Mitarbeiter von Bundesbehörden sind besonders häufig krank. Das deuten zumindest Zahlen an, auf die sich der FDP-Bundestagsabgeordnete Philipp Hartewig jetzt in einer Anfrage an das Innenministerium bezog. Hartewig wollte wissen, warum beispielsweise im Jahr 2023 die Beschäftigten bei der Beauftragten für Kultur und Medien 27,1, im Verteidigungsministerium 23,5 oder im Innenministerium 21,5 Krankheitstage vorzuweisen hatten – während der Durchschnitt innerhalb der Bevölkerung bei 15,1 Tagen lag.
Weiter fragte der Sportexperte der Liberalen nach, „was die Bundesregierung für konkrete Maßnahmen generell sowie insbesondere in Bezug auf Bewegungs- und Sportangebote unternommen habe, um nachhaltig den Krankenstand in den Bundesministerien zu verringern“.
Innenministerium interpretiert Zahl der Krankheitstage anders
Das Innenministerium stritt in seiner Antwort ab, dass es so einen hohen Krankenstand innerhalb der Bundesbehörden gebe. „Der Mittelwert der krankheitsbedingten Abwesenheitstage der obersten Bundesbehörden im Jahr 2023 liegt absolut bei 15,80 Tagen und ist im Vergleich zum Vorjahr zudem rückläufig. Ein erfreulicher Trend, der sich im Jahr 2024 nach vorläufigen Schätzungen fortgesetzt zu haben scheint“, heißt es da.
Doch wie kommt es zu dieser Diskrepanz zwischen den Zahlen von Hartewig und dem Ministerium? „Die in der Schriftlichen Frage aufgeführten krankheitsbedingten Abwesenheitstage beziehen sich nicht allein auf die obersten Bundesbehörden, sondern umfassen offenbar auch die dazugehörigen Geschäftsbereiche und verzerren das Gesamtbild“, so die Begründung. „Die krankheitsbedingten Fehlzeiten der obersten Bundesbehörden weichen nicht von vergleichbaren Erhebungen in der Wirtschaft und der Verwaltung.“
Generell habe man die Themen Sport und Gesundheit bereits vor Jahren in einen ressortübergreifenden Nachhaltigkeitsplan aufgenommen. „Die Ressorts berücksichtigen im betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) die jeweils aktuellen Entwicklungen und passen ihr Vorgehen ressortspezifisch an, ohne dass diese Einzelmaßnahmen durch die Bundesregierung erfasst würden. Zu den Maßnahmen der Ressorts zählen dabei diverse Sport- und Gesundheitsangebote. Ergänzt werden diese Maßnahmen durch das Angebot der sozialen Beratung und Betreuung der Beschäftigten durch den Sozialen Dienst.“
Hartewig: „Krankentage weit über dem Durchschnitt“
Eine Antwort, die Hartewig nicht weit genug geht. Gegenüber der Berliner Zeitung sagte der 30-Jährige: „Die Bundesregierung ist Spitzenreiter – allerdings nur in Sachen Krankmeldungen. Während Handwerker, Pflegekräfte und Selbstständige jeden Tag hart schuften, häufen sich in den Ministerien Krankentage weit über dem Durchschnitt. Anstatt nur Papiere über Gesundheitsförderung zu wälzen, braucht es wohl auch verbindliche Sport- und Bewegungsprogramme in der Verwaltung. Es kann doch nicht sein, dass der Staat predigt, was er selbst nicht lebt. Insbesondere, wenn es darum geht, grundsätzlich die Anzahl der Krankentage in Deutschland zu reduzieren.“


