Von Berlin ohne Umsteigen über Nacht nach Paris: Branchenkenner sind sich darin einig, dass eine solche Verbindung ein Erfolg wäre. Sie rechnen damit, dass es vom Fahrplanwechsel im Dezember 2023 an nach jahrelanger Pause wieder einen direkten Nachtzug zwischen der deutschen und der französischen Hauptstadt geben könnte.
Bis Ende 2014 war es möglich, mit der City Night Line „Perseus“ nachts von Berlin nach Paris zu reisen. Doch dann stellte die Deutsche Bahn (DB) diese und andere Direktverbindungen dieser Art ein. Später zog sich das Bundesunternehmen ganz aus dem Betrieb von Schlaf- und Liegewagen zurück. Nach Frankreich und auf anderen Auslandstrecken hatten hohe Entgelte für die Nutzung von Gleisen und Bahnhöfen die Bilanz belastet. Auch dafür, die Züge über die Gleise zu befördern, fallen hohe Kosten an.
Oft Wochen im Voraus ausgebucht
Mit ihren Nightjet- und Euronight-Zügen haben die Österreichischen Bundesbahnen, die einen Teil der Kosten mit Österreich abrechnen können, Linien übernommen sowie andere reaktiviert. Im kommenden Fahrplanjahr könnte das Netz um täglich befahrene Nachtzugrouten zwischen Berlin und Paris sowie Berlin und Brüssel ergänzt werden.
Back on Track, eine Pro-Nachtzug-Initiative aus Belgien, die inzwischen auch in Berlin einen Ableger besitzt, hatte die gute Nachricht von belgischen Eisenbahnern erfahren. „Es scheint tatsächlich so zu sein: Es wird berichtet, dass der dreimal pro Woche verkehrende Brüssel–Wien-Nightjet ab Dezember 2023 täglich fahren soll, kombiniert mit einem neuen täglichen Nightjet von Brüssel nach Berlin“, schreibt „The Man in Seat 61“, ein Brite, der Tipps für internationale Bahnreisen gibt und als Autorität auf diesem Gebiet gilt.
Der bereits bestehende Nightjet Paris–Wien, der oft Wochen im Voraus ausgebucht sei, soll nach dem Fahrplanwechsel Ende 2023 ebenfalls täglich verkehren, kombiniert mit einem neuen täglichen Nightjet von Paris nach Berlin. Unterwegs würden Wagen getauscht, sodass Fahrgäste nicht umsteigen müssen.
Seems it may indeed happen: It's reported that the 3-per-week Brussels-Vienna Nightjet is set to become daily from Dec 2023, combined with a new daily Nightjet from Brussels to Berlin (in addition to @EuropeanSlpr's new train, so yes, TWO sleeper trains Brussels-Berlin!)... pic.twitter.com/mXu86qP1gh
— The Man in Seat 61 (@seatsixtyone) January 7, 2023
Zwischen Brüssel und Berlin gäbe es dann sogar zwei Nachtzugverbindungen. Wie berichtet, will das private Unternehmen European Sleeper die Strecke ab Ende Mai dieses Jahres dreimal wöchentlich bedienen.
ÖBB: „Wir sind aktuell mit Partnern in der Planung“
„Ich halte die Chancen für ziemlich hoch, dass die Verbindung im Dezember 2023 starten wird“, sagt Jon Worth aus Berlin, der Berliner Zeitung. Der gebürtige Brite, der mit seinem Projekt „Cross Border Rail“ auf Probleme im grenzüberschreitenden Zugverkehr hingewiesen hat, gilt ebenfalls als Kenner der Materie. Er sieht „eine 75-prozentige Chance“, dass die neuen Nachtverbindungen nach Paris und Brüssel kommen.
Alles sei von der Zulassung der neuen Nightjet-Fahrzeuge abhängig, betonte Worth. Die neuen Zuggarnituren von Siemens sollen ab Sommer 2023 auf Strecken zwischen Österreich und Italien verkehren. Das mache es möglich, die heute dort eingesetzten Wagen für die neuen Verbindungen zu verwenden.
„Unter allen möglichen neuen Verbindungen scheinen Berlin–Paris/Brüssel die sinnvollsten für die ÖBB zu sein“, stellte Worth fest. Das Fahrgastpotenzial sei groß, und es gebe viel politische Unterstützung.
Offiziell hält sich die ÖBB noch bedeckt. „Für das Fahrplanjahr 2024 planen wir weiterhin die Nachtzugverbindung Berlin–Brüssel/Paris anzubieten“, teilte das Unternehmen im Sommer mit. Nun heißt es: „Wir sind aktuell mit Partnern in der Planung für den Fahrplan 2024. Details können wir ab Ende Sommer bekannt geben.“
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