Stromausfall

Gasmangel: Berliner Senat warnt vor regionalen Stromabschaltungen

Der Berliner Feuerwehrchef befürchtet mehr Wohnungsbrände. Die Bürger sollen selbst Vorsorge für einen möglichen Blackout treffen.

Wenn das Gas in Berlin knapp wird, kann es zu „rollierenden Abschaltungen“ im Stromnetz kommen, sollten zu viele Menschen die elektrischen Heizlüfter einschalten.  
Wenn das Gas in Berlin knapp wird, kann es zu „rollierenden Abschaltungen“ im Stromnetz kommen, sollten zu viele Menschen die elektrischen Heizlüfter einschalten. dpa/Annette Riedl/

Ein für viele neuer Begriff macht seit Montag in Berlin die Runde: „rollierende Stromabschaltungen“. Bei einer sogenannten Gasmangellage im Winter könnte es zu einer Unterbrechung der Versorgung der Haushalte mit Gas und Wärme kommen, befürchten Energieexperten. Dann könnten viele zur selben Zeit auf die Idee kommen, Wärme mittels Heizlüfter oder Backofen zu erzeugen, was die Stromnetze überlasten kann.

Einer, der den Begriff am Montag im Innenausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses benutzt, ist Innenstaatssekretär Thorsten Akmann (SPD). „Um die Stromnetz-Infrastruktur zu schützen“, sagt Akmann, „würden dann Netzbetreiber mit rollierenden Abschaltungen – das heißt: regional und zeitlich begrenzt – die Gesamtstabilität der Netze sicherstellen und Schäden an der Netzinfrastruktur vorbeugen.“ Grundsätzlich stehe genug Strom zur Verfügung. Allein die Netze würden durch die Nutzung überstrapaziert werden.

Auch einen längeren großflächigen Stromausfall in Berlin will der Senat nicht mehr ausschließen. Die Wahrscheinlichkeit sei auch in der aktuellen Energiekrise als sehr gering einzustufen, so Akmann. Die Gasversorgung in Deutschland sei im Moment stabil und das Niveau der Stromversorgung in Berlin sehr hoch. Klar sei jedoch auch, dass die Lage angespannt sei, sagt Akmann. „Eine weitere Verschlechterung der Situation kann nicht ausgeschlossen werden.“

„Überbrückung von einigen Stunden, vielleicht von zwei, drei Tagen“

Polizei und Feuerwehr erarbeiten derzeit nach eigenen Angaben Konzepte, wie sie im Fall eines Blackouts ihren Betrieb aufrechterhalten können, dazu gehört auch die Versorgung ihrer Fahrzeuge mit Kraftstoffen. Auch mit den Katastrophenschutzbeauftragten der Bezirke sei man im Gespräch.

Wer sich noch vor einem Jahr Krisenvorräte für den Notfall anlegte, wurde belächelt oder gar als „Prepper“ beschimpft. Doch inzwischen rät die Regierung selbst dazu: Es sei wichtig, den Berlinerinnen und Berlinern zu sagen, was sie im Vorfeld tun könnten, sagt Akman. Er verweist auf die Tipps, die das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe auf seiner Webseite gibt.

Während das Bundesamt seine Tipps mit launigen Bildern illustriert, gibt sich Berlins Landesbranddirektor Karsten Homrighausen besorgt: „Was mich als Feuerwehrchef umtreibt, ist die Frage: Wie gehen Menschen angesichts gestiegener Gaspreise mit alternativen Heizmöglichkeiten um? Nicht jede Heizquelle ist dazu geeignet, in geschlossenen Räumen eingesetzt zu werden.“ Er befürchtet, dass es mehr Wohnungsbrände geben werde. Hier brauche es intensivere Aufklärung.

Hinsichtlich rollierender Stromabschaltungen stehe man vor einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, um Versorgungsstrukturen zu sichern, so der Feuerwehrchef. Wichtig sei die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung, dass man „zur Überbrückung von einigen Stunden, vielleicht von zwei, drei Tagen“ Vorsorge treffe, um nicht auf die staatliche Versorgung angewiesen zu sein. Denn es sei eine Herausforderung, alle Menschen in dieser Stadt gleichermaßen mit Lebensmitteln zu versorgen.