Großeinsatz

Geiselnehmer tot: SEK stürmt Geschäft an der Keithstraße in Berlin-Schöneberg

Die Berliner Polizei war in der City West bis Dienstagmorgen im Großeinsatz. Eine Geiselnahme wurde um 2.38 Uhr beendet. Nun sind neue Details bekannt.

Polizisten stürmen ein Geschäft an der Keithstraße. Dort war es zu einem Überfall auf ein Geschäft mit einer Geiselnahme gekommen.
Polizisten stürmen ein Geschäft an der Keithstraße. Dort war es zu einem Überfall auf ein Geschäft mit einer Geiselnahme gekommen.Carsten Koall/dpa

Fast neun Stunden war ein Antiquitätenhändler in Schöneberg Geisel eines Räubers. Am frühen Dienstagmorgen fand die Geiselnahme dann ein blutiges Ende.

Gegen 17 Uhr am Montag hatten zwei maskierte Männer den Laden in der Keithstraße betreten, um ihn auszurauben. Die beiden iranischen Staatsangehörigen, 22 und 41 Jahre alt, brachten den 80-jährigen Inhaber und eine 62-jährige Angestellte in ihre Gewalt.

Passanten, die das Geschehen von außen mitbekamen, alarmierten die Polizei. Diese riegelte die Keithstraße mit einem massiven Aufgebot zwischen Kurfürsten- und Kleiststraße ab. Polizeiwagen parkten quer auf der Fahrbahn, rot-weißes Flatterband wurde über Straße und Bürgersteig gespannt. Später wurden auch die Kurfürstenstraße komplett und die Straße An der Urania auf einer Seite gesperrt. Polizisten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) fuhren vor, behelmte Polizisten liefen mit Maschinenpistolen in der Hand über den Bürgersteig. Präzisionsschützen gingen auf den Dächern der Wohn- und Geschäftshäuser in der Keithstraße in Position.


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Daraufhin verließ der 22-Jährige den Laden und ergab sich den Polizeibeamten. Er sollte bis zum Dienstagabend einem Richter zum Erlass eines Haftbefehls vorgeführt werden.

Sein 41-jähriger Mittäter ließ nach etwa drei Stunden die Angestellte frei und verbarrikadierte sich in den hinteren Räumen des Ladens mit seiner 80-jährigen Geisel. Die leicht verletzte Frau wurde von Rettungskräften versorgt.

Was folgte, waren Stunden der Ungewissheit. Anwohner, die in ihre Wohnungen wollten, wurden an den Absperrungen nicht durchgelassen. Polizeibeamte verwiesen auf den laufenden Einsatz. Zugleich gaben sie zu erkennen, dass es sich um eine besondere Lage handele. Es seien Kollegen im Einsatz, die man „sonst nur selten“ sehe, sagte ein Polizist. Ein Hinweis auf das Spezialeinsatzkommando. Kurios: Einem Anwohner gelang es, mit einer Tiefkühlpizza in der Hand über einen Hintereingang des betreffenden Hauses zurück in seine Wohnung zu gelangen.

Per Twitter appellierte die Polizei derweil an Passanten, Anwohner und Pressevertreter, während des laufenden Einsatzes keine Bilder von den Einsatzkräften und den Polizeimaßnahmen zu veröffentlichen. Dies könne den Einsatz behindern und beteiligte Personen gefährden.

Der tote Geiselnehmer wird am Dienstagmorgen von Rettungskräften geborgen.
Der tote Geiselnehmer wird am Dienstagmorgen von Rettungskräften geborgen.Morris Pudwell

Über Stunden versuchte die Verhandlungsgruppe des SEK, den Mann zur Aufgabe zu bewegen. Er drohte immer wieder damit, sich umzubringen. Welche Forderungen er stellte, darüber machen Polizei und Staatsanwaltschaft keine Angaben.

Auch über das eigentliche Motiv der Geiselnahme gibt es nach Angaben von Sebastian Büchner, dem Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft, noch keine Erkenntnisse. Wie die B.Z. berichtet, soll sich der geplante Raub zu der Geiselnahme entwickelt haben, weil der Inhaber nur 500 Euro in der Kasse gehabt haben soll. Der 41-Jährige, der als psychisch labil galt, soll dann „ausgerastet“ sein.

Weil die Verhandlungen erfolglos blieben, entschloss sich die Einsatzleitung zum Zugriff. Die Erstürmung des Ladens um 2.38 Uhr beschreibt eine Anwohnerin so: „Es gab eine Explosion, dann wurde es hell.“ Kurz darauf sei es vorbei gewesen. Die Explosion rührte von der Blendgranate her, die die SEK-Beamten in den Laden warfen, um den Geiselnehmer zu irritieren. Die SEK-Beamten fanden den Geiselnehmer tot in einem Nebenraum. Er hatte sich selbst in den Kopf geschossen.

Polizisten geleiteten Anwohner aus dem betreffenden Haus nach draußen. Diejenigen, die bis dahin vor den Absperrungen warten mussten, wurden zu ihren Wohnungen geleitet.

Der Ladeninhaber wurde in ein Krankenhaus gefahren. Die Leiche des 41-jährigen Geiselnehmers soll am Mittwoch in der Rechtsmedizin der Charité obduziert werden.


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