In der vergangenen Woche haben Kampfjets der chinesischen Volksbefreiungsarmee zum ersten Mal an einer Flugschau in einem afrikanischen Land teilgenommen. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi gehörte zu den hochrangigen Zuschauern der beeindruckenden Vorführung während der Internationalen Luftfahrtausstellung in El Alamein.
Sowohl das Transportflugzeug Y-20 als auch die von der chinesischen Luftwaffe entsandten J-10-Kampfflugzeuge überflogen die Pyramiden von Gizeh, was als „Geste zum Gedenken an die Freundschaft zwischen den beiden Ländern“, aber auch als Versuch gesehen wird, potenzielle Kunden anzulocken.
Für Schlagzeilen sorgte jedoch die Ankündigung des Leiters des chinesischen Pavillons auf der Luftfahrtausstellung, dass Ägypten erstmals mindestens ein chinesisches Kampfflugzeug in Auftrag gegeben habe. Der chinesische Beamte machte zunächst keine Angaben zum Typ des Kampfflugzeugs, das an die ägyptische Luftwaffe verkauft werden soll, es wird aber vermutet, dass es sich dabei um einen J-10C der vierten Generation handelt.
Die Entwicklung wurde bisher von Ägypten nicht offiziell bestätigt, wäre aber keine große Überraschung: Im Jahr 2018 hatte Ex-US-Präsident Donald Trump mündlich zugesagt, Ägypten 20 F-35 Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeuge zu verkaufen. Ein Deal kam nie zustande, vor allem, weil Israel diese ebenfalls betreibt. Vor diesem Hintergrund war es bereits bekannt, dass Kairo auf der Suche nach neuen Optionen Gespräche mit Peking führt.
Ägypten verfügt über US-amerikanische und russische Kampfflugzeuge
Gegenüber Business Insider äußerte sich der Analyst Ryan Bohl skeptisch. Könnten die Berichte über die Gespräche über den Kauf chinesischer Kampfjets durch Ägypten lediglich ein taktisches Manöver sein? „Ich neige zu der Annahme, dass solche Gespräche, wenn sie denn stattfinden, darauf abzielen, die USA unter Druck zu setzen, damit sie Ägypten eine andere Verteidigungsoption anbieten“, sagte der Experte des Risikoaufklärungsunternehmens Rane.

Eine dieser Optionen könnte die Aufrüstung der ägyptischen F-16 sein. Das Land erhielt 1982 die erste Charge von den USA und betreibt heute 220 dieser Flugzeuge, womit es über die viertgrößte F-16-Flotte der Welt verfügt. Abgesehen von drei Staffeln russischer MiG-29M-Jagdflugzeuge stammen die meisten ägyptischen Kampfflugzeuge der vierten Generation aus westlichen Ländern. Der Kauf von J-10C-Kampfflugzeugen würde ein Wendepunkt darstellen.
Stärkung der Beziehungen zwischen Ägypten und China
Seit Januar dieses Jahres ist Ägypten Mitglied der Brics-Gruppe, die von China mitbegründet wurde. In den letzten Monaten wurden die Beziehungen auch im Verteidigungsbereich durch mehrere Besuche ägyptischer Luftwaffenangehöriger auf chinesischen Militärstützpunkten intensiviert; es wurden auch Gespräche über gemeinsame Produktion und Technologietransfer geführt.


