Ein langjähriger Begleiter von Sonderfahrten der S-Bahn Berlin und Mitwirkender im S-Bahn-Museum Berlin wird des mehrfachen Kindesmissbrauchs verdächtigt. Wie die Berliner Zeitung erfuhr, hat die Staatsanwaltschaft mittlerweile Anklage gegen den Mann erhoben. Aus ihrer Sicht besteht hinreichender Tatverdacht.
„Dem Angeklagten werden insgesamt sechs Taten zwischen 1997 und 2024 vorgeworfen“, bestätigte eine Sprecherin der Berliner Strafgerichte. Die Hauptverhandlung solle am 29. April beginnen. „Es geht dabei um sexuellen Missbrauch von Kindern, den schweren sexuellen Missbrauch von Kindern und den Besitz von kinderpornografischen Inhalten“, so die Gerichtssprecherin.
Der Fall ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft durch eine Anzeige ins Rollen gekommen. Am 17. Juli 2024 hatten Ermittler die Wohnräume sowie den Arbeitsplatz des Beschuldigten durchsucht. Dabei sollen CDs mit insgesamt 536 kinderpornografischen Fotos sichergestellt worden sein.
Für den Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung. Der Mann war jahrelang als Begleiter von Sonderfahrten mit historischen S-Bahn-Zügen im Einsatz. Bis heute ist er im S-Bahn-Museum aktiv.
Das sagt der Verein Historische S-Bahn
Der Verein Historische S-Bahn führt die Sonderfahrten erst seit der Wiederaufnahme im Jahr 2023 durch, davor gab es jahrelang keine derartigen Aktionen. In den 1990er-Jahren bis 2008 organisierte die S-Bahn Berlin GmbH die Fahrten, Mitglieder des Vereins Historische S-Bahn begleiteten sie als Betreuer. Der Vereinsvorsitzende Robin Gottschlag sagte der Berliner Zeitung, dass der Tatverdächtige zuletzt im Jahr 2008 bei einer Sonderfahrt eingesetzt worden sei. Über „Gerüchte“ habe er bereits vor einigen Wochen von den Vorwürfen gegen den Angeklagten gehört, eine offizielle Anfrage von Strafverfolgungsstellen habe er nicht erhalten. Im Zeitraum, in dem sich die mutmaßlichen Taten abgespielt haben sollen, seien im Verein keine Vorwürfe bekannt geworden.
Udo Dittfurth, Leiter des S-Bahn-Museums Berlin, ließ eine E-Mail-Anfrage unbeantwortet. Die Berliner Zeitung hatte ihn unter anderem gefragt, ob das Museum Kenntnis von den Vorwürfen habe und ob ein Kinderschutzkonzept in der Einrichtung bestehe. Er werde sich zu dem Thema nicht äußern, erklärte Dittfurth, als die Berliner Zeitung ihn am Dienstag telefonisch erreichte. Er verwies auf die Ermittlungsbehörden und sagte: „Über das S-Bahn-Museum rede ich nicht mit Ihnen.“
Die Berliner Zeitung sprach auch den Angeklagten am Telefon auf die Anklagepunkte an. Dieser lehnte eine Stellungnahme ab.
Missbrauchsfälle bei Parkeisenbahn in Berlin und Dresden
Die Vorwürfe erinnern aufgrund des Umfelds an andere Missbrauchsfälle. Im Jahr 2010 war eine Serie pädophiler Taten bei der Parkeisenbahn in der Wuhlheide bekannt geworden. Die Behörden ermittelten sieben Täter, es gab Haft- und Bewährungsstrafen. Die 28 Opfer hatten lange Zeit über die Taten geschwiegen. Aus Sicht des Gerichts hatten Verantwortliche bei der Parkeisenbahn weggeschaut und Hinweise ignoriert.
Auch bei der Parkeisenbahn im Großen Garten von Dresden wurde 2016 ein Missbrauchsfall bekannt. Dort soll sich ein Fahrdienstleiter über mehrere Jahre hinweg mehrfach an einem Jungen vergangen haben.


