Schule

Schulen stürzen ab: Berlin rutscht bei Bildung auf vorletzten Platz aller Bundesländer

2022 landete Berlin beim Bildungsmonitor auf Platz 11. Besonders schlecht sieht es 2023 in Mathe und Deutsch, aber auch beim Anteil abgebrochener Ausbildungen aus. 

Berlins Schulqualität lässt zu wünschen übrig: Beim Ranking in diesem Jahr landet die Stadt auf Platz 15. 
Berlins Schulqualität lässt zu wünschen übrig: Beim Ranking in diesem Jahr landet die Stadt auf Platz 15. Marcel Kusch/dpa

Berlin fällt beim Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) auf Platz 15 zurück, schlechter schneidet nur Bremen ab. Der Bildungsmonitor vergleicht die Bildungsstandards in den 16 Bundesländern. Beim Ranking 2022 erreichte Berlin noch Platz 11. Baden-Württemberg, aktuell auf Platz 5 im Ländervergleich, hat gegenüber 2013 am deutlichsten verloren. Am besten bewertet das INSM Sachsen, Bayern und Thüringen.

Die Studie fragt 13 Handlungsfelder wie Integration, Betreuungsbedingungen und Schulqualität ab. Besondere Defizite weisen Berliner Schüler in den Schulfächern Mathe und Deutsch auf. Außerdem bietet die Stadt, gemessen an der Bevölkerung im entsprechenden Alter, wenig Ausbildungsplätze: Hier landet Berlin auf Platz 16.

Bildungsmonitor: In diesen Fächern ist Berlin noch guat

Relativ gut schneidet Berlin dagegen mit Platz 5 im Bereich der Schulabschlüsse bei Berufsschulen ab. Ebenfalls auf Platz 5 und damit noch im oberen Bereich landet Berlin in Feld Digitalisierung. Noch besser bewertet das INSM Berlin die Betreuungsbedingungen: Hier landet die Stadt sogar auf Platz 2. Auffällig schlecht ist Berlin mit dem letzten Platz beim Anteil vorzeitig aufgelöster Ausbildungsverträge. 

In ganz Deutschland hat sich das Bildungsniveau verschlechtert

Im Allgemeinen hat sich das Bildungsniveau in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren laut INSM dramatisch verschlechtert. Vor allem in den Bereichen Schulqualität, Integration und Bildungsarmut gibt es negative Entwicklungen. Das Fazit der Studienautoren des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW): Auf zehn Jahre Fortschritt folgten zehn Jahre mit steigendem Handlungsdruck.

IW-Studienautor Prof. Dr. Axel Plünnecke: „Die Kitas und Schulen haben noch keine gute Antwort darauf gefunden, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren deutlich heterogener wurde, ein steigender Anteil zu Hause nicht Deutsch spricht oder nur wenige Bücher im Haushalt besitzt. Die Folge: Die Ergebnisse von Kindern aus Haushalten mit Migrationshintergrund oder von bildungsfernen Haushalten sind besonders stark gesunken. Leichte Verbesserungen bei der Ganztagsinfrastruktur und den Betreuungsrelationen konnten diese Verschlechterungen der Bildungsergebnisse nicht umkehren. Es fehlt an Qualität beim Ganztag und an gezielter Förderung. Internationale Vergleiche zeigen, dass es anderen Ländern besser als Deutschland gelingt, den Bildungserfolg von der familiären Herkunft zu entkoppeln.“

Forderung: Vorschulpflicht für alle, die nicht gut genug deutsch sprechen

Die Forscher des IW Köln fordern unter anderem einen Ausbau der frühkindlichen Bildung, mehr Schulautonomie, jährliche Vergleichsarbeiten in allen Klassenstufen, gezielte Förderung und bessere Verwaltungsstrukturen. Auch werden mehr hochwertige Ganztagsangebote gebraucht. Das Angebot an Lehrkräften müsse durch zielorientierte Zulagen gesichert werden. Es sollten die Chancen der Digitalisierung besser genutzt sowie demokratische Kompetenzen und Weltoffenheit vermittelt werden.

INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben fordert eine „Zeitenwende in der Bildungspolitik“. Deutschland verliere in vielen Bereichen den Anschluss an die Weltspitze, seit einigen Jahren auch in der Bildungspolitik, so Alsleben: „Bildung ist der Schlüssel, um Deutschland aus der Abwärtsspirale zu holen. Wann handeln Bund und Länder endlich?“ Alsleben sieht es sehr kritisch, dass immer mehr Kinder in der Grundschule nicht ausreichend Deutsch sprechen: „Die Herausforderungen durch massive Zuwanderung haben leider auch viele Schulen überfordert. Die Länder müssen umsteuern und viel mehr in frühkindliche Bildung investieren. Wir brauchen eine Vorschulpflicht für alle, die nicht oder schlecht Deutsch sprechen.“ Schulen mit hohem Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Sprachdefiziten müssten viel besser ausgestattet und die betroffenen Lehrkräfte mehr unterstützt werden, so die Forderung der INSM.