Paris hat investiert – und zwar gewaltig. Ab heute ist die Hauptstadt Frankreichs um eine Attraktion reicher und eröffnet das wohl teuerste Freibad der Welt. Rund 1,4 Milliarden Euro hat die Stadt in die Reinigung der Seine gesteckt, damit hier – zwischen Louvre und Notre-Dame – gebadet werden darf. Drei Badestellen stehen ab diesem Sommer zur Verfügung, eine davon mit Blick auf den Eiffelturm.
Die „Toilette von Paris“, wie Einheimische den Fluss einst nannten, wird nun zum Symbol für urbane Erneuerung. Zumindest so lange, bis es regnet. Denn gänzlich frei von Bakterien ist das trübe Gewässer noch immer nicht.
Technik gegen Schmutz: So wurde der Fluss gereinigt
Die Einführung der Badestellen ist das Ergebnis eines umfangreichen Infrastrukturprojekts. Zentral war der Bau eines riesigen Überlaufbeckens nahe dem Bahnhof Austerlitz. Es fasst 50.000 Kubikmeter Wasser – das entspricht dem Volumen von 20 olympischen Schwimmbecken – und verhindert, dass bei Starkregen ungeklärte Abwässer in die Seine gelangen.
Zusätzlich wurden mehr als 20.000 Haushalte flussaufwärts neu an die Kanalisation angeschlossen, weil sie bislang ihr Abwasser direkt in den Fluss leiteten. Auch Betreiber von Haus- und Ausflugsbooten mussten sich verpflichten, ihre Abwässer nicht mehr illegal in die Seine zu entsorgen.
Angetrieben wurde das Projekt vor allem von der scheidenden Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo, für die die Säuberung der Seine ein zentrales Anliegen war. Die Olympischen Sommerspiele 2024 boten dabei den passenden Anlass, sodass Teile der Schwimmwettbewerbe im Fluss ausgetragen wurden – ein Prestigeprojekt mit internationaler Strahlkraft. Präsident Emmanuel Macron kündigte sogar an, selbst in der Seine zu baden, allerdings ohne dieses Versprechen bisher einzulösen.
Dass es nicht nur um Olympia ging, stellte Hidalgo damals klar: „Die Seine so sauber zu bekommen, dass man darin schwimmen kann, ist auch eine Frage der Anpassung an den Klimawandel und der Lebensqualität.“
Badewasser mit Ampelsystem – nur bei guter Qualität
Doch ganz unproblematisch ist das Baden noch immer nicht: Besonders nach Regenfällen können die Bakterienwerte kurzfristig über den Grenzwerten liegen. Aus diesem Grund werden die Pariser Badestellen täglich überwacht – ein Farbfahnensystem (grün, orange, rot) informiert darüber, ob das Schwimmen sicher ist.
Bereits im Vorfeld der Olympischen Spiele mussten einige Wettkämpfe und Trainings verschoben werden, weil das Wasser nicht sauber genug war. Die Stadt betont jedoch, bei der Sicherheit keine Kompromisse zu machen. „Wir sind bei den Athleten kein Risiko eingegangen und werden das bei der Öffentlichkeit auch nicht tun“, erklärte der Sportbeauftragte Pierre Rabadan.
Einst galt die Seine als übel riechender Abwasserkanal – daher auch ihr Spitzname: „Toilette von Paris“. Tatsächlich wurde das Baden im Jahr 1923 offiziell verboten, weil der Schiffsverkehr zunahm und die Wasserqualität rapide abnahm. Bis ins 17. und 19. Jahrhundert hinein war das Baden im Fluss jedoch völlig normal – rund 20 schwimmende Badeanstalten gab es einst in der Stadt.
Auch in anderen europäischen Städten ist das Schwimmen in innerstädtischen Gewässern Thema – allerdings oft mit Einschränkungen. In der Spree gilt seit etwa 100 Jahren ein Badeverbot. Zwar forderten Hunderte Demonstrierende kürzlich bei einer Schwimmaktion die Öffnung, doch die Behörden haben weiterhin hygienische und sicherheitstechnische Bedenken.




