Gaza profitiert hat, ist jedoch ein erstrebenswertes Ziel“, so Leavitt. Trump habe zudem mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gesprochen. Netanjahu habe dem US-Präsidenten zugesagt, „dass er Frieden schließen will, und das schnell“.
Berichte, die USA hätten Katar vor dem Angriff gewarnt, wies der Sprecher des Außenministeriums von Katar, Madsched al-Ansari, in einem Beitrag im Onlinedienst X zurück. „Die Behauptungen, Katar sei im Voraus über den Angriff informiert worden, sind unbegründet“, so der Sprecher. „Der Anruf eines US-Beamten erfolgte während der Explosionen, die durch den israelischen Angriff in Doha verursacht wurden.“
White House Releases Statement on the Israeli Strike in Doha:
— The White House (@WhiteHouse) September 9, 2025
"Unilaterally bombing inside Qatar, a sovereign nation and close ally... does not advance Israel or America's goals. However, eliminating Hamas, who have profited off the misery of those living in Gaza, is a worthy… pic.twitter.com/JxuYjweb02
Katar spricht von „eklatanter Verletzung aller internationalen Gesetze“
In einer früheren Mitteilung sprach Madsched al-Ansari von einem israelischen Angriff auf „Wohngebäude, in denen mehrere Mitglieder des Politbüros der Hamas in der katarischen Hauptstadt Doha untergebracht waren“. Katar verurteile den Angriff „aufs Schärfste“. „Dieser kriminelle Angriff stellt eine eklatante Verletzung aller internationalen Gesetze und Normen dar und ist eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit von Katar und den Einwohnern von Katar“, hieß es.
Ansari fügte hinzu, dass Katar „dieses rücksichtslose israelische Verhalten und die andauernde Störung der regionalen Sicherheit nicht tolerieren wird, ebenso wenig wie jede Handlung, die auf seine Sicherheit und Souveränität abzielt.“ Katar ermittle „auf höchster Ebene“, sagte er weiter.
Der israelische Präsident Isaac Herzog sprach in einem eigenen Statement auf X, der Angriff sei „wichtig und richtig“ gewesen. Khalil al-Hayya sei laut Herzog einer der Drahtzieher des Hamas-Angriffs auf Israel am 7. Oktober 2023. Das Büro des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu teilte mit, es habe sich um eine „völlig unabhängige israelische Operation“ gegen die „obersten Terroristenführer der Hamas“ gehandelt: „Israel hat sie initiiert, Israel hat sie durchgeführt, und Israel übernimmt die volle Verantwortung dafür.“
Kritik kam auch aus Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie von UN-Generalsekretär António Guterres. Dieser bezeichnete den Angriff als „eklatante Verletzung“ der Souveränität Katars. Der französische Präsident Emmanuel Macron bezeichnete den Angriff als „inakzeptabel“.
Auch Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) kritisierte den israelischen Angriff. „Der Angriff Israels in Doha verletzt nicht nur die territoriale Souveränität Katars, sondern gefährdet auch unser aller Bemühungen zur Freilassung der Geiseln“, erklärte Wadephul laut der Nachrichtenagentur AFP am Dienstagabend in Berlin. „Dieser Schlag ist inakzeptabel.“ (mit AFP)

