Kriminalität

Bürgermeister nach Missbrauch im Freibad: „Bei hohen Temperaturen liegen die Gemüter manchmal blank“

Im hessischen Gelnhausen sollen neun Mädchen sexuell belästigt worden sein. Der Bürgermeister macht die Hitze verantwortlich. Das Personal soll Hilferufe ignoriert haben.

In Hessen sollen vier syrische Staatsbürger neun Mädchen sexuell belästigt haben.
In Hessen sollen vier syrische Staatsbürger neun Mädchen sexuell belästigt haben.Thomas Warnack/dpa

In einem Freibad im hessischen Gelnhausen laufen seit dem vergangenen Wochenende Polizeibeamte Streife. Sie sollen die Badebereiche überwachen und verhindern, dass das Schwimmbad erneut zum Tatort wird. Denn erst vor wenigen Tagen sollen neun Mädchen in besagtem Freibad sexuell belästigt und missbraucht worden sein. Das jüngste Opfer ist elf Jahre alt. Bislang wurden vier männliche syrische Staatsbürger im Alter zwischen 18 und 28 Jahren verhaftet. Alle stammen aus einer Familie.

Nach Angaben der Opfer sollen die Männer die jungen Mädchen gegen ihren Willen im Strudelbereich des Schwimmbads bedrängt und „am ganzen Körper angefasst“ haben. Nach und nach geraten immer mehr Details an die Öffentlichkeit. Hilferufe der Mädchen sollen ignoriert worden sein und Gelnhausens Bürgermeister Christian Litzinger (CDU) macht die Hitze für die Taten verantwortlich.

Mitarbeiter sollen die Mädchen zurück ins Wasser geschickt haben

Eine Woche nach den mutmaßlichen sexuellen Übergriffen sagt Bürgermeister Litzinger in einem Interview mit Welt-TV: „Bei hohen Temperaturen liegen auch die Gemüter manchmal blank.“ Das Personal im Schwimmbad sei jedoch „entsprechend geschult“ und man werde „weiter sensibilisieren“. Außerdem sei nun die „Stadtpolizei vor Ort, die regelmäßig Streife läuft“.

Die Ermittlungen laufen, doch schon jetzt gerät gerade das „entsprechend geschulte“ Freibadpersonal ins Visier der Ermittler. Nach Informationen der Bild-Zeitung soll der Bademeister Hilferufe der Opfer ignoriert und die Situation heruntergespielt haben.

Ein Bericht der „hessenschau“ erhärtet den Verdacht. Badeleiter Nils Tischner äußert sich zum Vorfall so: „Da wir nicht genau sehen konnten, was passiert ist, haben wir die Mädchen erst mal wieder ins Wasser geschickt – mit dem Hinweis: Macht euch bitte bemerkbar, wenn was ist. Laut und stark in der Gruppe.“

Scheinbar wurden die Berichte der Mädchen nicht ernst genommen. Der Badeleiter interpretierte den Tumult im Becken als „nass machen in irgendeiner Form“. Letztlich verwarnte Tischner die Männer, wie er sagt: „Wir haben sie aus dem Wasser geholt und mit denen gesprochen, dass sie das bitte zu unterlassen haben, ansonsten müssen wir sie des Hauses verweisen.“

Die Täter konnten sich unbehelligt im Wasser aufhalten

Stunden später, nachdem eines der Mädchen weinend und in Begleitung ihrer Mutter erneut auf das Personal des Freibads zugekommen war, wurde die Polizei gerufen. Am Tattag meldeten sich insgesamt fünf Mädchen, die von Übergriffen berichteten.

Nach Bekanntwerden des Falls gingen weitere Hinweise ein und die Opferzahl stieg auf neun Mädchen an. Die Betroffenen berichteten, dass sie an der Brust, den Oberschenkeln, den Füßen und am Kopf angefasst wurden. Mehrmals haben die Mädchen laut eigener Aussage deutlich gemacht, dass die Männer sie in Ruhe lassen sollen. Doch sowohl ihre Hilferufe als auch ihre Aufforderungen wurden ignoriert.