Regelmäßig steht eine Teilbebauung des Tempelhofer Felds zur Diskussion. Die riesige Fläche, die seit dem Volksentscheid im Jahr 2014 als Park und Freizeitareal genutzt wird, ist fast allen großen Parteien in ihrer quasi ungenutzten Opulenz ein Dorn im Auge.
Außer den Grünen und der Linken haben sowohl die SPD also auch CDU und FDP Ideen für eine Randbebauung, eine Bewaldung und für den Platz der Zentral- und Landesbibliothek vorgelegt. Unter R2G konnte die SPD das Thema nicht vorantreiben. Jetzt, in der neuen Koalition mit Kai Wegners CDU, ist das natürlich anders – da treffen sich zwei, die in dieser Frage immer schon einer Meinung waren.
Dicht bebaute Innenstadt
So hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Mittwoch dieser Woche ein nicht näher bezeichnetes neues Format zur Bürgerbeteiligung bei der Diskussion um eine künftige Nutzung des Areals angekündigt. Dieser Prozess soll nach einem internationalen Ideenwettbewerb stattfinden, auf den sich CDU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag verständigt hatten. SPD-Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler sagte am Donnerstagabend in der RBB-„Abendschau“, geplant sei eine Debatte in der Stadt über die künftige Nutzung inklusive der Randbebauung. Viele Flächen des riesigen Areals sollten erhalten bleiben. Wobei weder klar ist, wer an der Debatte beteiligt sein wird, noch welche Flächen gemeint sind.
Die Bürgerinitiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“ hat das von der Senatsverwaltung angekündigte Format erwartungsgemäß scharf kritisiert. Das Vorgehen sei ebenso fragwürdig wie der im Koalitionsvertrag von CDU und SPD vorgesehene Ideenwettbewerb, sagte Amaya Kreye von der Initiative. Denn schließlich liege mit dem Volksentscheid 2014 bereits ein klares Votum der Berlinerinnen und Berliner gegen eine Bebauung des Feldes vor. Eine neue Bürgerbeteiligung, von der zudem noch keiner wisse, wie sie aussehen solle, sei nicht gleichwertig mit einem gültigen Volksentscheid.
Kreye sieht in den Plänen der SPD-geführten Stadtentwicklungsverwaltung und der CDU einen Versuch, das mit dem Volksentscheid beschlossene Tempelhof-Gesetz schrittweise anzugehen. „Es wirkt wie eine Kampagne, um die Akzeptanz für weiteren Neubau in der bereits dicht bebauten Innenstadt und am vom Volksentscheid geschützten Feld durchzudrücken“, sagte sie. „Man hat den Eindruck, dass es bei den Maßnahmen darum geht, eine Entscheidung zu legitimieren, die im Hintergrund bereits getroffen ist.“ Womit Kreye wohl recht haben dürfte, denn SPD als auch CDU haben nie einen Hehl daraus gemacht, wie ihre Haltung zum Tempelhofer Feld ist, siehe oben.
Kreye erinnerte daran, dass im aktuellen, 2019 beschlossenen Stadtentwicklungsplan Wohnen ein Bedarf von 194.000 neuen Wohnungen in Berlin von 2017 bis 2030 festgestellt wurde. Die dort benannten Flächenpotenziale reichen für 200.000 Wohnungen – und zwar ohne Tempelhofer Feld. Das ist alles richtig, es bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass diese Flächenpotenziale, von denen Kreye spricht, gänzlich unumstritten wären. So beinhalten sie beispielsweise geplante Verdichtungen in einem der stadteigenen Areale in Marzahn-Hellersdorf. Sehr zum Unmut der dort bereits lebenden Menschen.
Kritik an Randbebauung nicht mehr vermittelbar
Lange war ich gegen eine mögliche Bebauung des Tempelhofer Felds, nicht mal an den Rändern fand ich sie akzeptabel. Mir war die Weite ans Herz gewachsen, die man so sonst wohl nirgends findet inmitten einer europäischen Metropole. Wertvoll ist das Feld bekannterweise auch für das Stadtklima. Ich mag die Ruhe und die frische Luft, all das, was Großstadtmenschen an diesem einzigartigen Areal zu schätzen gelernt haben.





