Immobilienmarkt

Wohnen in Berlin wird immer teurer: So stark steigen die Mieten

Neue Zahlen des Internetportals Immowelt zeigen, dass sich die Lage am Mietmarkt weiter zuspitzt. Auch im Osten Deutschlands müssen Mieter mit höheren Kosten rechnen. 

In 69 von 80 untersuchten Städten sind die Mieten im vergangenen Jahr gestiegen
In 69 von 80 untersuchten Städten sind die Mieten im vergangenen Jahr gestiegenShotshop/Imago

Wer im Juli dieses Jahres eine Wohnung in Berlin sucht, soll dafür im Mittel eine Kaltmiete von 11,74 Euro pro Quadratmeter im Bestand bezahlen. Das sind 3,9 Prozent mehr als im Juli vergangenen Jahres, wie aus einer Untersuchung des Internetportals Immowelt hervorgeht, die am Donnerstag veröffentlicht wurde.

„Die Lage am Mietmarkt spitzt sich weiter zu“, resümiert das Portal. Berlin ist eine von bundesweit 69 Städten, in denen laut Immowelt die Mieten innerhalb eines Jahres gestiegen sind. Untersucht wurden dabei 80 Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern. Berücksichtigt bei der Analyse wurden Angebotsmieten für Bestandswohnungen aus den 1990er-Jahren mit 80 Quadratmetern und drei Zimmern, die im zweiten Stock liegen und bei Immowelt inseriert wurden. Wichtig: Es handelt sich um Angebotsmieten, zu welchen Mieten die Wohnungen letztlich vergeben wurden, geht daraus nicht hervor. Abweichungen sind möglich. 

Die Chancen, dass die Mieten in naher Zukunft sinken, sind laut Immowelt gering. Im Gegenteil: „Der Rekordzuzug nach Deutschland und die Flaute beim Wohnungsbau sorgen für eine zusätzliche Belastung der bereits angespannten Mietmärkte“, sagt der Immowelt-Geschäftsführer Felix Kusch. „Besonders alarmierend ist der Blick auf die Baufertigstellungen, die jeden Monat aufs Neue einen Tiefstand erreichen“, so Kusch. „Hierauf sollte die Bundesregierung verstärkt den Fokus legen.“ Andernfalls werde Wohnen in den Städten „für viele Menschen zum Luxus“.

Besonders prekär ist die Situation für Mieter in München. Die Landeshauptstadt Bayerns ist traditionell das teuerste Pflaster in Deutschland. Doch aufgrund der immensen Nachfrage steigen die Mieten immer weiter. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate verteuerten sich die durchschnittlichen Angebotsmieten um 5,2 Prozent. Statt 16,68 Euro müssen Mieter bei Neuvermietung nun 17,55 Euro für den Quadratmeter im Bestand zahlen.

In den anderen Großstädten ist das Preisniveau zwar deutlich geringer, das trifft allerdings auch auf die Durchschnittseinkommen zu. Die Belastung ist daher ähnlich hoch und nimmt ebenfalls zu. So sind die Angebotsmieten in Hamburg wie in Berlin innerhalb eines Jahres um 3,9 Prozent gestiegen. In der Hansestadt werden derzeit durchschnittliche Preise von 11,27 Euro je Quadratmeter aufgerufen, womit Hamburg allerdings noch etwas günstiger als Berlin ist. Noch teurer sind die Quadratmetermieten für Bestandswohnungen mit 13 Euro in Stuttgart, mit 12,97 Euro in Frankfurt am Main und mit 12,42 Euro in Köln.

Viele Städte im Osten Deutschlands sind eher günstig

In der unteren Hälfte der Preisskala sind viele Städte aus Ostdeutschland zu finden. Doch das könnte sich laut Immowelt eventuell bald ändern. Denn der Osten gewinnt zunehmend an Wirtschaftsstärke. Immer mehr große Unternehmen siedeln sich in den neuen Bundesländern an. Zuletzt bestätigte Tesla den massiven Ausbau seines Werks im brandenburgischen Grünheide. Zuvor gab bereits der Chip-Hersteller Intel bekannt, zwei Halbleiterwerke in Magdeburg zu bauen und somit rund 3000 Arbeitsplätze zu schaffen. Der Bau wird sogar mit knapp zehn Milliarden Euro vom Bund subventioniert. Die Folge der Ansiedlungen: Die ostdeutschen Großstädte gewinnen an Attraktivität. Immer mehr Fachkräfte zieht es wegen zukunftsträchtiger Jobs in den Osten.

Dort treffen sie auf vergleichsweise günstige Mieten, die aber allmählich ansteigen – so auch in den Großstädten Sachsen-Anhalts: Magdeburg mit einer Angebotsmiete von 6,69 Euro je Quadratmeter verzeichnet ein Plus von 4,2 Prozent, Halle verbucht mit einer Angebotsmiete von 6,34 Euro je Quadratmeter einen Anstieg von 3,2 Prozent. Dort wirkt sich die räumliche Nähe zu Leipzig aus, wo sich die Angebotsmieten auf 7,35 Euro je Quadratmeter belaufen. Ein Anstieg um 1,8 Prozent. In Dresden werden Bestandswohnungen im Juli 2023 für 7,88 Euro je Quadratmeter angeboten – 1,7 Prozent mehr als im Juli 2022.

Die preiswertesten Mietwohnungen werden derzeit laut Immowelt in Chemnitz aufgerufen, wo der Quadratmeter im Mittel 5,46 Euro kostet. Noch hält sich der Preiszuwachs aufgrund der hohen Leerstandsquote mit einem Plus von 1,5 Prozent in Grenzen. Doch auch in Chemnitz ist das Potenzial laut Immowelt groß: Sollte die Wirtschaft dort auch Fahrt aufnehmen, könnte Wohnen ebenfalls bald teurer werden.

In einigen Großstädten sinken die Angebotsmieten

Insgesamt gibt es allerdings auch elf Großstädte mit sinkenden Mietpreisen. Bei acht Städten ist der Rückgang allerdings gering und liegt unter zwei Prozent, was damit laut Immowelt auch übliche Marktschwankungen sein können. Lediglich in drei hochpreisigen Studentenstädten geben die Angebotsmieten etwas stärker nach. Dies könnte nach Einschätzung des Immobilienportals damit zusammenhängen, dass sich aufgrund der gestiegenen Lebenshaltungskosten viele Studenten nicht noch höhere Mieten leisten können und die Grenze des Bezahlbaren erst mal erreicht ist.

Am stärksten ist der Rückgang in Freiburg, wo die Preise um 6,1 Prozent nachgegeben haben. Mit einem mittleren Mietpreis von 11,73 Euro liegt die badische Großstadt allerdings nach wie vor auf einem Niveau mit Berlin und ist sogar teurer als Hamburg. Ebenfalls sinkende Mieten lassen sich laut Immowelt in Münster (minus vier Prozent auf 10,06 Euro je Quadratmeter) und Erlangen (minus 2,2 Prozent auf 10,90 Euro je Quadratmeter) beobachten.