U2 – kann sich noch jemand erinnern? Nicht wenige Berliner haben diese U-Bahn-Linie aus dem Leben gestrichen. Kein Wunder, denn wer einmal in die Falle geraten war und in Mitte 14 Minuten auf den Pendelzug warten musste, suchte sich lieber eine andere Route. Doch was notorische Berlin-Skeptiker nicht erwartet haben, soll tatsächlich Wirklichkeit werden: Die Arbeiten im abgesackten U-Bahn-Tunnel unterm Alexanderplatz gehen wie geplant bald zu Ende. Ab Montag soll die U2 wieder so fahren wie vor der Teilsperrung im vergangenen Oktober. U-Bahn-Fans, die am 28. August den ersten Zug vom wieder freigegebenen Gleis 2 ablichten wollen, müssen allerdings ziemlich früh aufstehen.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) dementieren es nicht, wenn man sie darauf anspricht. Mit dem Datum 28. August sei man „weiter auf dem aktuellen Stand“, bekräftigt Jannes Schwentu, der Sprecher des Landesunternehmens. Die Abfahrtszeit der ersten U-Bahn nach Pankow werde noch mitgeteilt. Im Internet ist sie schon zu lesen: 4.39 Uhr. Fahrzeit bis Pankow: zwölf Minuten. Derzeit dauert diese Reise noch bis zu 20 Minuten, denn unter dem Senefelderplatz muss stets umgestiegen werden. Dort endet der Pendelzug vom Bahnhof Klosterstraße, der im Übrigen nur alle 15 Minuten verkehrt.
Pendelverkehr: Ein Wort, das bei regelmäßigen Nutzern des öffentlichen Verkehrs ungute Gefühle auslöst. Die Handy-Daddelei unterbrechen, sich aus der Bahn schleppen, die Bahnsteigkante wechseln, auf eine andere Bahn warten, die oft seltener verkehrt als reguläre Bahnen, dort von Neuem einen Sitzplatz erkämpfen: Das nervt. Am Ende der Pendelstrecke die gleiche Prozedur, nur andersherum. Und immer verstreicht wertvolle Lebenszeit. Tag für Tag. Woche für Woche. Wer kann, nimmt lieber eine andere Route.
Heimliches Loswerden unliebsamer Fahrgäste
Noch härter trifft Pendelverkehr bestimmte andere Menschen. Touristen, die kein Deutsch und damit auch die länglichen Info-Litaneien aus dem Lautsprecher nicht verstehen. Berliner, die ihre Ohren zugestöpselt haben und Durchsagen nicht hören. Brandenburger, die der großen, bösen Stadt ohnehin Misstrauen entgegenbringen. Menschen, die grundsätzlich alles Geschriebene und Gesagte, das nicht von ihnen stammt, ignorieren. Ist ja eh alles Lüge! So kommt es immer wieder vor, dass Fahrgäste im U2-Pendel sitzen bleiben und mit ihm wieder zurückfahren. Natürlich ungewollt.

Nicht selten begleitet sie die klammheimliche Freude mancher Einheimischer. Denn oft sind es eher unsympathische Fahrgäste, die in die Pendelfalle tappen und eine zeitraubende Ehrenrunde durch den Untergrund drehen müssen. Berlin-Besucher, in deren Grölen selbst BVG-Durchsagen untergehen. Betrunkene Fußballfans, die in ihrer Alkoholgischt nichts mehr wahrnehmen. Gute Reise zurück zum Senefelderplatz!
Vielleicht klingt das etwas hart. Doch wer im Großstadtdschungel nicht aufpasst und sämtliche Informationen ignoriert, weder Aushänge auf Bahnhöfen noch Laufschriften auf Displays zur Kenntnis nimmt, weder Infos im Internet noch Durchsagen auf sich bezieht, muss zumindest zuweilen mit Folgen rechnen. Genauso wie jene Menschen, die nicht mit der Meute laufen wollen, aus welchen Gründen auch immer. Wenn alle anderen Fahrgäste aussteigen, sollte man darüber nachdenken, ob es wirklich sinnvoll ist, als Einziger in der Bahn sitzen zu bleiben. Oder so lange skeptisch mit dem Aussteigen zu warten, bis der Anschlusszug weggefahren ist.




