Der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) sieht sich weiter als Garant preiswerten Wohnens in der Hauptstadtregion. Die Mieten bei seinen Mitgliedsunternehmen in Berlin seien im vergangenen Jahr trotz hoher Inflation stabil geblieben, sagte die BBU-Chefin Maren Kern am Dienstag. Als stabil bewertet der BBU allerdings, dass die Mieten bei seinen Mitgliedsunternehmen im vergangenen Jahr um zwei Prozent gestiegen sind – auf 6,54 Euro je Quadratmeter Wohnfläche kalt.
Die Mieten der BBU-Mitglieder bewegen sich damit unter dem Mittelwert des neuen Mietspiegels, der für Berlin ein ortsübliches Preisniveau von 7,16 Euro je Quadratmeter Wohnfläche ausweist. Innerhalb des BBU unterscheiden sich die Mieten jedoch je nach Vermietertyp: Während Vonovia und Deutsche Wohnen durchschnittliche Mieten oberhalb des Mietspiegel-Mittelwerts für Berlin ausweisen, liegen die Mieten bei Genossenschaften und landeseigenen Wohnungsunternehmen darunter. Der BBU ist der größte wohnungswirtschaftliche Verband in der Region. Seine Mitgliedsunternehmen verwalten mit 767.200 Wohnungen in Berlin circa 45 Prozent aller Mietwohnungen in der Stadt.
Laut BBU stoßen die Wohnungsunternehmen mit den niedrigen Mieten zunehmend an die Grenzen ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. „Aus sozialer Perspektive ist zwar positiv, dass unsere Unternehmen auf diese Weise die Folgen der hohen Inflation für ihre Mieterinnen und Mieter abfedern“, sagte die BBU-Chefin Kern. Wirtschaftlich sei dies für die Wohnungsunternehmen „aber zunehmend sehr schwierig“. „Jeder Haushalt weiß: Wenn das Einkommen stagniert, die Kosten aber steigen, wird das über kurz oder lang zu einem ernsten Problem“, erklärte die BBU-Chefin und fügte hinzu: „An diesem Punkt sind wir jetzt.“ Die Investitionen der Unternehmen im vergangenen Jahr seien bereits um 9,9 Prozent zurückgegangen. Kern sprach von einem „regelrechten Einbruch“.
Der BBU fordert als Konsequenz „ein beherztes Eingreifen des Staates“. Es sei „höchste Zeit, dass die Rahmenbedingungen für Neubau und Modernisierung in Berlin durchgreifend verbessert werden“, sagte Kern. Darüber hinaus müsse der Bund jetzt ein massives Konjunkturprogramm für Neubau und Modernisierung auf den Weg bringen. Das Programm müsse sowohl bei einer Verbesserung der finanziellen Förderung ansetzen als auch das ausufernde Regulierungsdickicht zurückschneiden – „damit wir schneller und günstiger ins Bauen kommen“, so Kern. „Der Berliner Senat sollte sich hierfür gegenüber der Bundesregierung starkmachen.“ Außerdem fordert der BBU „einen Schlussstrich unter die Enteignungsdiskussion“.
Verbandsrekord beim Wohnungsneubau
Immerhin: Beim Neubau vermeldet der BBU für das vergangene Jahr einen Verbandsrekord. Im Jahr 2022 haben die BBU-Mitgliedsunternehmen 7172 Wohnungen in Berlin fertiggestellt – so viele wie noch nie seit Beginn der Erfassung der Zahlen im Jahr 1991. Insgesamt entstanden in Berlin 2022 genau 17.310 Wohnungen. Auf die BBU-Mitglieder entfallen also trotz des Rekords etwas weniger als die Hälfte der fertiggestellten Unterkünfte. Selbst die 17.310 Wohnungen sind allerdings für Berlin noch zu wenig. Der Senat hat sich, wie berichtet, das Ziel von 20.000 neuen Wohnungen jährlich gesteckt, um den Bedarf zu decken.
Für das Jahr 2023 erwartet der BBU von seinen Mitgliedsunternehmen ähnliche Fertigstellungszahlen im Neubau wie 2022. In diesem Jahr sollen 7152 Wohnungen fertig werden. Die Planungen für die nächsten Jahre zeigen aber laut BBU in eine ganz andere Richtung. Für 2024 gingen seine Mitgliedsunternehmen in Berlin von einem deutlichen Minus von rund 27 Prozent auf 5224 fertiggestellte Wohnungen aus, teilte der Verband mit. Dass weniger Neubauten entstehen, zeige sich schon an der sinkenden Zahl von Wohnungen, deren Bau begonnen werde. In diesem Jahr sei in Berlin der Baustart für 5638 Wohnungen geplant. Das seien neun Prozent weniger Wohnungen, als 2022 begonnen wurden.
Viele neue Bauprojekte wurden schon vor Jahren geplant
Dass es im vergangenen und im laufenden Jahr trotz der extrem schwierigen Rahmenbedingungen beim Bauen und Finanzieren noch mal so gute Zahlen gebe, erkläre sich beim Neubau in Berlin aus den besonders langen Planungsvorläufen von mehreren Jahren, so der BBU. „Deshalb sind viele Projekte, die bereits vor drei, vier oder mehr Jahren initiiert worden sind, erst jetzt in der Fertigstellung oder kurz davor“, so Verbandschefin Kern.
Unterstützung bekommt der BBU von der Fachgemeinschaft Bau, die die Interessen der mittelständischen Bauwirtschaft vertritt. Die nach wie vor zu geringe Förderung von Bauvorhaben, das Hin und Her um die Novelle des Heizungsgesetzes und die immer noch schwelende Enteignungsdebatte hätten „einen extrem negativen Effekt auf den Bau dringend benötigter Wohnungen in Berlin“, sagte die Geschäftsführerin der Fachgemeinschaft, Katarzyna Urbanczyk-Siwek: „Die Bauunternehmen haben zudem mit der mangelnden Leistungsfähigkeit der Verwaltung im Bereich der Genehmigungen zu kämpfen.“ Die große Unsicherheit bei den Bauherren führe zu immer weniger Ausschreibungen für neue Bauprojekte.



