Gender-Debatte

Friedrich Merz macht Gendern für AfD-Hoch verantwortlich

In Umfragen ist die AfD derzeit so stark wie nie. Schuld daran sei das Gendern in den Nachrichten, behauptet der CDU-Chef – und sorgt damit für heftige Kritik.

Friedrich Merz, Bundesvorsitzender der CDU, hat eine umstrittene Erklärung für die jüngsten Erfolge der AfD.
Friedrich Merz, Bundesvorsitzender der CDU, hat eine umstrittene Erklärung für die jüngsten Erfolge der AfD.Fotostand/imago

CDU-Chef Friedrich Merz hat vor dem Hintergrund jüngster Umfrageergebnisse mit einer strittigen These zum Erfolg der AfD Kritik auf sich gezogen. „Bei näherer Betrachtung sind die Ursachen doch seit langem ziemlich klar“, erklärte Merz am Samstag in seinem Newsletter. „Mit jeder gegenderten Nachrichtensendung gehen ein paar hundert Stimmen mehr zur AfD.“ Eine große Mehrheit der Bevölkerung lehne „gegenderte Sprache und identitäre Ideologie“ ab, so der 67-Jährige. 

Die Rechtsaußen-Partei lag am Wochenende in Umfragen gleichauf mit der SPD. Laut einer Studie des Instituts Insa für die Bild am Sonntag würden 19 Prozent der Deutschen AfD wählen, wenn heute Bundestagswahl wäre – ein Allzeithoch für die 2013 gegründete Partei. Verantwortlich dafür ist Merz zufolge eine, vor allem von den Grünen getriebene, „engstirnige Meinungselite“ in Deutschland. Mit der AfD könnten die Bürger „heftige Denkzettel verpassen“, so der CDU-Chef.

Deutscher Journalistenverband: Merz-Aussagen „politisch wirr“

In den sozialen Medien zog Merz mit seinen Aussagen teils heftige Kritik auf sich. „Es tut mir leid, aber ich verliere langsam die Fassung. Sind Sie eigentlich noch ganz bei Trost?!“, fragte eine Nutzerin bei Twitter. „Ich frage mich, wann es hierzulande aus der Mode kam, konstruktive Oppositionsarbeit durch Zündeln nach Vorlage Trump zu ersetzen“, schrieb ein anderer.

Auch der Deutsche Journalistenverband verurteilte die Äußerungen des CDU-Chefs als „blanken Populismus“. Das Gendern sei Ausdruck „einer zutiefst demokratischen Grundhaltung“, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall in einer Mitteilung am Sonntag. „Darin ein Stimmenbeschaffungsprojekt für die Demokratiefeinde der AfD zu sehen, ist politisch wirr.“

Merz sieht seine Partei derweil – trotz guter Umfrageergebnisse – von einer „Verengung des Meinungsklimas“ bedroht. Laut ARD-Deutschlandtrend ist die Union mit 29 Prozent derzeit mit Abstand die stärkste Kraft. DJV-Chef Überall erklärte am Sonntag, dass man gerade deshalb von der CDU Unterstützung für die Medienschaffenden erwarte. „Die Kolleginnen und Kollegen stehen wegen ihrer unabhängigen und kritischen Berichterstattung mächtig unter Druck vom rechtsextremen Rand“, so Überall. „Da braucht es eher Zuspruch als Genderkritik.“