Löwenjagd in Berlin

Exoten-Bann: „Ich hoffe, dass der Löwe die Politiker wachrüttelt“

Auch wenn es diesmal nur ein Wildschwein war: PETA kritisiert den derzeitigen Entwurf des Tierschutzgesetzes. Private Exotenhaltung verbiete sich. 

Drei verwaiste Löwenjunge wurden in der Ukraine gefunden und nach Polen gebracht.
Drei verwaiste Löwenjunge wurden in der Ukraine gefunden und nach Polen gebracht.Bianca Otero/imago

Seit Donnerstagmorgen sucht die Polizei rund um das Gebiet Kleinmachnow nach einer vermeintlichen Löwin. Inzwischen sind die rund hundert Polizisten abgezogen – es war wohl doch ein Wildschwein. Peter Höffken, der Kampagnenleiter von PETA Deutschland, hofft, dass sich die Debatte bald wieder auf das Wesentliche konzentriert: das mangelnde Tierwohl, besonders von exotischen Wildtieren. Aktuell diskutiert die Ampel über ein neues Tierschutzgesetz.

Wer sich in Deutschland morgens lieber von Löwengebrüll statt von Hahnenkrähen wecken lassen will, kann sich eine eigene Wildkatze für den Garten zulegen. Zumindest in sieben der 16 Bundesländer, darunter auch Brandenburg. Denn nur in neun Bundesländern gilt die Gefahrtierverordnung, die das Halten von „gefährlichen“ Tieren verbietet. Was als gefährlich gilt, ist jedoch oft schwammig, meint Höffken.

PETA Deutschland fordert jedoch nicht nur eine bundesweite Gefahrentierverordnung, sondern ein konkretes Verbot von privater Exotenhaltung. Demnach sollten nur domestizierte Tiere als Haustiere gehalten werden dürfen: zum Beispiel Hunde und Katzen, die über Jahrhunderte hinweg für das Zusammenleben mit dem Menschen gezüchtet wurden. 

Vorschlag von Cem Özdemir fand wenig Anklang

Den Vorschlag von Grünen-Politiker Cem Özdemir, der Anfang des Jahres einen privaten Exoten-Bann und eine Positivliste mit allen erlaubten Haustieren gefordert hat, findet der Tierschutzverein gut. Doch die Diskussion darum ist schnell abgeflaut, nachdem es viel Kritik von Interessengruppen, Privathaltern und in der Ampel selbst gegeben hat. Der Vorwurf sei zu extrem und spreche Haltern ab, sich gut um ihr exotisches Haustier zu kümmern. Einen gemäßigteren Vorschlag machte der Direktor des Wilhelma-Zoos, Dr. Peter Kölpin, der einen Wildtierführerschein forderte.


Bildstrecke

Affen mit Marshmallows gefüttert

„Wir haben uns dafür eingesetzt, dass es in Niedersachsen einen Hundeführerschein gibt“, erzählt Höffken der Berliner Zeitung, „und mehr Fachwissen über sein domestiziertes Haustier zu haben, finde ich gut. Anders ist es bei Wildtieren, diese gehören nur in die Wildnis. Ich spreche keinem ab, sein Tier gern zu haben und alles Mögliche zu tun, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es einer Schlange in einem Terrarium schlecht geht. Ein Leben auf ein bis drei Quadratmetern ist einfach keine artgerechte Haltung. Zwar sagen viele Halter, sie kennen sich aus und ihren Lieblingen gehe es gut, doch das steht in Diskrepanz zur Realität. Viele Tiere sterben früh oder bekommen Krankheiten aufgrund der schlechten Haltung. Schon oft haben wir dem Veterinäramt Stellen gemeldet, in denen Affen mit Marshmallows gefüttert wurden. Diese wurden dann beschlagnahmt.“

Schlangen auf dem Spielplatz, ein Löwe auf der Clanhochzeit, eine Riesenspinne vor der Polizeiwache – in Berlin sind Schlagzeilen mit Exoten keine Seltenheit. Hinzu kommt die oft prekäre Lage von Wildtieren in Zirkussen, gegen die Tierschützer schon seit Jahrzehnten kämpfen. „Desto schlimmer, dass die Politik die Problemlage immer noch so verschläft“, kritisiert Höffken. Im derzeitigen Entwurf des neuen Tierschutzgesetzes der Ampel werde kein Wort über Wildtiere oder das Zirkusproblem verloren. „Ich hoffe, dass der Löwe die Politiker wachrüttelt“, klagt der Kampagnenleiter von PETA Deutschland.