Gas, Wasser, Strom, Internet: Die sogenannten kritischen Infrastrukturen waren noch nie so gefährdet wie jetzt. Seit Beginn des Ukraine-Krieges häufen sich nach Beobachtung des Verfassungsschutzes zum Beispiel Cyberattacken auf Strom- und Gasversorger. Der mutmaßliche Anschlag auf die Infrastruktur der Bahn am vergangenen Wochenende rückt die Gefahr besonders in den Fokus.
In den Berliner Senatsverwaltungen seien entsprechende Krisenstäbe eingerichtet worden, sagte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Montag im Verfassungsschutzausschuss des Abgeordnetenhauses. Die Cybersicherheit sei verstärkt worden, um Spionageangriffe auf das Berliner IT-Netz zu verhindern. Auch mit allen Unternehmen, die zur kritischen Infrastruktur gehören, stehe man in Verbindung.
Erst kürzlich warnte der Berliner Verfassungsschutz den Senat und die Abgeordneten vor dem Ausspionieren von Informationen über Energieversorgung und kritische Infrastruktur durch russische Geheimdienste. Ein entsprechendes Schreiben übersandte die Behörde an die Senatsverwaltung für Wirtschaft. Demnach dürften die Energiewirtschaft und die entsprechenden Regierungsstellen und Gremien des Parlaments stärker in das Zielspektrum russischer Nachrichtendienste geraten. Die Behörde sieht auch ein erhöhtes Risiko für politische Entscheidungsträger, deren Mitarbeiter und Verwaltungsmitarbeiter im Parlament. Laut Sprangers Ausführungen haben auch Abgeordnete Mails mit Schadsoftware erhalten. Zu konkreten Maßnahmen wollte sie sich nicht äußern.
Rund um die Uhr in Rufbereitschaft und die meisten Kabel unter der Erde
Derweil beteuern Betreiber kritischer Infrastrukturen, dass ihre Netze sicher seien. Das landeseigene IT-Dienstleistungszentrum etwa, das verantwortlich ist für die Sicherheit der zentralen Informations- und Kommunikationsinfrastruktur des Landes Berlin, erklärte auf Anfrage: „Seit Beginn des Ukraine-Krieges steht das ITDZ Berlin in kontinuierlichem Austausch mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik und setzt alle Sicherheitshinweise und empfohlenen Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine um.“ Für die Überwachung sei das Monitoring entsprechend angepasst und erhöht worden, so eine Sprecherin. Kurzfristig erforderliche Einsätze sind nach ihren Angaben durch Rufbereitschaften sichergestellt, die auch einen 24/7-Dienst ermöglichen.
Anschläge auf die Stromversorgung können ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Ein Sprecher von Stromnetz Berlin, das das größte städtische Verteilnetz Deutschlands betreibt, versicherte, „dass Berlin über ein sehr leistungsfähiges Stromnetz und eine hohe Versorgungssicherheit“ verfüge. Die Anzahl der Versorgungsunterbrechungen für einen Ballungsraum sei im Vergleich gering und die Zeiten der Wiederversorgung – wenn es denn zu einem Stromausfall komme – seien kurz.


