Man sieht es Cordelia Koch an, dass es ein besonderer Tag ist. Dezent geschminkt und mit Schwung im kurzen, blonden Haar, sitzt die künftige Bürgermeisterin von Berlin-Pankow an diesem frühen Abend ganz vorn im großen Saal der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und lächelt. Neben ihr sitzt mit gesenktem Blick ihr künftiger Vorgänger, der Linken-Politiker Sören Benn, der die letzten sechseinhalb Jahre die Geschäfte im Pankower Rathhaus leitete. Neben ihm sticht Cordelia Koch hervor. Sie umschwirrt die Aura der Siegerin. Der späten Genugtuung.
Eigentlich hätte Koch schon vor fast zwei Jahren Bezirksbürgermeisterin werden sollen. Bei der damaligen Wahl zur BVV waren die Grünen stärkste Kraft geworden. Doch Sören Benn gelang es, mit seinen Linken ein Bündnis mit der SPD zu schmieden und Koch auszubooten – mutmaßlich mit Hilfe der AfD. Koch verlor eine eigentlich schon sicher geglaubte Wahl und wurde stattdessen Stadträtin für Soziales und Gesundheit. Das vorläufige Ende eines Lokalpolit-Thrillers.
Mit der Wiederholungswahl in diesem Jahr hat sich die Chance für Koch erneut ergeben. Und diesmal hat sie ihre Mehrheiten gesichert: Mit CDU und FDP wird die Grüne ein Jamaika-Bündnis eingehen.
Im BVV-Saal wirkt sie an diesem Mittwochabend daher äußerst entspannt. Sie ist die einzige Kandidatin, einen Eklat wird es diesmal nicht geben. In ihrer zehnminütigen Rede spricht sie fast sechs Minuten über die „dysfunktionale Verwaltung“, die sie reformieren will. Nur kurz erwähnt sie weitere Eckpunkte ihrer Bezirks-Regierung: Klimaschutz, Verkehrswende, die Verbesserung der Schulsituation im Bezirk.





