Für ein wichtiges Berliner Verkehrsprojekt muss die Deutsche Bahn (DB) eine weitere Verspätung melden. Die Eröffnung des ersten Abschnitts der neuen Berliner Nord-Süd-S-Bahn verzögert sich erneut. Die Inbetriebnahme der Strecke zwischen Wedding und Hauptbahnhof „muss ins Jahr 2024 verschoben werden, was wir außerordentlich bedauern“, teilte ein Bahnsprecher am Mittwoch auf Anfrage der Berliner Zeitung mit. Grund sind Engpässe bei der Material- und Personalverfügbarkeit. Zuletzt hieß es, dass die ersten Züge der geplanten neuen S-Bahn-Linie S15, die am Gesundbrunnen beginnen wird, im Dezember 2023 ins Rollen kommen sollten. Davor war von Ende 2022 die Rede.
Anfangs hieß das Projekt S21 – aber weil das an das von Pannen geplagte Vorhaben „Stuttgart 21“ erinnert, ändert die DB den Namen. Seit einiger Zeit heißt es City-S-Bahn. Bekannter ist es dadurch nicht geworden. Obwohl schon seit vielen Jahren geplant und inzwischen auch gebaut wird, nimmt kaum ein Berliner von dem Projekt im Bezirk Mitte Notiz.
Dabei gibt es gute Gründe, die 1939 fertiggestellte Nord-Süd-S-Bahn zu ergänzen. Nicht nur, dass es in der wachsenden Stadt Berlin Entlastung und neue Direktverbindungen schafft: Die City-S-Bahn wird auch Umsteigemöglichkeiten bieten, die Fahrgästen Reisezeit ersparen – etwa am Hauptbahnhof, am Potsdamer Platz und am Gleisdreieck.
Der vier Kilometer lange erste Bauabschnitt sieht auf der Karte wie ein Ypsilon aus: am Fuß eine provisorische Tunnelstation nördlich der Invalidenstraße am Hauptbahnhof, die beiden Äste führen zu den S-Bahnhöfen Westhafen und Wedding, um dort an die Ringbahn anzuschließen. Es geht es um den nordöstlichen Ast, dort soll die S15 im Zehn-Minuten-Takt nach Gesundbrunnen fahren. Doch der Zeitplan wackelte bereits im Mai.
Warten auf dringend erforderliche elektrotechnische Komponenten
Wie die gesamte Wirtschaft bekomme auch die Deutsche Bahn die aktuelle Materialknappheit aufgrund von Lieferschwierigkeiten zu spüren, bekräftigte der Bahnsprecher am Mittwoch. „Die Industrie kann dringend erforderliche elektrotechnische Komponenten nicht rechtzeitig liefern.“ Unter anderem verzögere sich die Anlieferung für eine für den Interimsbahnsteig am Hauptbahnhof notwendige Trafostation, die aber für die Inbetriebnahme zwingend erforderlich sei. Gleiches gelte für die sogenannte Netzersatzanlage. „Die Netzersatzanlage stellt im Notfall die Stromversorgung unter der Invalidenstraße sicher.“




